Wer an den Ersten Weltkrieg denkt, denkt vor allem an die Westfront, an den Stellungskrieg in Frankreich. Doch der Weltkrieg war tatsächlich ein Weltkrieg, in dem sich Kolonialmächte gegenüberstanden, die auch zur See über starke Kampfverbände verfügten. Einer davon war der deutsche Kreuzergeschwader im Pazifik, der 1915 auf den Weg in den Atlantik bei den Falklandinseln versenkt wurde. Andreas Leipold zeichnet in seinem Buch "Die deutsche Seekriegsführung im Pazifik in den Jahren 1914 und 1915" seine Geschichte nach.

Das über 500-seitige Buch ist in sechs große Abschnitte gegliedert. Im Ersten stellt Leipold die Entstehungsgeschichte des Kreuzergeschwaders sowie der Versorgungsstationen im Pazifik und deren Besatzungszusammensetzungen dar. Im zweiten Teil wird auf logistische und Informationsstrukturen eingegangen. Der nächste Abschnitt behandelt die Kriegsszenarien von denen die deutsche Marineführung am Vorabend des Ersten Weltkrieges ausgingen.

Die nächsten Abschnitte erzählen in chronologischer Reihenfolge die Ereignisse im Pazifik in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieges. Hier geht es vor allem um die Versorgungsprobleme des Kreuzergeschwaders bis hin zu den Schlachten, die es geschlagen hat. Außerdem wird gesondert das Schicksal des Schlachtschiffes Dresden geschildert. Der letzte Abschnitt beschäftigt sich mit den deutschen Besatzungen, die in Kriegsgefangenschaft gerieten.

Das Buch endet mit einem Quellen- und Literaturverzeichnis sowie mit einem Register. Darüber hinaus liegt dem Buch eine Karte des Pazifiks bei auf der die Wege der deutschen Kriegsschiffe eingezeichnet sind.

Andreas Leipolds Buch "Die deutsche Seekriegsführung im Pazifik in den Jahren 1914 und 1915" ist vor allem eines: Eine Fleißarbeit eines Experten für Experten. Leipold hat alle ihm zugänglichen Quellen ausgewertet und eine sehr fundierte militärhistorische Studie erarbeitet, allerdings ohne dabei auf die Lesbarkeit zu achten.

Das an sich spannende Thema liefert eine Menge Stoff für eine gut lesbare Geschichtsschreibung. Informationsgewinnung, also Spionage, spielt genauso eine wichtige Rolle wie die ständige Problematik des Kreuzergeschwaders an genügend Kohle zu gelangen, um überhaupt im Krieg operieren zu können. Den Höhepunkt bilden schließlich die zwei großen Schlachten des Verbandes vor der südamerikanischen Küste.

Militärhistorisch Interessierte dürften in dem Buch zwar so einiges Spannendes entdecken, aber leider schreibt der Autor trocken, aufzählend und redundant. Ein Beispiel von vielen: Um die Versorgungssituation darzustellen, geht Leipold Seiten lang jede deutsche Station und jedes staatliche und private Kohlelager im pazifischen Raum durch und erläutert mit teilweise identischen Sätzen, wie viele Tonnen von Station X zu Schiff y geliefert werden sollten oder wurden. Spätestens nach drei Seiten blättert der Leser gelangweilt einfach zum nächsten Kapitel. Letztlich hätten solche Informationen auch mittels einer doppelseitigen Tabelle vermittelt werden können. Der Text wäre um einiges kürzer geworden.

So ist das Buch letztlich nur als Nachschlagewerk für Historiker geeignet. Für den sehr hohen Preis dürfte es sich sonst sowieso kaum jemand kaufen wollen. Durch die vielen detaillierten Informationen, die allesamt auch gut belegt werden, dürfte es diese Funktion ausgezeichnet erfüllen.

Die beiliegende Karte ist leider ähnlich zu bewerten. Eigentlich stellt sie eine sinnvolle Ergänzung zum Text dar, allerdings ist sie durch viele kleine Ortsangaben zu unübersichtlich und hilft oft nicht weiter, wenn der Leser sich eine geografische Vorstellung der Situation machen will.

Fazit: Eine fundierte und quellengesättigte Studie, die aber wegen des Schreibstiles und dem Preis nur für Experten von Interesse sein dürfte.

Das Inhaltsverzeichnis ist zu finden auf der Verlagswebsite.