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 Berlin 1933-1945

Stadt und Gesellschaft im Nationalsozialismus


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Gesamt ++++-
Anspruch
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Preis - Leistungs - Verhältnis
Pünktlich zum 80. Jahrestag der Machtergreifung Hitlers erscheint der von Michael Wildt und Christoph Kreutzmüller herausgegebene Sammelband "Berlin im Nationalsozialismus".

Gerade Kenner werden sich an dieser Stelle bereits fragen, weshalb dieser Band überhaupt notwendig ist. Denn 2007 erschien unter dem Titel "Die missbrauchte Hauptstadt. Hitler in Berlin" bereits eine Monographie von Thomas Friedrich, die das Verhältnis von Hitler und der NSDAP zur Hauptstadt Berlin thematisierte.

Im Gegensatz zu dem nun vorliegenden Aufsatzband lag der Schwerpunkt hier jedoch vor allem auf den Jahren vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, während die Autoren dieses Bandes vor allem die Jahre 1933 bis 1945 beleuchten. Nur vereinzelt kommen dabei auch Entwicklungen vor beziehungsweise nach diesem Zeitraum zur Sprache. Zudem folgte die Monographie von Thomas Friedrich einer strengen chronologischen Ordnung, während der Sammelband von Wildt und Kreutzmüller thematisch angeordnet ist.

So werden hier in 22 Aufsätzen die unterschiedlichsten Aspekte des nationalsozialistischen Herrschaftseinflusses auf Berlin thematisiert, was zur Folge hat, dass die Herausgeber diese in folgende Kategorien eingeteilt haben: Machtübernahme, Herrschaft und Verwaltung, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Terror und Verfolgung sowie Krieg. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf den Bereichen Gesellschaft (fünf Aufsätze), Wirtschaft (vier Aufsätze) und Kultur (vier Aufsätze).

Da die Aufsätze zwischen zwölf und siebzehn Seiten umfassen und diese zusätzlich mit Zwischenüberschriften untergliedert sind, ist der Band äußerst kurzweilig zu lesen. Hinzu kommt, dass die thematische Bandbreite der Aufsätze sehr weit gefasst ist. Beispielhaft sollen hier nur drei Aufsatztitel stellvertretend genannt werden, die dies verdeutlichen: "Die NSDAP im Gau Berlin nach 1933", "Wohnungspolitik und Bauwirtschaft in Berlin" und "Gelenkte Bilder. Propagandistische Sichtweisen und fotografische Inszenierungen". Dadurch bietet das Buch ein buntes Kaleidoskop des nationalsozialistischen Einflusses auf Berlin.

Stets wird dabei deutlich, dass die Entwicklungen in Berlin in der Regel mit jenen im ganzen Reich verwoben sind, sodass die Autoren des Bandes immer wieder auch diese Entwicklungen darlegen. Gelegentlich fällt dies jedoch etwas zu ausführlich aus, was zur Folge hat, dass das eigentliche Thema – Berlin – an manchen Stellen etwas zu kurz kommt.

Dagegen überzeugt trotz der zeitlichen Festlegung auf die Jahre 1933 bis 1945, dass manche Aufsätze auch die unmittelbaren Jahre davor (ab 1930) beziehungsweise danach (bis 1950) mit einbeziehen, wodurch "Kontinuitäten und Brüche" zu Tage treten.

Bisweilen werden die Erkenntnisse zwar nüchtern dargestellt, aber gerade durch die Vielzahl an interessanten Einzelbefunden stört dies nur wenig, sondern trägt vielmehr zur Seriosität der Publikation bei. Dadurch spricht diese sowohl ein akademisches Fachpublikum als auch das interessierte Laienpublikum an.

Besonders gelungen ist vor allem, dass jeder Aufsatz mit einem halb- bis eineinhalbseitigen Resümee endet, wodurch sich jeder Leser einen schnellen Überblick über die jeweiligen Kernthesen der Aufsätze machen kann.

Ergänzt wird das Buch nicht zuletzt durch einen ausführlichen Anmerkungsapparat, der vom hohen wissenschaftlichen Anspruch zeugt, sowie durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein Personenregister.

Alles in allem ein kurzweiliger Sammelband, der auf eine nüchterne, aber informative Art und Weise die vielfältige "Durchdringung der verschiedenen Lebensräume" Berlins durch die Nationalsozialisten aufzeigt.

Eine Leseprobe und weitere Informationen bietet die Verlags-Website.

Matthias Jakob Schmid



Hardcover | Erschienen: 21. Januar 2013 | ISBN: 978-3827500168 | Preis: 24,99 Euro | 496 Seiten | Sprache: Deutsch

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