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 Tochter der schwarzen Stadt

Autoren: Torsten Fink
Verlag: Blanvalet

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Alena ist eine Lügnerin und zwar eine richtig gute. Sie verdient ihren Lebensunterhalt damit, andere Leute übers Ohr zu hauen, traurige kleine Geschichten zu erzählen und von deren Mitgefühl zu leben. Soweit hat das ganz gut geklappt. Als sie ihr Glück in der Stadt Terebin versucht, geht jedoch alles schief. Dabei hat es so gut angefangen. Offensichtlich sieht sie der Prinzessin der Stadt sehr ähnlich und sie ergreift die Möglichkeit, sich als uneheliche Tochter des Herzogs auszugeben, was dann doch eine Nummer zu groß für sie ist. Als wäre das nicht schlimm genug, ist besagte Ähnlichkeit zur Prinzessin Anlass dafür, sie als Spielfigur in einem groß angelegten Täuschungsmanöver zu benutzen und ehe sie sich versieht ist ihr Leben in Gefahr.

"Sie dachten, sie könnten sie benutzen. Sie haben sich geirrt." So steht es in der Inhaltsangabe des Buchs und das klingt gar nicht mal so schlecht. Da wird Alena doch mit Zähnen und Klauen dagegen kämpfen, einfach so manipuliert zu werden, oder? Leider nicht ganz. Alena hat durchaus ihre eigenen Pläne und ist genauso wie der Strategos des Herzogs geschickt darin, Leuten etwas vorzumachen. Aber ein großer Teil der Handlung dreht sich darum, dass es eben doch ein Komplott gibt, an dem Alena beteiligt ist, sonst gäbe es keine Geschichte.

Nun, was macht das schon? Wichtig ist doch, dass die Verschwörungen, die Ränke spannend und schwer durchschaubar sind. Dass die Figuren die Sympathie der Leser gewinnen und diese mitfiebern und bangen. Gelingt das, ist ein Buch gut.

Tja, hier liegt die Krux. Die Ränke, die Schachzüge, die Figuren, sie sind banal. Alena ist keine Heldin, die mit sich selbst im Widerstreit liegt, sondern eher eine Zicke, die gerne im Mittelpunkt steht und meistens einfach genau das Gegenteil von dem macht, was sie soll. Selbst eine so einfache Anweisung wie „Bleib in diesem Raum!“ wird von ihr ignoriert. Warum jemand ein solches Risiko eingeht, sich auf sie zu verlassen, bleibt das eigentliche Rätsel. Dass ausgerechnet ein Strategos so naiv sein sollte, ist nicht nachzuvollziehen. Selbst wenn er auch sonst nicht allzu clever wirkt. Dass er einen legendären Ruf als Berater des Herzogs erworben hat, ist kaum zu glauben. Überhaupt, es fehlt den Figuren an Substanz. Die wunderschöne, unschuldige Prinzessin entpuppt sich schnell als nicht ganz so unbedarft, aber wird sie dadurch interessant? Dem Gegner eilt ein furchtbarer Ruf voraus, aber ist er wirklich der "Big Bad"?

Dem Buch fehlt etwas. Die Grundidee ist toll, in der Umsetzung bleibt sie aber blass. Ein wenig erinnert die Geschichte an geschriebene Fahrstuhlmusik. Sie wird gelesen, unterhält kurz und wird vergessen. Dramen und Spannung plätschern im Hintergrund und entwickeln zu keiner Zeit eine Dringlichkeit, die fesseln würde. "Tochter der schwarzen Stadt" gehört zum harmlosen Durchschnitt. Niemand muss sich unbedingt ärgern, weil er zu diesem Buch gegriffen hat. Aber es würde auch niemand mit dem Buch in der Hand zu seinen Freunden gehen und erzählen, dass er etwas Tolles gefunden hat, etwas, das es lohnt, einen Abend damit zu verbringen.

Das ist deshalb so schade, weil es das Potential zu mehr hatte. Die Idee war gut, die Welt der Skorpionprinzen vielversprechend. Dahinter bleibt die Ausführung jedoch zurück. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Besuch bei den Prinzen der Skorpione glücklicher verläuft.

Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 19. Januar 2015 | ISBN: 9783442269808 | Preis: 14,99 Euro | 512 Seiten | Sprache: Deutsch

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