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 Revolution und Arbeiterbewegung in Deutschland 1918-1920


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Die Novemberrevolution 1918 ist aktuell nicht besonders präsent sowohl in der Forschung als auch im öffentlichen Bewusstsein. Dies war ein Grund für Zeithistoriker durch zwei Tagungen die Ereignisse in Deutschland im Anschluss an den Ersten Weltkrieg wieder stärker in den Fokus zu rücken. Das Ergebnis ist der Sammelband "Revolution und Arbeiterbewegung in Deutschland 1918-1920".

Auf gut 460 Seiten sind hier über 20 Aufsätze vereint, die verschiedene Aspekte der Rolle der Arbeiterbewegung in der Revolution analysieren und darstellen. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt dabei eher auf der gewerkschaftlichen Seite, vor allem auf der Bedeutung des Stinnes-Legien-Abkommens. Einen weiteren regionalen Schwerpunkt bilden die Ereignisse im Ruhrgebiet.

Der Band ist in sieben Abschnitte gegliedert. Zunächst werden Gewerkschaften und Revolution in einen internationalen und historischen Kontext eingeordnet. Der nächste Abschnitt legt den Fokus auf die Lage und Interessen der Arbeiter und Gewerkschaften.
Der vierte Abschnitt versammelt Artikel, die sich im weitesten Sinne mit dem Handeln und den Strategien der Gewerkschaften während des Krieges und der Revolution beschäftigen. Hier werden auch konkurrierende Modelle des gewerkschaftlichen Handelns dargestellt. Im fünften Abschnitt liegt der Schwerpunkt auf Partner und Gegner der Arbeiterbewegung, also vor allem den Unternehmern und ihre Verbände.
Die letzten beiden Abschnitte versuchen eine internationale wie eine historische Einordnung der Revolution. Welche Strahlkraft hatte die Revolution beispielsweise auf Frankreich oder Japan? Und wie wurde und wird der Revolution bis heute im Ruhrgebiet gedacht?
Der Band endet mit einer Bibliografie sowie mit einem Personenregister.

"Revolution und Arbeiterbewegung in Deutschland 1918-1920" ist ein gelungener und spannender Forschungsband, der versucht sowohl das Interesse an der Revolutions- wie auch an der Arbeiterbewegungsgeschichte wieder aufleben zu lassen. Einige Jahrzehnte sind beide Forschungsfelder etwas in den Hintergrund getreten. Da sich aber gleichzeitig in der Geschichtswissenschaft einiges getan hat, neue Methoden und Perspektiven entwickelt wurden, versprechen sich die Herausgeber einige neue Möglichkeiten, um der Forschung neuen Schub zu geben.

Zwar geht es in vielen Beiträgen letztlich um alte Fragen, wie zum Beispiel, ob die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie zu defensiv agiert haben während der Revolution oder nicht. Diese alten Forschungsfragen werden wohl nie konsensual von der Forschung beantwortet werden. Aber es gibt auch durchaus interessante Bestrebungen neue Fragen zu stellen, beispielsweise durch Regionalstudien, wie für das Ruhrgebiet. Auch spannend sind sicher internationale und transnationale Studien, wie die Revolution weltweit wahrgenommen wurde.

Zu guter Letzt geht es den Autoren darum, die historische Bedeutung der "vergessenen Revolution" herauszuarbeiten. Insbesondere für die Entwicklung des heutigen Tarifrechts und des Verhältnisses zwischen Kapital und Arbeit sind die Ereignisse zwischen 1918 und 1920 von großer Bedeutung. Dies ist unumstritten. Allein deswegen sollte das Interesse an dieser Zeit neu belebt werden. Auch wenn nicht jede Fragestellung und jede Antwort in den Aufsätzen neu ist, so bietet er doch einige Anstöße zu neuen Forschungen, die hoffentlich aufgegriffen werden.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 25. April 2013 | ISBN: 978-3837503234 | Preis: 39,95 Euro | 466 Seiten | Sprache: Deutsch

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