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 Northanger Abbey

Autoren: Val McDermid
Übersetzer: Doris Styron
Verlag: HarperCollins

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Cat Morland kann es kaum erwarten, nach Edinburgh zu verreisen. Bisher hat die junge Pfarrerstochter kaum etwas von der Welt gesehen, doch nun wollen ihre Nachbarn sie mitnehmen, damit sie die Saison in der großen Stadt verbringen kann.
Kaum angekommen lernt sie Henry Tilney kennen und ist sofort ein wenig in ihn verliebt. Doch den jungen Leuten bleibt kaum Zeit, denn Cats Bruder und sein großspuriger Freund erscheinen in der Stadt. Jener Freund scheint von Cat ganz bezaubert und tut alles, um sie von Henry fernzuhalten. Sie ist daher überglücklich, als Henrys Vater sie einlädt, als Gast einige Zeit auf Nothanger Abbey zu verbringen, dem Stammsitz der Familie. Doch dunkle Schatten liegen über ihrem Glück und es ist fraglich, ob Henry zu ihr stehen wird.

Im Jahr 1817 veröffentlichte Jane Austen den Roman "Northanger Abbey", in dem die Hauptfigur Catherine Moorland sich nicht nur verliebt, sondern auch dringend erwachsen werden muss, will sie ihr Glück finden. Im Rahmen des Jane Austen Projekts, in dem moderne Autoren Austens Romane neu erzählen, hat sich die Krimiautorin Val McDermid der Geschichte angenommen und verlegt sie in die heutige Zeit.

Dabei bleibt sie sehr nah an der Originalgeschichte und verändert nur so viel, wie es nötig ist, indem sie etwa Pferdekutschen durch Autos und Briefe durch Textnachrichten ersetzt. Die Charaktere bleiben gleich, die Missverständnisse und Verwirrungen ändern sich nicht und das ist ein Problem.

Sicher, hätte Frau McDermid zu viel verändert, es wäre ihr aller Wahrscheinlichkeit zum Vorwurf gemacht worden, doch wenigstens wäre es mutig gewesen. So jedoch hat sie sich die Geschichte nicht zu eigen gemacht und der Leser steht vor dem Problem, dass es einfach nicht passt. Als Kopie des Originals ist der Roman unnötig und als Interpretation nicht modern genug. Da reicht es nicht, die bei den Mädchen in dieser Erzählung so beliebten Geistergeschichten gegen Twilight-Romane auszutauschen. Auch das Verhalten der Figuren passt zum Beginn des 19. Jahrhunderts, doch nicht mehr in unsere Zeit.

Cat wird also von ihrer Mutter unterrichtet und ist sehr weltfremd? Schon möglich, doch wer soll glauben, dass sie deswegen noch niemals in einen Jungen verliebt war, weil sie ja keinen kennengelernt hat? Sie ist verpflichtet, mit einem Mann auszugehen, den sie nicht ausstehen kann, damit ihr Bruder nicht mit seiner Freundin alleine sein muss, denn das wird nicht gerne gesehen? Nein, einfach nein.
Die Welt hat sich seit der Zeit Austens verändert und warum ein derart naives Mädchen gleich zwei Männer bezaubert, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, ist unerklärlich. Damit steht und fällt jedoch die gesamte Handlung und leider, leider, steht sie auf tönernen Füßen.

Val McDermid ist eine gute, routinierte Schriftstellerin, daher gibt es am Stil ihres Romans nichts zu bemängeln. Er ist leicht zu lesen, flüssig geschrieben und kann sogar ein Stück weit unterhalten. Doch glaubhaft, das ist es nicht. Die feine Ironie des Originals kommt hier nicht zur Geltung, denn die Figuren bleiben dem Leser fremd, da sie statt wie Personen eher wie Schattenrisse wirken. Zu eindimensional, zu klischeehaft sind ihre Beschreibungen und was zu Austens Zeit funktioniert hat, lässt hier keinen Funken überspringen. Das ist sehr schade, erfreuen sich Jane Austens Romane doch nach wie vor großer Beliebtheit, aber "Northanger Abbey" sollte doch lieber im Original gelesen werden.

Weitere Informationen zum Roman und seiner Autorin finden sich auf der Verlagsseite.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 16. Februar 2016 | ISBN: 9783959670180 | Originaltitel: Northanger Abbey | Preis: 19,90 Euro | 301 Seiten | Sprache: Deutsch

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