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 Der schreckliche Papst, Band 3: Gefährliche Tugend

Serie: Der schreckliche Papst, Band 3
Autoren: Alejandro Jodorowsky
Illustratoren: Theo
Übersetzer: Tanja Krämling
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Giuliano della Rovere will die ganze Welt zermalmen. Ob Kardinal oder König, jeder, der seine von Gott verliehene Allmacht in Frage stellt, soll vor ihm kriechen und an den eigenen Gedärmen ersticken. Sein manischer Eroberungsfeldzug kennt keine Grenzen. Ob durch Kanonen oder Heere, Verrat oder Gift, Erpressung oder Bestechung, jedes Mittel ist Papst Julius II. recht, um seinen Herrschaftsbereich auszudehnen und seine Gegner und Feinde zu vernichten.
Selbst ein zehnjähriges Kind nimmt er in Geiselhaft, um dessen Vater zu unterjochen. Nur seine Gier nach dem Hintern des Kindes lässt ihn zögern. Freiwillig soll sich ihm das Kind hingeben, ihn lieben und begehren, ihm seinen unberührten Leib schenken. Doch lange kann Julius nicht warten, zu sehr strebt er nach immer neuen Siegen und Eroberungen. Gut, das mit Michelangelo und Raffael gleich zwei gottgleiche Männer in sein Leben treten und das Bett mit ihm zu teilen bereit sind.

Aus dem historisch verbürgten "schrecklichen Papst" Julius II., der als Bischof drei Kinder zeugte, ansonsten aber als enthaltsamer, kriegerischer Papst in die Kirchengeschichte einging, macht Alejandro Jodorowsky einen Dämon, der jeden jungen Mann in sein Bett zerrt. Und jeden Kardinal, der seiner Macht im Wege ist, durch dieselben engelsgleichen Jünglinge verführen lässt.

Man mag - die Gedanken sind schließlich frei und in einer Demokratie alles erlaubt, was immer einem Künstler einfällt zu Papier zu bringen - die Kirche als Hort der Unzucht ansehen, als Hochburg der Männerliebe oder sodomitischem Sündenpfuhl. Man mag sogar davon ausgehen, dass jeder einzelne Kardinal sich nichts sehnlicher wünscht, als einen jungen Mann von hinten zu nehmen oder sich nehmen zu lassen - doch muss man dies wirklich illustrieren und in prachtvollen Farben gewandet in die Bücherregale legen?
Ist es Ironie, Sarkasmus oder schlichte Bosheit (geschweige denn Einfallslosigkeit ob der Häufung von üblen Klischees), die einen Autor dazu bringen mag, eine solcherart dämliche Geschichte zu ersinnen? Dämlich nicht nur im Hinblick auf die Grundidee und ihre Überhöhung, sondern auch durch die auffallend zerstückelte Story, den fehlenden Handlungsfaden und die fast langweilige Häufung an immer gleichen (Unzucht-)Methoden zur Unterwerfung von Gegnern.

Nein, die Story ist kein Ruhmesblatt für Jodorowsky. Sie langweilt, ödet an oder - sehr viel wahrscheinlicher - ekelt den Leser und die Leserin schlicht an. Und das ganz sicher nicht, weil hier mehr Schwänze als Brüste, mehr Homosex als Heterosex geboten werden. Das wäre egal, nur wenn Liebe zwischen Männern einzig dargestellt wird, als "Akt von hinten" ist das einfach nur noch peinlich. Nein, dieser Comic ist ganz sicher nicht beliebter bei Homosexuellen als bei sogenannten "Normalos" - was immer das ist.

Bleiben die Bilder. Hier kann man Theo ganz sicher nicht sein Talent für historische Stoffe absprechen. Seine Schlachten sind grandios, Architektur, Kostüme, Anmutung, Zeitkolorit sind perfekt getroffen und atemberaubend schön. Doch was helfen die besten Bilder, wenn man eh weiß, wie es ausgeht? Was nützen Hochglanz-Doppelseiten voller brillant in Szene gesetzter Details, wenn die Story "für den Ar***" (!) ist?

Nein, diese Geschichte muss man nicht gelesen haben. In der Leseprobe kann man leider nur die nichtssagende Rahmenhandlung betrachten - hier wird ausnahmsweise einmal "normaler" Sex gezeigt - wenn auch die Kontrahenten auf der einen Seite sechzig und auf der anderen Seite zweihundert Kilogramm auf die Waage bringen.

Interessant sind die angefügten acht Seiten Skizzen. Hier kann man sehen, wie viel Arbeit es macht, aus einer wie dahingeschmierten, aber durchaus aufwendigen Charakterstudie, ein koloriertes Comicbild zu erschaffen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2014 | ISBN: 9783868694611 | Originaltitel: Le Pape terrible: La Pernicieuse Vertu | Preis: 14,80 Euro | 64 Seiten | Sprache: Deutsch

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