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 Literatur für die Schule

Ein Werklexikon für die Schule


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Mit dem vorliegenden Band "Literatur für die Schule" bieten die beiden Herausgeber Jochen Vogt und Marion Bönnighausen auf mehr als 800 Seiten ein umfangreiches Werklexikon für den Deutschunterricht. In den über 500 Artikeln stehen dabei literaturgeschichtliche Klassiker (zum Beispiel "Buddenbrooks", "Der zerbrochne Krug" oder "Die Leiden des jungen Werther") neben "Newcomern" der jüngeren Vergangenheit ("Der Weltenbummler", "Tschick" oder "Die Vermessung der Welt"), "Erwachsenen-" neben Kinder- und Jugendliteratur, aber auch Lyrik neben Erzählungen und Romanen. Bemerkenswert bei der Auswahl der Werke ist, dass auch Werke des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ausgewählt wurden, um - so die Herausgeber - dem Verschwinden dieser kulturhistorischen Werke entgegenzuwirken. Fehlend sind dagegen sperrige Werke, deren Komplexität oder Umfang einem Unterrichtsgebrauch unmöglich machen.

In ihrer Vorbemerkung betonen Vogt und Bönninghausen zudem, dass das Lexikon keinen Kanon darstelle, sondern sie wollen stattdessen


"den fast unerschöpflichen Fundus in Erinnerung rufen, den mehr als ein Jahrtausend deutscher Dichtung hervorgebracht hat."


So solle das Lexikon vielmehr als Angebot verstanden werden, um geeignete Unterrichtslektüren auszuwählen.

Nicht nur für Deutschlehrer stellt das Lexikon einen großen Gewinn dar, da viele bekannte, aber auch vergessene Werke der deutschen Literatur auf jeweils ein bis zwei Seiten kurz, prägnant und fachmännisch vorgestellt werden. Der Sprachduktus ist dabei trotz des inhaltlichen Anspruchs stets so gewählt, dass auch Nichtkenner den Ausführungen gut folgen können.

Die Artikel selbst gehen über reine Inhaltszusammenfassungen hinaus und bieten einen analytischen Zugang zu den einzelnen Werken. Oder anders gesagt: Die einzelnen Verfasser beschreiben die Struktur, die Motive sowie die Besonderheiten. Hinzu kommen interpretatorische Hinweise sowie Argumente, welche den Einsatz des jeweiligen Werkes in der Schule rechtfertigen. Nicht zuletzt betten die Verfasser die einzelnen Texte in den Werkzusammenhang des jeweiligen Autors oder in den historischen Kontext ein. Was dagegen leider fehlt - und hier wird dann doch so mancher Lehrende enttäuscht sein -, sind methodische oder didaktische Hinweise, sodass der Band nicht für diejenigen geeignet ist, die sich unterrichtspraktische Anregungen erhoffen. Die Literaturangaben am Ende eines jeden Artikels, welche in der Regel auch einen Titel mit didaktischer Ausrichtung beinhalten, sind hier nur ein schwacher Trost.

Bei der Handhabung des Lexikons kommen außerdem zwei weitere Erschwernisse hinzu: So finden sich zu Beginn oder am Ende eines jeden Artikels keine Zusatzinformationen wie Altersempfehlungen oder Seitenzahlen, die gerade für Lehrkräfte durchaus relevant bei der Lektürewahl sind. Stattdessen muss der Leser hoffen, dass der jeweilige Verfasser zumindest innerhalb des Artikels entsprechende Hinweise einstreut, was jedoch nicht immer der Fall ist. Zudem fehlt dem Lexikon ein Register, was vor allem dahin gehend Sinn gemacht hätte, um die einzelnen Werke in unterschiedliche Genres einzuordnen und so einen schnelleren Überblick bei der Auswahl ermöglichen würde.

FAZIT: Trotz der erwähnten Defizite ist das Lexikon ein Gewinn für jeden Deutschlehrer und literarisch Interessierte, da hier schnell verfügbare, leicht verständliche und fachlich hochwertige Informationen zu gängigen oder empfehlenswerten Werken des Deutschunterrichts enthalten sind.

Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlages.

Matthias Jakob Schmid



Hardcover | Erschienen: 14. Mai 2014 | ISBN: 978-3825285227 | Preis: 39,99 Euro | 871 Seiten | Sprache: Deutsch

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