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 Das Geheimnis der Goldmine

Autoren: Agatha Christie
Verlag: Fischer

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der Geschäftsmann Rex Fortescue meldet sich über die Gegensprechanlage seines Büros. Seine Sekretärin springt erschrocken auf, denn nur ein grässliches Stöhnen tönt aus dem Lautsprecher. Die Sekretärin stürmt ins Zimmer und findet ihren Chef zusammengesunken auf seinem Stuhl. Ein Arzt wird gerufen und Fortescue wird ins Krankenhaus gebracht. Doch er verstirbt nach wenigen Stunden. Das seltsamste Indiz sind einige Getreidekörner in der Tasche des Toten. Inspektor Neele leitet die schwierigen Ermittlungen. Es gibt eher zu viele Verdächtige denn zu wenige, und immer wenn der Inspektor glaubt, jemanden überführen zu können, kommt diese Person ums Leben. Viele Hinweise finden sich, aber keine Beweise für die Morde. Ratlos steht der Inspektor vor den übrig gebliebenen Familienangehörigen und es sieht ganz so aus, als würde der Mörder nicht nur entkommen, sondern auch noch Gewinn aus seinen Taten ziehen können.
Da taucht Miss Marple auf und gibt dem Inspektor die entscheidenden Hinweise, um den Täter doch noch dingfest machen zu können. Sie findet heraus, dass die Getreidekörner etwas mit einer Mine in Südafrika zu tun haben können. Die Amselfeldmine scheint nicht ganz so wertlos zu sein, wie alle Verwandten zu glauben scheinen - doch ist sie der Grund für die Morde?

Dieser "Inspektor Neele-Roman" ist nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Liest man ihn als Fan von Miss Marple, wird dies schnell verständlich. Denn erstens taucht die Lady erst kurz vor Schluss auf und trägt wenig zu den Ermittlungen des Inspektors bei und zweitens ist sie eher auf Zufälle und Intuition denn auf Beobachtungsgabe und Kombinationsvermögen hin in der Lage, dem Inspektor zu helfen.
So ist man als Leser etwas ärgerlich und fühlt sich gelinde gesagt enttäuscht, dass "nur" der Inspektor ermittelt. Dessen Auftritt jedoch gelingt Agatha Christie mit gewohnter Verve und Detailfreudigkeit. Sehr viele Verdächtige, eine Unzahl an Hinweisen und Spuren und einige verdeckte Tipps finden sich, die der Leser sehr wohl nutzen könnte, den Fall selbst zu lösen. Doch diese Ansatzpunkte, die zum Täter führen könnten, sind so geschickt getarnt und durch eine Unmenge an bewussten Ablenkungsmanövern und "falschen" Hinweisen verdeckt, dass die Überraschung kaum größer sein könnte, als schließlich Miss Marple mit Inspektor Neele den Täter überführt.
Psychologisch ist dieser Fall perfekt ersonnen und zum Höhepunkt hin angelegt, einzig das schlussendliche Motiv scheint etwas schwach zu sein, um so viele Menschen zu ermorden - zumal man dem Täter diese Taten schlicht nicht zutraut.
In diesem Bruch mit der Erwartungshaltung des Lesers liegt die Stärke dieses Kriminalromans und gleichzeitig die Krux: Es ist nie gut, einen Sympathen am Ende zu verdammen und schuldig zu sprechen, das "kommt nicht gut" und führt beim Leser eher zur Abneigung gegenüber der ansonsten tadellosen Leistung der Schriftstellerin. Andererseits ist es erfrischend, entgegen der Konvention den vermeintlich Guten am Ende als Mörder zu entlarven und die vermeintlich Bösen triumphieren zu sehen. Ein endgültiges Urteil muss jeder Leser für sich selbst fällen.

Fazit: Ein guter Krimi, fast ohne Miss Marple, der nicht einer der besten der Christie ist, aber einen sympathischen Ermittler einführt. Leider verhaftet er am Ende "den Falschen" - zumindest nach meiner unbescheidenen Meinung.
Hauptmanko dieses Krimis ist für Miss-Marple-Fans eindeutig der geringe Anteil, den die Detektivin zum Ermittlungsergebnis beiträgt, und der demzufolge fehlende Charme, den diese Krimireihe sonst ausübt. Faszinierend ist der Ermittler in diesem Buch wirklich nicht, allenfalls sympathisch und intelligent. Das aber reicht nicht - auch hier hat Agatha Christie mit Hercule Poirot das Niveau bereits so hoch angesiedelt, dass dieser "unbekannte" Polizist nur abfallen kann.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2005 | ISBN: 3596165423 | Preis: 7,90 Euro | 256 Seiten

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