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 Die Feenjägerin

Autoren: Elisabeth May
Übersetzer: Kathrin Wolf
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es ist schon erstaunlich, dass es immer noch junge Männer gibt, die Aileana den Hof machen. Zwar ist die junge schottische Adelige nicht nur sehr hübsch, sondern auch reich, aber sie wird auch verdächtigt, einen Mord begangen zu haben. Seit sie blutverschmiert an der Seite ihrer toten Mutter gefunden wurde, stimmt etwas nicht mehr mit ihr. Immer wieder verschwindet sie von gesellschaftlichen Festen, immer wieder benimmt sie sich seltsam. Die High Society ist entsetzt.
Wäre da nicht Catherine, Aileanas beste Freundin, die unbeirrt zu ihr hält, hätte sie schon längst ihren Mut verloren. Sie ist nämlich keinesfalls so verschroben oder gar kaltherzig wie gedacht, sondern hütet vielmehr ein gefährliches Geheimnis.
Feen gibt es wirklich und sie sind viel schlimmer als Aileana es sich je hätte träumen lassen. Sie ist wild entschlossen, ihnen Einhalt zu gebieten und das könnte sie alles kosten, was ihr lieb und teuer ist. Hilfe findet sie bei Kiaran, der seine eigenen Gründe hat, ihr zur Seite zu stehen.

Es ist schon eigenartig: "Feenjägerin" ist spannend, dabei lässt der Roman doch kaum ein Klischee aus. Da finden sich eine Hauptfigur mit düsterem Geheimnis, eine treue beste Freundin, eine Bedrohung, die das Ende der bekannten Welt bedeutet, und dazu noch ein gut aussehender Fremder. Besonders originell ist die Handlung also nicht, aber sie ist gut aufbereitet, besonders da Elisabeth May schöne kleine Elemente des Steampunk einfließen lässt. Dies in der Verbindung mit dem viktorianischen Setting der Geschichte ist eine interessante Idee, die leider zwischendurch ins Stolpern gerät, wenn Aileana einfach zu modern reagiert und denkt. So läuft sie nicht, sie joggt. Leute sind beknackt. Und die damals typische Rolle der Frau wird von ihr infrage gestellt. An sich ist das gar nicht verkehrt, aber es fehlt die Konsequenz. Wäre dieser Widerspruch zum Setting ein bewusstes Stilmittel, würde das gut funktionieren, so aber unterstreicht er nur die Unentschlossenheit der Heldin. Aileana ist hin- und hergerissen zwischen gnadenloser Selbstüberschätzung und Hilflosigkeit. Natürlich ist sie erpicht darauf, den Mord an ihrer Mutter zu rächen, trotzdem wird schnell deutlich, dass sie Hilfe braucht, aber nur ungern annimmt. Am Anfang des Romans macht genau das einen reizvollen Konflikt aus, es wäre nur eine Entwicklung im Laufe der Geschichte notwendig. Hier wird die Schwäche der Feenjägerin deutlich. Es passiert nichts. Zwar übt Aileanas Lehrmeister Kiaran einen ungeheuren Reiz auf sie aus und auch Catherines Bruder Gavin kann das Herz einer Dame zum Klopfen bringen, aber alle Personen lamentieren endlos über ihr Schicksal, ohne etwas zu unternehmen.
Als es dann endlich zum Finale kommt, erwartet die Leser eine unliebsame Überraschung.
Das Ende eines Buchs zu verraten ist eine Kardinalssünde und soll natürlich auch hier nicht geschehen. Das ist aber auch nicht schwer, denn es gibt keins.
Das Buch hört auf, ohne das auch nur eine Frage beantwortet wurde. Schlimmer noch, es endet mitten im Showdown. Das ist nicht die Mutter aller Cliffhanger, das ist zu wenig.
Es mag sein, dass die Reihe mit Erscheinen des zweiten Bandes mehr Sinn ergibt, bis dahin jedoch bleibt "Feenjägerin" hinter den Erwartungen zurück.


Der Heyne-Verlag bietet eine Leseprobe an.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 9. Februar 2015 | ISBN: 9783453316096 | Originaltitel: The Falconer-Trilogy Book 1 | Preis: 13,99 Euro | 400 Seiten | Sprache: Deutsch

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