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 Magic

1400s - 1950s


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Seit jeher sind die Menschen fasziniert von Zauberei und Magie - vor allem dann, wenn sie in Gestalt von Unterhaltung und Nervenkitzel präsentiert werden. Was ist echt, was ist Täuschung? Schwebt die Frau dort vorne auf der Bühne wirklich frei im Raum, lässt dieser Illusionist gerade tatsächlich einen lebensechten Baum heranwachsen? Gibt es Geistererscheinungen - oder sind das alles bloß Taschenspielertricks?
Der Taschen Verlag wirft mit dem opulenten dreisprachigen Bildband "Magic" einen eingehenden Blick auf die künstlerische Darstellung von mehr als fünf Jahrhunderten Zauberei, Illusionskunst und Bühnenmagie. Das großformative Buch präsentiert auf 544 Seiten mehr als 1000 (!) Abbildungen und Fotos, die Zeugnis ablegen vom Stellenwert der von Menschen kunstvoll und trickreich in Szene gesetzten Magie in den Jahren 1400 bis 1950. Der Zeitraum ist gut gewählt - die magische Reise beginnt im Mittelalter, einer Zeit, in der die Menschen noch sehr empfänglich waren für Tricks und Illusionen und nahezu alle für "echt" hielten, bis hin zu einer Zeit, als das Fernsehprogramm die spektakulären Shows und Darbietungen der Berufsmagier ablöste.

"Magic" verzaubert den Betrachter im Grunde schon, bevor er die erste Seite aufgeschlagen hat. Der großformatige Band wird in einem sehr stabilen Pappschuber geliefert und besitzt einen festen Papierumschlag. Die Gestaltung folgt einem Spielkartenset, so ist etwa der dicke Buchdeckel unter dem Umschlag mit Karten-Symbolen geprägt. Das Papier ist außerordentlich fest und hochwertig, der vollfarbige Druck ausnehmend gut. Wie man es aus dem Taschen Verlag kennt, erhält der Betrachter hier für knapp fünfzig Euro also ein richtiges Schmuckstück in makelloser Qualität. Das Innere birgt dann erstaunliche Schätzchen und spannende Zeitzeugnisse aus mehr als fünf Jahrhunderten.
Bereits die Kapitelüberschriften zergehen auf der Zunge: "Conjuring Life and Death: The Essence of Illusion", "Devilish Conception: The Origins of Wonder" oder "Chains, Blades, Bullets and Fire: Daring and Danger in Magic" wecken die Neugier und sorgen für ein angenehmes Prickeln. Die einzelnen Kapitel enthalten jeweils einen informativen Artikel zum jeweiligen Thema (auf Englisch, Deutsch und Französisch) sowie natürlich massenhaft Abbildungen und Fotos, alle sorgsam untertitelt. In großer Zahl sind Plakate, Werbezettel, Gemälde und zeitgenössische Stiche zu sehen (vor allem aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert), die zu ihrer Zeit die Darbietungen und Shows der Magier bewarben und das Interesse des Publikums im Vorfeld anheizen sollten. Natürlich wurde hier quer durch die Jahrhunderte schamlos übertrieben mit Illustrationen von Geistern, Skeletten, Teufeln und Dämonen sowie lebensgefährlichen Situationen, in denen der Magier vermeintlich steckte. Neben den abgebildeten Plakaten und Show-Werbungen bietet "Magic" auch Kunstwerke bekannter Maler, die sich mit den Themen Magie und Taschenspielerei beschäftigen, etwa Caravaggio oder M. C. Escher. Hier zeigt sich zum Beispiel, dass das berühmt-berüchtigte Hütchenspiel damals wie heute massenhaft Leute anzog - und gnadenlos hinters Licht führt(e).

Die Abbildungen aus neuerer Zeit umfassen viele Fotografien von berühmten Zauberkünstlern (und -künstlerinnen!) aus verschiedenen Jahrzehnten bis 1950. Viele Namen sind heute noch weltweit bekannt und legendär: Jean Eugène Robert-Houdin, Fu Manchu, Okito, Theo Bamberg, Harry Houdini.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von naiven bis kunstvollen Fotomontagen zu bewundern, mit denen die Zauberkünstler die Existenz von übernatürlichen Erscheinungen und Geistern vorzutäuschen versuchten - die Geisterfotografie, die durch doppelte Belichtung funktionierte, war eine Zeitlang sehr in Mode und führte so manchen schwer hinters Licht, auch bekannte Zeitgenossen wie etwa den Schriftsteller Arthur Conan Doyle, der ein bekennender Anhänger des Spiritismus war. Demgegenüber sieht man im Bildband auch Geisterfotos, die von Houdini mit voller Absicht angefertigt wurden, um die Spiritisten zu entlarven und den Betrug aufzudecken.
Viele der abgedruckten Plakate und Werbezettel sorgen heute noch für Entzücken und den Wunsch, den Trick hinter der Darbietung zu durchschauen: Klassiker wie schwebende Menschen und Gegenstände, zersägte Jungfrauen, Entfesselungskunst, scheinbar aus dem Nichts hervorgezauberte Objekte und Tiere. Die teils extrem ausgefeilten Kunststücke beweisen eindrucksvoll, dass Zauberer die wahren Erfinder der special effects sind. Und doch verrät "Magic" dem Leser (dankenswerterweise) keinen einzigen Trick!

Fazit: "Magic" ist ein wunderschön aufgemachter und inhaltlich äußerst faszinierender Bildband, der den Betrachter quer durch fünf Jahrhunderte Bühnenmagie und Illusionskunst führt. Fast bedauert man beim Betrachten die Tatsache, dass es früher, als noch nicht alles enthüllt und hochtechnisiert war, mehr gab: mehr Überraschungen, mehr Fantasie, mehr Nervenkitzel - kurzum mehr Magie.

Blick ins Buch auf der Verlags-Website: "Magic"

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 25. Mai 2013 | ISBN: 978-3836528078 | Originaltitel: Magic | Preis: 49,99 Euro | 544 Seiten | Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch

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