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 Disconnected, Band 1: Da war'n es nur noch drei

Serie: Disconnected, Band 1
Autoren: Ina Bruhn
Übersetzer: Ursel Allenstein
Verlag: Kosmos

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Endlich Sommerferien. Die drei sechzehnjährigen Freunde Mateus, Nick und Jonathan aus einem Vorort Kopenhagens könnten sie eigentlich so richtig genießen, auch wenn Mateus sich ärgert, weil Nick ständig Mädchen aufreißt, so viele, dass er Mateus immer mal eines anbietet, denn dieser geht stets leer aus. Doch das eigentliche Problem ist Jonathan. Dieser geht fast nur noch eigene Wege, wobei er vorgibt, für Zeitungsartikel zu recherchieren. Nicht einmal die bildschöne Liv, die zu Mateus' Verdruss hoffnungslos verliebt in Jonathan ist, kann ihren Freund von seinem Einzelgängertum abbringen.
Plötzlich taucht ein gewisser "Ikarus" auf Facebook auf und gibt Mateus sonderbare Hinweise auf Jonathan. Als Mateus und Nick ihnen nachgehen, stellen sie fest, dass sich Jonathan offensichtlich in Dealerkreisen aufgehalten hat. Sie nötigen den Freund zu einem Gespräch, doch dieser kündigt ihnen die Freundschaft auf und weigert sich, mit ihnen zu sprechen. Das ändert sich auch nicht, als Jonathan brutal zusammengeschlagen wird und die beiden ihn sofort, nachdem sie es erfahren haben, im Krankenhaus besuchen.
Dann verschwindet Jonathan eines Nachts nach einem hässlichen Streit mit Liv, dessen Zeuge Mateus wurde, spurlos. Verzweifelt machen sich Mateus, Liv und Nick auf die Suche.

Keiner von den drei Jungen, um die es in dieser Geschichte geht, ist ohne seelische Verletzungen. Nick hat seinen Vater gar nicht kennen gelernt, Mateus' Vater ist als Mitglied von "Ärzte ohne Grenzen" meist in Afrika unterwegs; als er überraschend zurückkehrt, erschwert er das Familienleben nur, und im Lauf des Romans bröckelt auch die scheinbar so heile Fassade von Jonathans Familie. Alkohol und gelegentlicher Haschkonsum gehören zumindest bei Mateus und Nick schon länger zum Leben, ihren überforderten Müttern haben sie sich entfremdet.
Die drei finden Halt beieinander, tun sich damit jedoch zunehmend schwer, da sie sich in der letzten Zeit recht unterschiedlich entwickelt haben. Als Jonathan sich mit einem Panzer aus Kälte und Arroganz umgibt, an dem seine Freunde nur noch abprallen, sind sie hilflos. Auch Liv scheitert an ihm, trotz aller Liebe. Sein Verschwinden schweißt das Trio zusammen.
Ina Bruhn erzählt rasant, die Dialoge in Jugendsprache, ohne dies manieriert zu tun – sie lässt die Jugendlichen ganz natürlich reden. Das enorme Tempo der Erzählung spiegelt gut die Getriebenheit der Protagonisten wider, vor allem, als es darum geht, herauszufinden, was mit Jonathan geschehen ist.

Viele Jugendliche – das Buch ist für ab Vierzehnjährige deklariert, dies scheint auch angemessen – werden sich ein Stück weit in den Charakteren wiederfinden, werden das Gefühl des Entwurzeltseins, zumindest des Sichablösens aus der Geborgenheit der Familie kennen und wohl auch manche darüber hinausgehenden Probleme in Richtung Drogen, wenn nicht aus eigener Erfahrung, so womöglich bei Freunden oder Bekannten. Die Protagonisten denken und fühlen nachvollziehbar, bieten also die Möglichkeit zur Identifikation.
Etwas stört das allzu offene Ende, es gibt nicht einmal den Hauch eines vorläufigen Abschlusses, der zweite Band wird sich übergangslos abschließen. So fehlt auch das für Jugendliche, die meist nicht die großen Leseratten sind, gute Gefühl, ein Buch ausgelesen zu haben. Doch zumindest darf man auf die Fortsetzung hoffen, die eine Herausforderung darstellt, denn dieses Tempo lässt sich nicht leicht auf längeren Strecken halten.

Eine Leseprobe ("Blick ins Buch") wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 6. Januar 2012 | ISBN: 9783440128169 | Originaltitel: Genstart. Gennem nattens gader | Preis: 10,99 Euro | 195 Seiten | Sprache: Deutsch

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