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 F.A.Z. Comic-Klassiker, Band 12: The Simpsons

F.A.Z. Comic-Klassiker, Band 12


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Als die erfolgreichste Zeichentrickserie gelten "Die Simpsons" weltweit. Begann die von dem Zeichner Matt Groening erdachte Serie über die gelbe Familie aus Springfield zwischen 1987 und 1989 als Kurzfilmreihe innerhalb einer anderen Show in den USA, etablierte sie sich ab 1989 als halbstündige, mittlerweile weit über 300 Folgen umfassende Serie.
Die Comics zur Serie kamen erst Jahre später, genauer gesagt ab 1993 in den USA, drei Jahre später in Deutschland, auf den Markt. Die Reihe der Comic-Klassiker, herausgegeben vom Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat sich der Comics der berühmtesten Zeichentrickserie der Welt nun angenommen und einen Sammelband mit Abenteuern der bekannten und beliebten Fernsehfamilie Simpson veröffentlicht. Die ausgewählten sechzehn Geschichten stammen aus den Jahren 2000 bis 2002.

Der Band beginnt mit einer eher verwirrenden Einleitung, deren Sinn letzten Endes hinter schön gewählten, aber dem Thema unangemessen hochgestochenen Worten verborgen bleibt. In zwar ironischem und augenzwinkerndem, aber größtenteils langatmigem Stil wird auf das Phänomen "Simpsons" im Fernsehen und als Comic sowie auf die Ursachen ihres Erfolgs eingegangen. Behandeltes Thema und Wortwahl passen jedoch nicht zusammen und machen die Einleitung, die eigentlich Lust auf unterhaltsame Comicabenteuer machen soll, eher zäh zu lesen.

Dafür wird der Leser aber mit einer guten und witzigen Auswahl an Abenteuern entschädigt. Warum die ersten sieben Geschichten aus dem Jahr 2002 und die übrigen neun Abenteuer aus dem Jahr 2000 stammen statt umgekehrt, sei dahingestellt; schließlich ist jede Geschichte in sich abgeschlossen, keine baut auf der anderen auf, jede kann für sich allein genommen gelesen werden.
Der Skurrilität und dem Erfindungsreichtum der Abenteuer sind kaum Grenzen gesetzt. Ob Homers Geschmackszentrum im Gehirn durch ein Wettessen explodiert, Mr. Burns in einer protestantischen Kirche Einlass sucht, um den Papst (!) zu ersetzen, oder Lisa endlich aus Barts Schatten tritt, weil sie eine Morddrohung erhält: Die Ideen zeigen sich ähnlich originell wie in der Zeichentrickserie. Dabei wird in Springfield, dem Wohnort der Familie Simpson, niemand ausgelassen. Alle Charaktere, die man aus der Serie kennt, tauchen in den vorliegenden sechzehn Geschichten auf und stellen ihre skurrilen Eigenheiten zur Schau, mal als einer der Protagonisten, mal in kurzen, meist lustigen Nebenrollen. Der Schauplatz der Geschehnisse ist, wie in der Fernsehserie, in erster Linie Springfield, es finden sich aber auch Geschichten aus der Antike - zu komisch: Homer Simpson unter anderem als griechischer Dichter Homer - und aus Las Vegas ein.
Auch Randfiguren wie Itchy und Scratchy, Radioactive Man und dem Bartman - Barts geheime Superheldenidentität - wurde Platz eingeräumt, so dass sich ein übersichtliches Gesamtbild und ein gelungener Querschnitt durch Groenings Werk ergibt. Die vorgestellten Geschichten weisen jedoch abgesehen von diesem Querschnitt keine besonderen Kennzeichen auf, die auf die Gründe der Wahl schließen lassen.

Witziges Detail: Zu Beginn jeden Comics sind, wie es sich gehört, Autor, Zeichner und die übrigen am Comic Beteiligten aufgelistet. Obwohl die direkte Mitarbeit Matt Groenings selbst an den Geschichten der Comics offen steht, wird er stets genannt und mit einem besonderen Titel, sozusagen außer Konkurrenz, versehen. Als Beispiel sei das Abenteuer "Was zusammengehört ..." genannt, wo Groening als "Wasserschutzbeauftragter" aufgelistet wird; in der nachfolgenden Geschichte geht es um einen See, der zu einem Wasserreservoir für das verwöhnte Nord-Springfield umfunktioniert werden soll, was den Süd-Springfieldern natürlich nicht gefällt. Die charmanten, mehr oder weniger sinnvollen Betitelungen haben stets etwas mit der Geschichte zu tun und geben dem Ganzen eine sehr persönliche Note.

Die meisten Wortspiele und Scherze zünden in der unnachahmlichen "Simpsons"-Manier. Letztlich aber wirken die humorvollen Anspielungen, die bissigen Kommentare, der Sarkasmus und die teilweise bitterböse und offensichtliche Gesellschaftskritik in gedruckter Form nicht so gut wie in der Fernsehserie. Allein die wunderbar ausgesuchten Synchronstimmen - im Englischen wie größtenteils auch im Deutschen -, die den Dialogen erst die rechte Würze geben, fehlen. Die Scherze erscheinen etwas platter und die sarkastischen, kritischen Untertöne etwas harmloser. Ebenso bedauerlich: Dem Leser werden aus einem eng bemessenen Zeitraum Geschichten präsentiert; interessanter wäre da ein geschichtlicher Abriss gewesen, also ältere und ganz aktuelle Abenteuer zum direkten Vergleich. Auch liegt keine thematisch orientierte Auswahl der Comics vor, woraus ein buntes Sammelsurium ohne erkennbaren Sinn entsteht. Das trübt zwar nicht den Lesespaß an sich, jedoch den Gesamteindruck.

Fans von Homer und seiner Familie werden voll auf ihre Kosten kommen; trotz des größtenteils gelungenen zwölften Bandes der Comic-Reihe empfehlen sich die "Simpsons" jedoch in ihrer Reinform, der Zeichentrickserie, am meisten.

Tina Klinkner



Softcover | Erschienen: 1. November 2005 | ISBN: 3899810937 | Preis: 4,90 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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