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 Krieg der Welt

Was ging schief im 20. Jahrhundert?

Autoren: Niall Ferguson
Verlag: List

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Die Bilanz des 20. Jahrhunderts fällt bisweilen ernüchternd aus: Zwei Weltkriege und unzählige weitere lokal begrenzte Kriege brachte uns dieses Jahrhundert. Gleichzeitig wurden in diesem Jahrhundert aber auch die Grundlagen unserer modernen und mehr oder weniger zivilisierten Welt geschaffen, sodass es noch unglaublicher erscheint, dass gerade dieses Jahrhundert zwei Weltkriege hervorbrachte. Ganz in diesem Sinne fragt der britische Historiker Niall Ferguson in seinem neuesten Buch "Was ging schief im 20. Jahrhundert?"

Obwohl sich eine derartige Frage einer einfachen Antwort entzieht, fasst Ferguson seinen Grundansatz dennoch folgendermaßen zusammen:

"Will man die extreme Gewalt des 20. Jahrhunderts erklären und insbesondere die Frage beantworten, warum sie in bestimmten Zeiten, vor allem in den vierziger Jahren, und an bestimmten Orten, namentlich in Mittel- und Osteuropa sowie in der Mandschurei und Korea, konzentriert auftrat, muss man meiner Auffassung nach drei Faktoren berücksichtigen: ethnische Konflikte, wirtschaftliche Unsicherheit und den Niedergang von Imperien."

Dass er dazu gut 800 Seiten plus rund 200 Seiten Anhang (mit Literaturangaben beziehungsweise Verzeichnis, Karten, Orts- und Personenregister) benötigt, ist angesichts der Komplexität dieses Vorhabens keine Überraschung, sondern eine logische Konsequenz.

Niall Fergusons neuestes Buch ist nicht nur ein gewaltiges Werk, sondern auch eine unheimlich kluge Geschichtserzählung, die alte Weisheiten hinterfragt und Zusammenhänge neu herstellt beziehungsweise bewertet. Er schafft damit ein erstaunlich dichtes Gesamtwerk, in welchem er hochkomplexe Zusammenhänge und vielfältige Informationen zu einer meisterhaften Gesamtdarstellung verwebt.

Als Grundlage kommen dabei nicht nur schriftliche Quellen zum Einsatz, sondern auch zahlreiche Statistiken, mit denen Ferguson seine Thesen untermauert. Bemerkenswert sind zudem seine klug gewählten Fragen, welche zum einen immer wieder auf zentrale Aspekte abzielen und zum anderen oft auch für überraschende Perspektiven und bemerkenswerte Erkenntnisse sorgen, welche er an vielen Stellen mit verlockend klaren Thesen auf den Punkt bringt:

"Entscheidend für die Ausbreitung der Gewalt waren Eisenbahnarbeiter: Sie waren es, die entlang den Hauptbahnstrecken die Leute auf die Idee brachten, Juden anzugreifen."

An manchen Stellen wirken die Thesen bisweilen derart klar, dass der argwöhnische Leser leicht misstrauisch wird. Vielleicht ist dies sogar teilweise berechtigt, doch am besten sollte sich jeder Leser davon selbst ein Bild machen und sich ein eigenes Urteil bilden. Denn eines beweist Ferguson unzweifelhaft: Wer dachte er wüsste schon alles, der wird hier eines Besseren belehrt.

FAZIT: ein fulminantes Buch, das gelesen werden sollte.

Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlages.

Matthias Jakob Schmid



Taschenbuch, | Erschienen: 11. April 2014 | ISBN: 978-3548607795 | Originaltitel: The War of the World: History`s Hate of Hatred | Preis: 14,99 Euro | 987 Seiten | Sprache: Deutsch

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