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 Die Schatten von New Orleans


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Cyntia Crane ist glücklich. Ihr ganzes Leben lang schon liebt sie David, den Sohn ihrer Herrschaft, und nun hat dieser sie gefragt, ob sie mit ihm durchbrennen will. Cynthia ist fest davon überzeugt, dass dies der schönste Tag ihres Lebens wird und all ihre Träume in Erfüllung gehen.
Stattdessen findet sie sich im Gefängnis wieder, des Diebstahls bezichtigt, und von David ist nichts zu sehen. Langsam wird ihr klar, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Es gibt ein Geheimnis, in das sie verwickelt wurde, ohne es zu ahnen, und die Spur führt in den geheimnisvollen Süden, nach New Orleans.

Zu behaupten, dass Cynthia Crane verliebt ist, wäre stark untertrieben. Sie isst, schläft und atmet David, ihm gehört der erste Gedanke, wenn sie aufwacht, und der letzte, wenn sie einschläft. Eine solch feste Überzeugung, dass der junge Mann sie retten wird, sie liebt, findet sich selten.
Das erscheint um so bemerkenswerter, als sie sich gleich zu Beginn der Geschichte in äußerst misslicher Lage findet, nämlich im Gefängnis. Dies ist alles andere als ein gemütlicher Ort und so wird sie gedemütigt, bedroht und betrogen, aber all das prallt an ihr ab wie Schmutz von einer Lotusblüte.
Kaum zu glauben, doch in "Die Schatten von New Orleans" erweist sich genau das als Problem. Die Hauptfigur tritt so schön, so rein und so bemerkenswert in Erscheinung, dass es kaum zu glauben ist. Egal wie schlimm ihre Lage wird, jeder um sie herum bemerkt ihre außergewöhnliche Schönheit und ihre reine Seele. Sie findet in jeder Lage Freunde, die so treu sind, dass sie ohne zu zögern ihr Leben für sie aufs Spiel setzen.
Nun ist sie keine unsympathische Heldin und es schadet ja nicht, dass Cynthia auf ihrem Weg Freunde findet. Die wird sie brauchen können, denn ihr steht einiges bevor.
Hier liegt für lange Zeit die Stärke des Buchs. Die faszinierende Welt des Voodoo, der Religion der Sklaven, und die Macht, die sie auf ihre Anhänger ausübt, geben der Geschichte eine besondere Würze. Gleich zu Beginn des Romans taucht jemand auf, der in Cynthias Leben eine Bedeutung haben wird, von der sie nicht wissen kann.
Das gibt der Geschichte eine interessante Wendung, wirft Fragen auf und ist ein Pfund, mit dem das Buch über eine ganze Strecke wuchern kann.
Im Laufe der Handlung wird jedoch klar, dass sowohl der geheimnisvolle Jemand als auch alle anderen Figuren in diesem Buch recht flach bleiben, und es ist schwer, mit ihnen zu fühlen. Der Geschichte geht einfach die Luft aus. Was war das für ein Beginn, Gefängnis, Verrat, Enttäuschung und Liebe. Und dann? Dann wird Cynthia, die in New York an genau zwei Orten unterschlüpfen kann und genau dies auch tut, nicht gefunden. Wenn ihr ihre Ziehmutter ein Geheimnis mitteilt, sogar mit Ortsangabe, dann seufzt die Gute, weil ihr das Leben so schwer mitgespielt hat, geht der Mitteilung aber nicht nach. Es kommt ganz leise der Verdacht auf, dass Frau Crane nicht von innerer Reinheit ist, sondern ganz einfach ein bisschen schwer von Begriff.
Nun gut, es handelt sich ja auch um eine Liebesgeschichte, keine Abiturprüfung. Wie steht es denn mit David, dem schönsten, dem liebenswertesten und treusten Mann von allen?
Nun, es war von Anfang an zu ahnen: wer seine heimliche Verlobte im Gefängnis verschimmeln lässt, kann kein Märchenprinz sein. Aber was ist das denn für eine Situation, wenn die Hauptfigur nahezu das ganze Buch hindurch um eine verlorene Liebe weint und dann zur Tagesordnung übergeht. Hat sie sich einfach vertan? Ist ihre Liebe ohne Weiteres austauschbar? Für eine Liebesgeschichte reicht die Begründung nicht, auch wenn immer betont wird, wie sehr die beiden sich ein Leben lang nahe standen. Da ist dann auch nicht genug Voodoo im Spiel, um das zu erklären, zumal dem Buch hier auf halber Strecke die Luft ausgeht. Der Name „Baron Samedi“ wird genannt, die Figur bleibt dann aber hinter ihren Möglichkeiten. Schade, den zu Beginn erzeugte der geheimnisvolle, mächtige Mann in den Schatten eine Gänsehaut. Wäre es so geblieben, würde "Die Schatten von New Orleans" lange im Gedächtnis bleiben. So ist es nett zu lesen, aber nur für wirkliche Freunde von Liebesromanen geeignet.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 10. Dezember 2014 | ISBN: 9783937357904 | Preis: 17,99 Euro | 400 Seiten | Sprache: Deutsch

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