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 Vlad Taltos, Band 1: Jhereg

Vlad Taltos, Band 1

Serie: Vlad Taltos, Band 1
Autoren: Steven Brust
Übersetzer: Olaf Schenk
Verlag: Klett-Cotta, Stuttgart

Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Bereits 1983 erschien mit "Jhereg" der erste Roman von Steven Brust und erntete in den USA sowohl seitens der Leser als auch der Kritik großes Lob. Bis heute veröffentlichte der Autor neben anderen Büchern acht weitere Romane um Vlad Taltos, ein zehnter Band der Reihe wurde für August 2006 angekündigt. Während Steven Brust in den USA mittlerweile ein beliebter Schriftsteller ist, ist der Autor in Deutschland noch unbekannt, werden seine Bücher doch erst seit 2002 in deutscher Übersetzung herausgegeben. Im November 2005 ist "Jhereg" nun in seiner zweiten Auflage erschienen.

Vlad Taltos hat es nicht leicht. Als "Ostländer", also Mensch, muss er sich im Imperium der Dragaerer, einer Rasse, die nicht nur großwüchsig, sondern auch sehr langlebig ist, durchschlagen. Die Dragaerer behandeln den Jungen - wie alle Ostländer - wie den letzten Dreck, doch Vlad lässt sich das nicht einfach so gefallen. Er lernt, wie er sich den Dragaerern entgegenstellen kann, und während er heranwächst, schlägt er einen Weg ein, der ihm den meisten Respekt seitens der feindlich gesonnenen Rasse einzubringen scheint: Er wird Auftragskiller. Mit dem Halbdrachen Loiosh an seiner Seite arbeitet sich Vlad Taltos rasch nach oben, genießt das entstehende Ansehen und gewinnt sogar einige Freunde unter den Dragaerern. Dennoch muss Vlad Taltos ständig auf der Hut sein, denn durch seinen Beruf macht sich der Ostländer auch viele Feinde. Als er eines Tages vom Demon, einem der höchsten Mitglieder des Hauses Jhereg, zum Essen eingeladen wird, vermutet Vlad daher eine Falle, wird jedoch von seinem Partner Kragar überredet, die Einladung anzunehmen. Wie sich herausstellt, hat der Demon einen Auftrag für Vlad Taltos: Er soll ein Mitglied des Rats aufspüren, das sich mit einer unglaublichen Summe Geldes aus dem Staub gemacht hat. Also beginnt Vlad Taltos damit, Nachforschungen anzustellen - und muss schon bald erkennen, dass dieser Auftrag der wohl gefährlichste seiner Laufbahn als Berufsmörder sein wird. Denn das Ratsmitglied hält sich auf einem Anwesen der Dragon versteckt, und ein erneuter Krieg zwischen den beiden großen Häusern Jhereg und Dragon scheint damit beinahe unvermeidbar ...

"James Bond meets Monty Python" - mit diesem geradezu plumpen, in Großbuchstaben abgedruckten Spruch wirbt der Verlag auf dem Klappentext für "Jhereg", den ersten Band der Roman-Reihe um Auftragskiller Vlad Taltos. Ärgerlich obendrein, dass dieser Werbetext nicht nur völlig unpassend erscheint - es handelt sich schließlich um Fantasy -, sondern er das vorliegende Buch auch in keinster Weise, nicht einmal annähernd, zu umschreiben vermag. Denn mit seiner "Vlad Taltos"-Reihe hat der amerikanische Autor Steven Brust, der - wie man den Namen seiner Protagonisten auch anmerkt - von ungarischen Vorfahren abstammt, eine völlig neue Richtung der Fantasy entworfen, die man nur schwerlich mit irgendeinem anderen Werk der fantastischen Literatur vergleichen kann.
Einerseits sehr ernsthaft, andererseits auch gewitzt und scharfsinnig entführt der Autor seinen Leser dabei in eine glaubwürdig geschilderte Welt, die sich mit vertrauten Problemen wie Korruption, Machtgier und Rassenkonflikten auseinandersetzen muss, dabei jedoch auch viele Elemente der Fantasy wie Zauberei, Hexerei und magische Waffen mit einbezieht. So entsteht Wort für Wort ein komplexes Bild vor den Augen des Lesers, das gleichzeitig greifbar und unnahbar scheint und somit eine große Faszination ausübt. Und obwohl sich Steven Brust nicht sparsam des Sarkasmus und der Ironie bedient, um seine vergnüglich-intelligente Handlung aufzulockern, verliert das Buch nichts an Ernsthaftigkeit. Die vom Autor beschriebene Welt wirkt jedoch so komplex, dass sich der Leser vor allem während des Prologs angesichts der verworrenen Strukturen der verschiedenen Häuser noch ein wenig verlassen fühlt und sich nach einigen Seiten fragt, worauf Steven Brust eigentlich hinaus möchte. Dieses Gefühl legt sich glücklicherweise jedoch recht schnell und es stellt sich ein flüssiger, kurzweiliger Lesefluss ein, der nur selten durch Längen unterbrochen wird.
Erzählt wird die gesamte Geschichte aus Sicht der Hauptperson Vlad Taltos, mit welcher Steven Brust einen sehr sympathischen Antihelden erschaffen hat. Auch die übrigen Charaktere - so auch den Jhereg Loiosh und Vlad Taltos’ Partner Kragar - beschreibt der Autor bis auf wenige Ausnahmen sehr lebhaft und glaubwürdig und entwickelt mit diesen eine durchdachte, ideenreiche Handlung, während der vor allem Vlad Taltos immer wieder überrascht, indem er intelligenterweise zuerst denkt und dann - sollte es dennoch nötig sein - kämpft. Während sich bereits der Handlungsstrang durch spannende Wendungen auszeichnet, weiß auch das Ende des in sich abgeschlossenen Bandes durch eine rasante wie auch scharfsinnige Auflösung zu überzeugen.

Das Buch - welches zu Beginn auch eine Liste zur Aussprache der Namen und Orte enthält - präsentiert sich in einer stabilen Breitklappenbroschur, die durch ein ungewöhnlich gestaltetes Covermotiv auf sich aufmerksam macht. Trotz dieser überzeugenden Aufmachung stellt sich die Frage, ob ein Preis von stolzen 15€ für dieses dreihundertseitige, sehr kurzweilige Lesevergnügen gerechtfertigt ist.

Fazit:
"Jhereg" stellt den Auftakt zu Steven Brusts erfolgreicher Roman-Reihe um den Auftragskiller Vlad Taltos dar. Während die vom Autor beschriebene Welt anfangs noch etwas verwirrend erscheint, findet sich der Leser schon bald in ihr zurecht und folgt gefesselt der vergnüglichen, amüsanten, aber auch sehr spannenden Geschichte, die vom Antihelden selbst in der ersten Person erzählt wird.

Valentino Dunkenberger



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2005 | ISBN: 360893264X | Originaltitel: Jhereg | Preis: 15,00 Euro | 307 Seiten | Sprache: Deutsch

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