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 Sündenherz

Autoren: Julie Parsons
Übersetzer: Doris Styron
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Spannung


Sie wirkten wie die perfekte Familie:
Sie anerkannte Krebsspezialistin im Kinderkrankenhaus, er erfolgreicher Zeichner für Kinderbücher, ein toller achtjähriger Sohn, der bei allen beliebt ist. Doch der Schein kann trügen, wie hier deutlich gezeigt wird.
Der kleine Owen, ein hübscher blonder Junge, verschwindet an Halloween spurlos in Dublin. Niemand weiß, wohin er verschwunden sein könnte, alle Spuren führen ins Nichts.
Doch wie konnte es zu diesem schrecklichen Ereignis kommen?
Während Susan, seine Frau, bei der Arbeit war, wähnte Nick seinen Sohn Owen beim Kindermädchen in Sicherheit, so dass er ohne Gewissensbisse seine Nachbarin, mit der er eine Affäre hatte, besuchte.
Doch auch dem Kindermädchen war Owen lästig, sie gab ihm Geld und schickte ihn fort. Nach einem Streit mit seinem Freund verschwand Owen spurlos, an dieser Tragödie und an der Schuld Nicks zerbrach die Ehe der beiden völlig.
Nick flüchtete nach Amerika, um zu vergessen, während Susan im Haus blieb und auf die Rückkehr ihres Sohnes hoffte.

Zehn Jahre lang treibt sich Nick schon in Amerika herum, immer von einem Ort zum nächsten. Wann immer ihn die Erinnerung einholt, flüchtet er so schnell er kann. Doch vor einer Begegnung kann er nicht flüchten: In New Orleans trifft er zufällig auf das frühere Nachbarsmädchen Róisín. Das unscheinbare Mädchen von einst arbeitet nun als Stripperin. Diese Begegnung wühlt Nick zutiefst auf, er beschließt, noch einmal nach Dublin und damit in die Vergangenheit zu reisen, um seinen Sohn zu finden oder um zumindest herauszufinden, was damals geschah.

Susan ist vom Auftauchen ihres Noch-Ehemanns alles andere als begeistert, hat sie doch endlich seit ein paar Jahren einen neuen Freund, mit dem das Leben in Ordnung scheint. Die Trauer um ihren Sohn kann ihr keiner nehmen, doch in ihrer Arbeit geht sie voll auf, so dass sie mit dem Alltag wieder umgehen kann. Mit Nicks Rückkehr kommen alte Erinnerungen zu Tage, die sie nicht wieder durchleben wollte.

Wohin auch immer Nick in Dublin geht, er scheint stets auf Ablehnung zu treffen. Susan redet nur das Nötigste mit ihm, die Nachbarn reden hinter seinem Rücken über ihn. Einzig und allein Chris, Róisíns Bruder und Ex-Freund von Owens Kindermädchen Marianne, scheint über das Vergangene hinwegsehen zu können. Chris lebt mit einer bosnischen Frau und ihren zwei Kindern zusammen, die alle Traumatisches erlebt haben. Mit dem Sohn Emir freundet Nick sich wider Erwarten an. Der Kleine spricht nicht mehr, seit er bei einem Granatenangriff in seiner Heimat schwer verletzt wurde, doch zu Nick fasst er Zutrauen und geht bald bei ihm ein und aus.
Durch Nicks Auftreten werden alte Wunden aufgerissen und alte Bekanntschaften erneuern sich. So kommt auch Marianne Nick besuchen, die nach Owens Verschwinden, während dem sie im Drogenrausch lag, für verrückt erklärt wurde und nun am Rande der Gesellschaft lebt.
Doch sie wird ermordet und alle Indizien deuten auf Nick, der nun nicht mehr nur damit beschäftigt ist, das Mysterium um seinen Sohn zu lüften, sondern auch noch seinen Namen von Mordverdacht und noch Schlimmerem reinwaschen muss.

Julie Parson nimmt sich in diesem Psychothriller eines beängstigenden Themas an. Das Verschwinden eines Kindes, das nie gefunden wird, ist immer ein tragischer Stoff. Wenn der Vater an diesem Verschwinden Schuld ist, steigert sich die Tragik ins Unermessliche.
Aber als wäre dies noch nicht genug Stoff für einen Thriller, flicht die Autorin auch noch die Lebensgeschichte einer Ermittlerin, die Fahndung nach Pädophilen und Kinderpornografie ein, was dazu führt, dass viele Handlungsstränge nicht zu Ende geführt werden.
So entwickelt sich zum Beispiel eine Beziehung zwischen Min, der Ermittlerin, und einem ihrer Kollegen, doch endet dieser Erzählfaden im Ungewissen. Der einzige Bezug, der zur Kinderpornografie besteht, ist ebendieser Kollege, der auf diesem schockierenden Gebiet arbeitet. Zwar kommt der Verdacht auf, dass Owen auch Opfer eines Pädophilen wurde, doch verläuft dieser sich im Sande.

Viele abgerissene Einzelstücke ergeben nun mal nicht immer ein ganzes Puzzle, muss der Leser am Ende wieder einmal feststellen. Zwar ist das Ende durchaus logisch, doch wenn man überlegt, in was für Ebenen der Verdacht des Lesers gelenkt wird, erscheint es viel zu banal.
Zuviel Wert wird im ganzen Thriller auf Zufälle gelegt, der erste einer ganzen Reihe ist es, dass ein Mädchen aus Dublin in New Orleans als Stripperin arbeitet, dort einem ehemaligen Nachbarn begegnet, diesen nach zehn Jahren noch wieder erkennt und dann doch nach Dublin zurückkehrt. Wenn man bedenkt, wie groß Amerika ist, wäre das schon ein ziemlich irrealer Zufall, auf den weitere folgen.

Für Fans von verworrenen Thrillern, bei denen man kräftig mitraten kann, ist dieses Buch trotz der beschriebenen Mankos empfehlenswert. Nur sollte man gewarnt sein, dass die Auflösung banaler erscheint als zunächst angedeutet wird.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2006 | ISBN: 342662947X | Originaltitel: The Guilty Heart | Preis: 8,95 Euro | 448 Seiten | Sprache: deutsch

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