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 Querschläger

Autoren: Walter Hill, Matz
Illustratoren: Jef
Übersetzer: Harald Sachse
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Zur Zeit der Prohibition herrscht in Chicago das Outfit, ein Teil des organisierten Verbrechens."Machine Gun Roy" Nash arbeitet als Killer für die Gruppe, auch wenn er sich selbst nicht dazu rechnet. Sogar aus dem Gefängnis lassen Al Capone und seine Männer ihn holen, damit er einen Auftrag für sie erledigt. Nachdem er erst fünf Jahre seiner lebenslangen Haftstrafe abgesessen hat, wird kurzerhand sein Tod vorgetäuscht und Roy gelangt, ehe er selbst weiß, wie ihm geschieht, in einem Sarg in die Freiheit. Er soll drei Männer töten, die bei einem Raubzug zu gierig wurden und den Neffen von Al Capone eine Kugel in den Kopf schossen. Ohne eine große Wahl übernimmt Roy den Job. Dabei winkt nicht nur seine Freiheit, sondern auch eine stattliche finanzielle Belohnung. Denn Roy soll die gesamte Beute seiner Opfer behalten, alles was Capone interessiert, ist der Tod der Verräter. Das Einzige, was Roy jedoch antreibt, ist die Suche nach seiner ehemaligen Freundin Lena. Pflicht und Sehnsucht verschmelzen miteinander, als klar wird, dass Clubbesitzer Eddy Marz aus Los Angeles, nicht nur weiß, wo sich Roys Ziele aufhalten, sondern auch die schöne Lena an seine Seite zwingt. Roy Nash ist kein Mann der Kompromisse und so pflastert schon bald eine Spur von Leichen seinen Weg.

Nachdem Hollywood-Regisseur Walter Hill mit "Shootout - Keine Gnade" 2012 einen Film ins Kino brachte, der auf dem Comic "Blei im Schädel" des französischen Autors Alexis Nolent, besser bekannt als Matz, basiert, drehen die Künstler dieses Mal den Spieß um. "Querschläger" heißt das Resultat, auf Deutsch im Splitter-Verlag erscheinen. Ein Comic, gezeichnet von Jef, geschrieben von Matz, basierend auf einem nie verfilmten Drehbuch von Walter Hill. Bekannt ist Hill vor allem für seine Actionfilme, darunter "Nur 48 Stunden" (1982), "Red Heat" (1988) und "Last Man Standing" (1996). Als Matz ihn bei den Dreharbeiten zu Shootout nach unveröffentlichtem Material fragte, zog dieser das Drehbuch zu einem klassischen Gangsterkrimi aus der Schublade. Flüsterkneipen, Glücksspiele, Boxhallen und düstere Gestalten ohne Gnade. Ein Film hätte diese rauchige, illegale Welt während Prohibition wohl kaum besser einfangen können als die stimmungsvollen großen Panoramen des nun daraus entstandenen Comicalbums. Klare Linien und matte Farben transportieren die Härte und Hoffnungslosigkeit der Gangsterwelt. Ebenso verbinden sich Kompromisslosigkeit und Tragik in der Figur des Killers Roy Nash, gefangen in seinem Verlangen nach der einzig großen Liebe, getrieben von den Wünschen anderer. Gebrochen wird die Lethargie des Antihelden durch Schießereien. Große Lautmalereien durchbrechen die sonst meist ruhigen, manchmal fast statisch wirkenden Bilder. Roy Nash selbst jedoch bleibt auch beim Taktaktak seiner Maschinenpistole ruhig und gelassen, allenfalls eine steile Falte auf der Stirn verrät seine Verärgerung. In manchen Zügen erinnert er nicht nur an die Gangster und Detektive des Film noirs. In seinem Wunsch nach Zweisamkeit, seiner Loyalität gegenüber Lena und dem Unvermögen das Glück zu finden, zeigen sich auch Spuren des klassischen Westernhelden. Die restlichen Figuren entsprechen allen üblichen Klischees der Gangstergeschichte: grobschlächtige Clubbesitzer, ein korrupter Bulle, Huren und Handlanger. So wenig wie diese Charaktere ihre übliche Schublade verlassen, so wenig überrascht die Story. Auch hier sind alle Elemente recht vorhersehbar. Und obwohl Berufsmörder das Spezialgebiet des Autors Matz sind - seine Serie "Der Killer" war für mehrere Preise nominiert - bleibt Roy Nash eine recht flache und einseitige Figur. Doch nimmt dies kaum etwas vom Lesespaß des Comics. Wie eine große Hommage an den klassischen Gangsterfilm tragen die Klischees durch die Geschichte. Die staubigen Farben der Illustrationen wirken wie ein Sepiafilm über den Bildern und geben dem ganzen Album den Anschein einer sentimentalen Erinnerung an die großen Tage des amerikanischen Outlaws.

"Querschläger" ist ein stimmungsvolles, düsteres Comicalbum. Eine typische Mafiageschichte, die aber auch Anspielungen auf den klassischen Western einbringt. Der einsame Revolverheld, der stets alleine bleiben wird, ist eine Ikone des amerikanischen Films. Autor Matz und Zeichner Jef bannen den Stoff von Hollywood-Regisseur Walter Hill in einen hervorragenden Comic-Krimi. In Bild und Handlung eine Hommage an die großen Gangsterfilme.


Eine Leseprobe des Albums findet man auf der Homepage des Splitter-Verlags.

Claudia Heinzelmann



Hardcover | Erschienen: 1. Juni 2015 | ISBN: 9783958390560 | Originaltitel: Balles perdu | Preis: 24,80 Euro | 128 Seiten | Sprache: Deutsch

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