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 Love@Miriam


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Spannung
Harry und Miriam waren lange Zeit ein glückliches Paar - bis sie sich nach einer schlimmen Krise trennten. Nun liebt Harry zwar Miriam immer noch, sie jedoch hat längst einen neuen Freund und will von ihrem Ex nichts mehr wissen. Für Harry ein Grund, sich umso mehr zu bemühen und Miriam mit SMS, Facebook-Einträgen und Mails zu bombardieren, um eine neue Chance zu erhalten. Er kann nicht begreifen, was Miriam an Ben, ihrem neuen Freund, findet - und entschließt sich zu drastischen Schritten ...

"Love@Miriam" ist ein ebenso clever ausgedachter wie beunruhigender Kriminalroman von Christiane Geldmacher. Erzählt wird aus der Sicht von Harry, einem jungen Mann Anfang 30, der sein Tagebuch, seine Mails und Facebook-Einträge auf einem USB-Stick sichert und so den Leser daran teilhaben lässt. Der lockere und oft witzige Plauderton im Tagebuchformat täuscht den Leser nicht lange darüber hinweg, dass Harry eine schwer gestörte Persönlichkeit ist, der ihr Leben schon länger entglitten ist - und immer weiter entgleitet. Unverdrossen schickt Harry SMS und Mails an Miriam und versucht, sich durch plumpe Facebook-Aktivitäten im Minutentakt interessant und beliebt aussehen zu lassen. Doch das geht nach hinten los, was dem Leser sehr viel schneller klar wird als dem bis auf die Knochen frustrierten und von Wut und Einsamkeit zerfressenen Harry. So kommt es bald zur Katastrophe, als Harry beschließt Ben, den unliebsamen Nebenbuhler und Miriams neuen Freund, aus dem Weg zu räumen.

"Love@Miriam" ist sehr kurzweilig und täuschend locker-flockig erzählt, der Stil folgt damit dem Ton in Social Networks, in dem die meisten Menschen vorrangig ein Ziel verfolgen: sich von der besten Seite zu präsentieren, möglichst cool auszusehen und viele "Freunde" zu sammeln. Hier lässt der Protagonist Harry dem Leser durchaus den einen oder anderen kalten Schauer über den Rücken laufen - die Vorstellung, wie schnell sich Bewunderung in Stalking, sich Liebe in Wut verwandeln kann, ist beängstigend realistisch geschildert. Allerdings bleibt den kompletten Roman über nicht plausibel, warum Miriam Harry nicht kurzerhand aus ihren (Facebook-)Kontakten löscht und komplett ignoriert, was ja problemlos möglich wäre. Selbst als Harrys Obsession an ihr und ihren Freunden schon eindeutig kranke Züge annimmt und sie sich wirklich belästigt fühlt, haben die beiden weiterhin Kontakt.
Nicht ganz passend wirken auch die zahlreichen Facebook-Einträge aus Miriams und Harrys Freundes- und Bekanntenkreis; die Personen sollen alle um die 30 Jahre alt sein, sind berufstätig und stehen eigentlich mitten im Leben, sie benehmen sich allerdings eher wie vierzehnjährige Teenies, die das soziale Netzwerk gerade erst für sich entdecken und einen Großteil ihrer Zeit mit Online-Spielen und Pseudo-Weisheiten verbringen. Hier hinkt das Buch der Zeit ein bisschen hinterher und beschreibt eher die Anfänge von Facebook, als wirklich jeder, egal ob jung oder alt, planlos mit Farmville-Aktivitäten und "Glücksnuss"-Sprüchen nervte.

Vielfach kritisiert wurde das Ende des Romans - nach einem eigentlich sehr guten Finale schiebt Christiane Geldmacher noch einen Epilog hinterher, der tatsächlich gewöhnungsbedürftig ist und die Geschichte in ein seltsames Licht rückt. Letztendlich bleibt die letzte überraschende Wendung aber einfach Geschmackssache und sollte niemandem das ansonsten wirklich spannende Buch verleiden.

Fazit: "Love@Miriam" ist ein unterhaltsam geschriebener Thriller, der ein beängstigendes Thema im kurzweiligen Tagebuchstil präsentiert, dadurch trotz kleiner Ungereimtheiten gut unterhält - und gleichzeitig zum kritischen Nachdenken über die eigenen Aktivitäten in Social Networks anregt.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2012 | ISBN: 978-3937357713 | Preis: 14,80 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

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