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 Frag die Toten

Autoren: Linwood Barclay
Übersetzer: Silvia Visintini
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Keisha Ceylon schlägt sich mit großen und kleinen Betrügereien durchs Leben. Sie legt nicht nur Karten und schreibt frei erfundene Horoskope, sie nutzt auch gezielt die Trauer, Angst und Hoffnungslosigkeit von Menschen aus, die einen Angehörigen verloren haben oder jemanden vermissen. Keisha gibt sich ihnen gegenüber als Medium aus, stellt vermeintlich Kontakt zu den Verstorbenen her und hilft bei der Suche nach verschwundenen Menschen - das nötige Kleingeld der Auftraggeber vorausgesetzt. Dank dieser Betrugsmasche kann die junge Frau sich und ihren Sohn durchbringen; leider neuerdings auch ihren nichtsnutzigen Freund Kirk, den sie sich angelacht hat, aber nun nicht wieder los wird.

Im Fernsehen wird Keisha auf einen neuen Vermisstenfall aufmerksam, der vielversprechend für einen neuen Betrug klingt: Auf einer Pressekonferenz appelliert ein Mann tränenreich an seine verschwundene Frau, sie solle bitte nach Hause kommen. Keisha stattet Wendell Garfield einen Besuch ab, um ihm für viel Geld ihre Dienste anzubieten - doch diesmal hat sie sich verrechnet und steuert geradewegs in eine Katastrophe hinein ...

Linwood Barclays neuster Roman spielt mit einer reizvollen Idee: Eine junge Frau gibt sich als Medium aus, verschätzt sich aber und wird wider Willen in einen "echten" Fall hineingezogen. Die Handlung geht flott voran, das Buch hat nur rund 300 Seiten und ist damit deutlich kürzer als die letzten Bücher des erfolgreichen Schriftstellers. Leider wirkt "Frag die Toten" seltsam zusammengestückelt und überhastet - ein wenig wie eine Fingerübung des Autors, aus der eine gute und stellenweise recht groteske Kurzgeschichte hätte werden können. Als vollwertiger Roman ist die Handlung jedoch viel zu unlogisch und unglaubwürdig. Zu viele Zufälle und Ungereimtheiten reihen sich aneinander und lassen den Leser nach einem vielversprechenden Einstieg zunehmend kopfschüttelnd zurück. Gleichzeitig liest sich der Roman weniger ausgeklügelt und elegant als Barclays andere Werke, die Figuren sind klischeehafter, die Wendungen plumper - vielleicht schlummerte "Frag die Toten" eine Zeitlang in der Schublade und wurde dann wieder zum Leben erweckt? Auch die handelnden Charaktere machen es nicht eben leicht, mit ihnen mitzufiebern, Mitleid für sie oder Angst um sie zu empfinden. Vor allem die Hauptfigur Keisha ist ziemlich unsympathisch; das einzige an ihr, was den Leser für sie einnimmt, ist ihr zehnjähriger Sohn.

Insgesamt ein kurzweiliges und durchaus auch spannendes Vergnügen, vorausgesetzt der Leser hat kein Problem mit einer doch sehr unglaubwürdigen Handlung, die Zufall an Zufall aneinander reiht und in einer Auflösung gipfelt, die nicht überzeugen kann. "Frag die Toten" liest sich vom Stil her wie ein frühes Werk von Barclay, das jetzt erst veröffentlicht wurde, doch darüber kann wohl nur spekuliert werden. Andere Thriller wie "Ohne ein Wort" oder "Fenster zum Tod" aus der Feder des Autors sind weitaus lesenswerter und um Längen besser!

Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website: "Frag die Toten"

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 2. September 2013 | ISBN: 978-3426213711 | Originaltitel: Never saw it coming | Preis: 12,99 Euro | 301 Seiten | Sprache: Deutsch

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