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 Kein Wille geschehe


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
In Berlin werden kurz hintereinander ein pensionierter Richter und ein Staatsanwalt äußerst brutal ermordet. Auf der Stirn beider Opfer steht mit Blut geschrieben "Amor Fati" - "Liebe zum Schicksal", ein Ausdruck, der von Friedrich Nietzsche geprägt wurde. Da der forensische Psychiater Dr. Hendrik Jansen beruflich bereits mit beiden Opfern zu tun hatte, wird er von der Polizei um seine Meinung gebeten. Jansen ahnt nicht, dass der Täter auch ihn und seine Familie im Visier hat und dass er selbst tief in den Fall verstrickt ist. Dann verschwinden seine Frau und sein kleiner Sohn spurlos. Bis Hendrik Jansen die Zusammenhänge zwischen den beiden Toten und seiner eigenen Familie erkennt, ist es beinahe zu spät. Ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn der Täter ist nicht nur zu allem entschlossen, sondern offenbar auch ein Wahnsinniger, dem das Schicksal und das Leben eines Menschen nichts, aber auch gar nichts bedeuten ...

Guido Kniesel legt mit "Kein Wille geschehe" einen temporeichen und streckenweise ziemlich brutalen Psychothriller vor, der es in sich hat. Ein psychopathischer Mörder und Kidnapper, für den der Leser dennoch ein gewisses Mitleid empfinden kann, ein Forensiker, der verzweifelt versucht, seine Familie zu retten, ein unsympathischer Kriminalkommissar, der sich profilieren will und dabei wertvolle Zeit verschenkt, während anderswo eben diese Zeit für eine Frau und ein Kleinkind abläuft - aus diesen Zutaten entsteht ein hochspannender Krimi, den der Leser angespannt Seite um Seite umblättert. Da die Verantwortlichen bei der Polizei falsche Fährten verfolgen oder wichtige Dinge außer Acht lassen, liegt es größtenteils in den Händen der Opfer - der Entführten und ihrer Familie - sich selbst zu retten. Die sonst in Krimis sehr präsente Polizeiarbeit tritt hier deutlich in den Hintergrund und gerade das verschafft dem Roman enorme Spannung; man leidet mit den Figuren mit, die so realitätsnah entworfen sind, dass man sich gut vorstellen an, an ihrer Stelle zu sein.

Guido Kniesel hat ein gutes Händchen dafür, die unterschiedlichen Handlungsstränge, die sich jeweils abwechseln, mit fiesen Cliffhangern enden zu lassen, so dass man kaum eine andere Wahl hat als atemlos weiterzulesen. Wäre dieses Buch ein Film, würde man sich sicher einige Male die Hände vor die Augen halten, um das Unausweichliche nicht mit ansehen zu müssen - und dann kommt alles ganz anders als gedacht und man atmet erleichtert auf, nur um wenig später schon wieder völlig gefesselt zu sein. Interessant und beklemmend sind vor allem die Einblicke in die Gedankenwelt des psychopathischen Mörders, der sich in pseudo-philosophischen Ergüssen ergeht und sich von aller Schuld freispricht, während anderswo Menschen gerade um ihr Leben kämpfen. So regt Kniesel auch den Leser zum Nachdenken an, spielt mit Begriffen wie Wille und Handlungsfreiheit, Schicksal und Zufall, Fatalismus, Rache, Schuld und Sühne. Die kleinen philosophischen Exkurse sind ebenso fachkundig wie das dezidierte IT-Wissen, das der Autor an anderer Stelle in die Handlung einfließen lässt. Auf diese Weise bleibt der Roman immer glaubwürdig, selbst wenn nahezu filmreife Dinge geschehen.

Fazit: "Kein Wille geschehe" ist ein interessant erdachter, in schnellem Tempo erzählter und durchgängig fesselnder Psychothriller. Lesenswert!

Mehr Informationen rund um das Buch und eine Leseprobe gibt es hier auf der Website des Autors: www.guidokniesel.de

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 21. November 2014 | ISBN: 9783956690266 | Preis: 14,80 Euro | 336 Seiten | Sprache: Deutsch

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