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 Unsterblich, Band 1: Tor der Dämmerung

Serie: Unsterblich, Band 1
Autoren: Julie Kagawa
Übersetzer: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Allison kann sich an ein Leben ohne Vampirherrschaft nicht erinnern. Aufgewachsen in New Covington, einer Stadt, die von einem Vampirfürsten regiert wird, hat sie sich für den harten Weg entschieden. Sie ist eine der Unregistrierten, der Menschen, die keinen Blutzoll an die Vampire zahlen. Der Preis dafür ist allerdings hoch. Es gibt keine Versorgung mit Nahrungsmitteln, keine Sicherheit, keine Bildung. Sie ist vogelfrei, schlägt sich so durch und kann niemandem wirklich vertrauen, nicht einmal den Jugendlichen, mit denen sie in einer Gruppe lebt. Ständig muss sie auf der Hut sein und Vampire sind nicht einmal das Schlimmste, das ihr begegnen kann.
Viel grauenhafter sind die Verseuchten, bei denen die Versammlung zum Vampir nicht erfolgreich war und die nun hungrig nach Blut und Fleisch die Welt durchstreifen. Als Allison ihnen begegnet, wird sie - nicht nur einmal, sondern jeden Tag - vor eine furchtbare Wahl gestellt. Allison lernt schnell, dass die wahren Monster nicht immer die sind, die sie zu kennen glaubt und dass Mensch zu sein, nicht einfach nur bedeutet, einen Puls zu haben.

Julie Kagawa geht mit ihren Figuren nicht zimperlich um, das war schon in ihrer "Iron Fey"-Serie zu merken. Sie hat keine Schwierigkeiten, ihnen Leid und Verlust zuzufügen und ihre Vampire sind weit davon entfernt davon, nett zu sein. Auch die Menschen in ihrem Roman „Unsterblich - Tor der Dämmerung“ sind nicht immer Sympathieträger. Zu sehr bestimmt der ewige Hunger und die Verzweiflung den Alltag. Wer auch nur eine Handvoll Nahrung ergattern kann, ist oft bereit dazu, Freunde und Familie zu verraten. Überhaupt halten Freundschaften nicht lange, denn in dieser Welt werden Menschen nicht allzu alt. Eine Unzahl an Bedrohungen lauert an jeder Ecke und die Gesellschaft, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Schulen und Krankenhäuser sind Geschichte, von Demokratie weiß niemand mehr etwas. Menschen werden wie Sklaven gehalten und hoffen dadurch, einer schlimmeren Bedrohung zu entgehen. In dieser Welt ist Allie, wie Allison sich meistens nennt, aufgewachsen und hier muss sie erwachsen werden. Eine Begegnung mit den Verseuchten zwingt sie dazu, ihr bisheriges Zuhause zu verlassen und sich durch die Wildnis zu schlagen, in der sie auf verschiedene Menschen trifft. Nicht überall wird sie freundlich aufgenommen und so ist es eine große Überraschung, als sie auf eine Gruppe trifft, die ihr nicht feindselig gegenübersteht. Besonders Zeb, der Sohn des Anführers, ist von Allie angetan und langsam baut sich etwas wie eine Freundschaft auf. Alles könnte so schön sein, hätten nicht beide ihre Geheimnisse.
Soweit könnte die Geschichte ja nach altbekanntem Muster verlaufen, Mädchen trifft Junge, verliebt sich, es gibt Probleme, Liebe siegt immer, Happy End. Dagegen hat die Autorin jedoch offensichtlich etwas einzuwenden und sie macht es grandios. Ein Happy End ist nur schwer denkbar in einer Welt, in der Menschen in jeder Sekunde sterben können. Auch Freundschaft ist ein rares Gut und so haben Allie und Zeb erst einmal beide Hände voll zu tun, um sich einigermaßen vertrauen zu können, von erstem Flirten ganz zu schweigen. Es sei beiden verziehen, denn im Gegensatz zu anderen literarischen Pärchen haben sie gute Gründe, auf der Hut zu sein. Tod und Pestilenz könnten jedem die Laune verhageln und dann sind die beiden auch noch an der Schwelle zum Erwachsenwerden, was für sie bedeutet, dass sie die Verantwortung für ihre Gruppe tragen, die sich einer permanenten Bedrohung ausgesetzt sieht.
Dass es trotzdem kleine, zarte Momente zwischen beiden gibt, die deutlich machen, was sich zwischen beiden anbahnt, ist ein kleiner Meisterstreich Julie Kagawas. Sowohl Allie als auch Zeb sehen gut aus, daran lässt die Autorin keinen Zweifel, aber wenn sie zueinander finden, ist es dem Mut, der Beharrlichkeit und der Entschlossenheit beider Protagonisten zu verdanken, die ihren Glauben an eine bessere Welt einfach nicht aufgeben wollen.
Dass es für beide nicht so einfach ist, eben diese Welt zu finden und für ihre Liebe zu kämpfen, macht einen Teil des Reizes aus, den das Buch auf die Leser ausübt. Die Geschichte besitzt nicht viele Haken und Ösen, aber die wenigen haben es in sich. Wer mit Allie und Zeb bangt, kann sich zu keinem Zeitpunkt bequem zurücklehnen, dazu gibt es zu viele Schrecken. Es gibt aber auch die Hoffnung auf Glück. Da es insgesamt drei Teile dieser Geschichte geben wird, ist anzunehmen, dass Allie und Zeb noch viele Gefahren überstehen müssen und es gibt keine Garantie, dass sie am Ende glücklich werden, aber wo gibt es die schon? Sicher dagegen ist, dass ihr Weg spannend sein wird. Das macht „Unsterblich“ zu einer Reihe, die den Lesern in guter Erinnerung bleibt.

Eine Leseprobe findet sich hier.

Iris Jockschat



E-Book | Erschienen: 10. Juni 2013 | Originaltitel: Blood of Eden | Preis: 13,99 Euro

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