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 Stigmata

Nichts bleibt verborgen

Autoren: Beatrix Gurian
Verlag: Arena

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Emma erfährt von der Polizei, dass ihre Mutter bei einem Unfall mit ihrem Auto in einen See gestürzt und ertrunken ist. Kurze Zeit darauf erhält sie ein mysteriöses Paket mit einem Fotoalbum und einem Prospekt der Transnational Youth Foundation (TYF), die Elite-Camps für Jugendliche aus aller Welt unterhält. Alle Bilder wurden aus dem Fotoalbum entfernt, nur auf der letzten Seite befindet sich eine alte Aufnahme, darunter eine Nachricht: "Wenn du wissen willst, wer die Mörder deiner Mutter sind, dann meldest du dich an. Am besten noch heute." Wochen später trifft Emma in einem alten, abgelegenen Schloss, einem Camp der TYF, ein. Während ihres Aufenthalts häufen sich die mysteriösen Vorfälle und Emma findet geheimnisvolle Fotografien, die ihr Hinweise auf die tragische Vergangenheit ihrer Mutter geben.

Das heruntergekommene Schloss, in dem früher eine kirchliche Einrichtung untergebracht war, bietet die perfekte Kulisse für diesen beklemmenden Jugendthriller. Dank der Beschreibung der kargen und vernachlässigten Kellerräume und Sanitäranlagen werden beim Leser Assoziationen mit einer Irrenanstalt aus alten Filmen geweckt. Die bedrohliche Stimmung, die Autorin Beatrix Gurian so schafft, wird durch die Psychospielchen, die die Betreuer mit den vier Jugendlichen spielen, zusätzlich untermauert. Die Teilnehmer sollen sich unter Stressbedingungen beweisen und werden dazu angestiftet, die anderen Mitstreiter in unangenehme Situationen zu bringen. Nicht nur Emma, sondern auch der Leser weiß bald nicht mehr, wem überhaupt noch zu trauen ist. Was ist Spiel, was ist Realität? Die geheimnisvollen Fotos, die sich als Abbildungen im Buch wiederfinden und so den Leser noch mehr einbeziehen, verstärken den bedrohlichen Eindruck. Mit ihrer grün-schwarzen Farbe erinnern sie an Aufnahmen, die mit einem Nachtsichtgerät gemacht wurden.

"Stigmata" wird hauptsächlich aus der Sicht von Emma erzählt, zu Beginn wechseln sich Kapitel mit der Schilderung des Aufenthalts im Schloss und den Ereignissen direkt nach dem tödlichen Unfall ab. Zwischendurch sind einzelne, immer mit einem Bibelzitat überschriebene und aus der Sicht der jungen Agnes, Emmas Mutter, geschilderte Kapitel, eingestreut. So ist der Leser Emma immer einen kleinen Schritt voraus und ahnt schneller, wie die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen sind. Trotzdem kann das Ende überraschen, denn bis zum Schluss ist nicht klar, wer der geheimnisvolle Strippenzieher ist, auch wenn sich das Motiv langsam herauskristallisiert. Bedauerlicherweise wirken einige Handlungen zu konstruiert und nicht immer logisch.

Wie bereits der Romantitel "Stigmata" - als Stigma werden scheinbar unerklärlich auftretende Wundmale Christi am Körper eines lebenden Menschen bezeichnet - andeutet, spielen in diesem Buch christlich-religiöse Elemente eine wichtige Rolle. Die katholische Kirche eignet sich nicht nur hervorragend für Verschwörungstheorien, auch ihre wenig ruhmreiche Vergangenheit im Umgang mit den ihr anvertrauten Kindern und Jugendlichen, bietet einen packenden Stoff für diesen Roman. Gerade Letzteres berührt den Leser umso mehr, da auch heute noch immer wieder erschreckende Schilderungen der damaligen Opfer an die Öffentlichkeit kommen. So fiebert der Leser zwar mit Emma bei ihrer Suche nach der Wahrheit mit, aber besonders Anges' Schicksal wühlt auf und sorgt dafür, dass das Buch nicht zur Seite gelegt werden kann.

Fazit: "Stigmata" ist ein fesselnder Jugendthriller, der den Leser bis zum Ende rätseln lässt und sich durch die stimmige Aufmachung und bedrohliche Kulisse auszeichnet.


Eine Leseprobe, die eines der Bilder, allerdings nur in Schwarz-Weiß, enthält, ist auf der Verlagsseite zu finden.

Annika Schukies



Hardcover | Erschienen: 2. Juni 2014 | ISBN: 9783401069999 | Preis: 16,99 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

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