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 Leibniz

Das Lebenswerk eines Universalgelehrten

Autoren: Hans Heinz Holz
Herausgeber: Jörg Zimmer
Verlag: WBG, Darmstadt

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Gottfried Wilhelm Leibniz gehört sicher zu den bekanntesten Namen der europäischen Geistesgeschichte. Doch im Gegensatz zu Namen wie Galilei, Newton, Descartes, Kant oder Hegel ist außerhalb geisteswissenschaftlicher Kreise wenig von seinem Werk bekannt. Die meisten verbinden mit ihm allenfalls noch aus ihrer Schulzeit, dass er parallel zu Newton die Infinitesimalrechnung entwickelt hat. Doch Leibniz war ein Universalgelehrter von enormer Bedeutung für die Philosophiegeschichte. Hans Heinz Holz hat sein Leben lang zu Leibniz geforscht. Ein Ergebnis dieser Forschung ist der posthum erschienene Band "Leibniz - Das Lebenswerk eines Universalgelehrten".

In diesem über 300-seitigen Buch stellt Holz Leben und Werk des Philosophen vor. Dabei setzt er den Schwerpunkt auf seine eigene Deutung des leibnizschen Denkens. Für Holz ist Leibniz vor allem als Begründer einer Philosophie zu betrachten, die einer Gesellschaft, die über zunehmend unüberschaubar werdenden empirischen Wissens verfügt, Theorien liefert, dieses Wissen zu ordnen und die Welt als Ganzes noch zu begreifen. Leibniz' Monaden-Begriff mit seiner Dialektik von Substanz und Struktur ist für Holz eine überzeugende Theorie, die dies leistet, und bereits auf Hegel und auch Marx verweist.

Dieser Gedanke ist der rote Faden des Buches. Insbesondere die erste Hälfte des Bandes dient der Darstellung dieser Konzeption von Leibniz. In diesen Abschnitten wird seine Philosophie vorgestellt. Hier finden sich Kapitel zu Begriffen wie Substanz, Theodizee, Dialektik, Erkenntnistheorie oder Logik. Im zweiten Abschnitt geht es stärker um Leibniz' Leben und Praxis. Hier wird seine Wissenschaftskonzeption dargestellt und sein Wirken als Wissenschaftler, Erfinder, Diplomat oder Publizist.

Im Anhang des Buches findet sich noch ein Vortrag des Autors über Logik und Metaphysik bei Leibniz sowie ein Nachwort des Herausgebers Jörg Zimmer, in dem kurz auf die philosophische Entwicklung des Autors eingegangen wird.

Hans Heinz Holz' Buch "Leibniz - Das Lebenswerk eines Universalgelehrten" ist nicht nur eine Darstellung des Werkes und Wirkens von Leibniz. Es ist der Versuch, Leibniz philosophisches Konzept der Monade für das Verständnis der Welt fruchtbar zu machen, auch und vielleicht gerade die Welt der Gegenwart. Aus Sicht des Autors ermöglicht dieses Konzept eine in sich widerspruchsfreie Erklärung der Welt.

Dieses Programm des Autors bringt es mit sich, dass dieses Buch nicht gerade empfehlenswert ist als Einführung, obwohl es der Titel vielleicht suggeriert. Es ist zwar sehr wohl informativ und auch mit Gewinn zu lesen, wenn der Leser wenig Vorwissen mitbringt. Jedoch verbirgt sich darin zu allererst ein Plädoyer für eine bestimmte Sicht auf Leibniz' Denken. Diese eine Sicht ist dafür aber durchaus spannend und anregend und dürfte Interessierte zu weiteren Gedanken, ob ablehnend oder befürwortend, motivieren.

Außerdem nimmt das Buch wenig Rücksicht auf Leser ohne Vorwissen. Begriffe werden oft nicht erklärt und vieles wird vorausgesetzt. Auch sind die einzelnen Kapitel kaum für sich lesbar, da sie, insbesondere in der ersten Hälfte des Buches, stark aufeinander aufbauen und durchgearbeitet werden müssen. Insgesamt ist das Werk eher eine Monografie, die sich an ein Fachpublikum richtet. Der stolze Preis von knapp 80,00 Euro ist dann auch noch mal ein starkes Argument, warum sich nur fachkundige Leser diese Investition leisten sollten.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu einem gewöhnungsbedürftigen Aspekt. Holz scheint Leibniz sehr zu bewundern. Das führt hin und wieder zu unnötigen Sätzen, die eine kritische Distanz vermissen zu lassen scheinen. So zum Beispiel wenn auf einmal der Satz da steht, dass Leibniz "wahrlich ein Analytiker von Format war". Solche Lobeshymnen in einem wissenschaftlichen Text lassen an der Objektivität des Autors zweifeln. Dennoch, das soll noch mal betont werden, bleibt die Gesamtargumentation des Textes aber in sich schlüssig und interessant.

Fazit: ein Plädoyer für eine bestimmte Leibniz-Interpretation, die durchaus spannend und anregend ist!

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 1. September 2013 | ISBN: 978-3534262670 | Preis: 79,90 Euro | 314 Seiten | Sprache: Deutsch

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