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 The Nobody

Autoren: Jeff Lemire
Illustratoren: Jeff Lemire
Übersetzer: Gerlinde Althoff
Verlag: Panini Comics

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Das kleine Städtchen Large Mouth ist bestenfalls verschlafen zu nennen. Doch als eines Tages ein Fremder auftaucht, der von Kopf bis Fuß in Mullbinden gehüllt ist, ändert sich alles. Die Einwohner begegnen dem Fremden, der sich im örtlichen Motel einmietet und nur sehr selten sein Zimmer verlässt, mit Misstrauen. Einzig die sechzehnjährige Vickie interessiert sich für Griffen, wie sich der rätselhafte Mann nennt. Zwischen den beiden entsteht eine zarte Freundschaft, die Vickie vor ihrem Vater und den anderen Stadtbewohnern verheimlicht. Doch in Large Mouth brodelt es. Als eine Frau verschwindet und die Menschen Griffen für den Entführer halten, gerät alles außer Kontrolle ...

Jeff Lemire ist lange kein Unbekannter mehr in der Comicszene: Der 1976 geborene Zeichner und Autor wurde bereits für mehrere renommierte Comicpreise nominiert, unter anderem den Eisner Award und den Harvey Award; inzwischen arbeitet er auch an verschiedenen DC-Serien. Zuletzt machte Jeff Lemire mit der großartigen Reihe "Sweet Tooth" von sich reden. In "The Nobody" hat er seine eigene Version von H.G. Wells' Klassiker "Der Unsichtbare" aus dem Jahr 1897 geschaffen. Ein mit Mullbinden verhüllter Fremder kommt in die Stadt und weckt dort Ängste, Misstrauen und schließlich Feindseligkeit. Was versteckt er unter seiner bizarren Verkleidung? Ist er durch einen Unfall entstellt, ist er auf der Flucht vor der Polizei, ist er ein Perverser? Gerüchte und Spekulationen beginnen zu schwelen und nehmen rasch überhand, bis am Ende alles offen gelegt wird – nicht nur das Geheimnis des seltsamen Mannes namens Griffen, auch das wahre Gesicht des geruhsamen kleinen Städtchens Large Mouth.
Die Handlung ist der Vorlage in ihren Grundzutaten zunächst recht ähnlich, Jeff Lemire hat aber verschiedene neue Zutaten, Personen und Wendungen hinzugefügt, die sie einzigartig machen und doch sehr stark von Wells' Roman abheben. Wo Wells den moralischen Verfall seiner Hauptfigur in den Mittelpunkt gerückt hat, konzentriert sich Lemire mehr auf die menschliche Tragödie, auf die Qualen, die der "Nobody" erleidet. Eine andere, aber eben nicht weniger interessante Sichtweise, zumal auch Lemires Griffen ganz und gar kein Heiliger ist.
Ungewöhnlich - und dadurch spannend - ist auch die Kolorierung: Der Zeichner hat sich (anders als das Cover vermuten lässt) für Schwarz und Weiß als einzige Farben entschieden, lediglich ergänzt durch ein sehr dezentes helles Blau. Die Panels wirken in ihrer Schlichtheit dadurch noch klarer und eindrucksvoller. Jeff Lemires Zeichenstil ist wunderbar ausdrucksstark, manchmal krakelig und sehr individuell – er hat nichts vom Hochglanz der Mainstream-Comics, nichts von deren polierten und überzeichneten Charakteren. Die Zeichnungen wecken auf jeden Fall die Lust, wieder mehr Independent-Comics zu lesen, deren Bilder einfach persönlicher, ehrlicher und weniger glatt gebügelt sind und so ihre ganz eigene Stimmung erzeugen. Das kompakte Hardcover mit dem sehr festen, hochwertigen Papier bringt dies noch besser zur Geltung.

"The Nobody" ist eine tolle Variante des Sci-Fi-Klassikers "Der Unsichtbare", die durch Jeff Lemires Zeichen- und Erzählstil eine sehr eigene, fesselnde Note erhält. Eine dramatische, traurige und auf jeder Seite packende Geschichte über das Anderssein und die verhängnisvolle Eigendynamik, die Feindseligkeit und Angst erzeugen können.

Zur Online-Leseprobe bei Panini Comics

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 14. Januar 2013 | ISBN: 978-3862014644 | Originaltitel: The Nobody | Preis: 19,95 Euro | 144 Seiten | Sprache: Deutsch

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