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 Etta und Otto und Russel und James

Autoren: Emma Hooper
Übersetzer: Michaela Grabinger
Verlag: Droemer

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als Otto eines Morgens aufsteht, ist seine Frau fortgegangen. Kurzentschlossen hat sich die Zweiundachtzigjährige auf den Weg zum Meer gemacht und nur einen Brief zurückgelassen. "Ich werde versuchen, nicht zu vergessen" schreibt sie und Otto wird das Herz schwer. Nicht nur dass ihr Weg sie quer durch Kanadas Wildnis führen wird, Etta vergisst auch manchmal, wer sie ist. Bei aller Sorge entschließt sich Otto dennoch, geduldig zu warten. Ganz anders Russel, sein Nachbar und Freund aus Jugendtagen. Er will Etta finden und macht sich auf den Weg.

"Etta und Otto und Russel und James" ist Emma Hoopers Debütroman und er ist märchenhaft schön. Dabei ist klar, dass sie genauso sehr die Gedanken und Träume ihrer Protagonisten beschreibt wie tatsächliche Ereignisse. Etta macht sich auf den Weg, von einer unbestimmten Sehnsucht getrieben, ruhelos. Für ihren Mann Otto ist es, als wäre sie von jetzt auf gleich aufgebrochen, doch hat sie ihren Weggang sorgfältig geplant. Viele kleine Briefe hat sie ihm geschrieben, in denen sie ihm erklärt, was nun im Haushalt zu tun ist, wie er kochen muss. Emma Hooper schafft es, durch diese Kleinigkeiten die Liebe der beiden zueinander darzustellen.

Auch Otto schreibt Briefe an seine Frau, wohl wissend, dass sie diese vielleicht niemals lesen wird. Der dritte im Bunde ist Russel, dem die Nachbarsfarm gehört. Sein Leben lang hat er jede Widrigkeit geduldig hingenommen, doch Ettas Verschwinden geht zu weit. Er will die Frau, die er sein Leben lang geliebt hat, nicht verlieren und macht sich auf den Weg, sie zu suchen.

Emma Hooper erzählt die Geschichte in Perspektivwechseln und Zeitsprüngen. Die Protagonisten erinnern sich an ihre Kindheit, an die Zeit des Heranwachsens und des Kennenlernens genauso wie daran, was auf Ettas Reise passiert. Letztere ist nicht einfach, denn Etta ist schnell am Ende ihrer Kräfte und immer wieder verliert sie ein Stück von sich. Sie ist froh, als ihr ein Kojote über den Weg läuft, der sie begleitet und den sie James nennt. Bald erfahren auch die Medien von Etta und sie wird so etwas wie eine kleine Berühmtheit.

Hier gerät das Buch ein wenig ins Stolpern, denn für die Leser wird es schwierig, sich zu merken, in welchem Jahrzehnt und bei welcher Figur sie gerade sind.

Die Kapitel sind teilweise nur wenige Sätze lang und durch die märchenhafte Erzählweise wird die Geschichte recht verwirrend, was dem Roman einen unwirklichen Hauch verleiht, wenn die Autorin die Erlebnisse der drei Freunde miteinander verwebt. Leicht zu lesen ist das nicht, doch gibt es den Lesern die Möglichkeit, eine große Zuneigung zu den Figuren zu entwickeln. Seine ganze Kraft entwickelt "Etta und Otto und Russel und James" demnach auch nicht etwa als Reiseroman, sondern als große Geschichte über die Freundschaft und das Leben.

Poetisch, ausdrucksvoll und eloquent, das sind Begriffe, die manchmal inflationär benutzt werden, die hier indes vollkommen zutreffen. "Etta und Otto und Russel und James" ist wie eine Sternennacht unter freiem Himmel, so weitreichend und verzaubernd.

Einen Einblick in diese zu Herzen gehende Geschichte gibt es hier.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 1. September 2015 | ISBN: 9783-426281086 | Originaltitel: Station eleven | Preis: 19,99 Euro | 336 Seiten | Sprache: Deutsch

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