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 Mad Dog Boogie

Autoren: Max Bronski
Verlag: Kunstmann

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es ist ein schräges Trio, das mit Motorrad und Beiwagen schon zu Beginn einen eindrucksvollen Auftritt in der bayrischen Provinz hinlegt: Alex, einst gefeierter Gitarrist der Band Mojo, nun aufgrund von wahllosem und überreichlichem Drogenkonsum ein psychisches Wrack, Ben, ein alternder Punk mit gelegentlich stark hervortretendem Tourette-Syndrom, und Willi, ein regelrechter Koloss mit dem Geist eines Kleinkindes.

Diese drei leben auf Gut Betzing, einer therapeutischen Einrichtung. Manchmal macht Alex mit Ben Musik, sie nennen sich "Mad Dog". Die Freunde führen ein beschauliches Leben und gärtnern gerne, doch unter der Oberfläche brodelt es. Alex' Psychose begann, nachdem er offensichtlich in einer wilden Partynacht in den 70ern im Drogenrausch Gisa brutal erschlagen hatte, eine wunderschöne junge Frau aus der bayrischen Künstlerszene und Ehefrau eines reichen Barons und Brauereibesitzers. Er selbst hat alle Erinnerungen an diese Nacht verloren. Etliche Indizien belasten ihn jedoch schwer.
Doch dann schlägt ihm Ben versehentlich einen Spaten auf den Kopf, und es ist, als hätte sich in Alex' Kopf ein Hebel umgelegt: Nach und nach kommen bruchstückhaft Szenen der fatalen Nacht in sein Bewusstsein zurück und mit ihnen der seit der Tat bereits vage bestehende Verdacht, dass jemand ihn benutzt hat, um seine eigene Schuld zu vertuschen.

Alex schöpft Kraft und möchte mit seinen Freunden der alten Geschichte nachgehen. Das passt aber mehreren Personen aus ganz verschiedenen Gründen überhaupt nicht ins Konzept.

Was zunächst ein Roadmovie werden könnte, entpuppt sich bald als ein durchaus vielschichtiger Krimi, der viel mit Psychologie arbeitet – nicht umsonst ist der Ich-Erzähler Psychiater und betreut die psychisch kranken Bewohner von Gut Betzing, unter anderem Alex, den er bereits in den 70ern verehrte, als er der Star der Band "Mojo" war. Nun sieht die Lage anders aus. Der labile Alex hat die Ereignisse der Nacht völlig verdrängt, in der seine schöne Verehrerin Gisa kaltblütig erschlagen wurde. Alex lag damals mit dem Mordwerkzeug in der Hand neben ihr, schlafend. Es gibt durchaus Hinweise, die seine Schuld infrage stellen könnten, doch er hat dem Mordvorwurf nicht widersprochen.
Erst als Alex zufällig am Kopf verletzt wird, möchte er die Geschehnisse jener Nacht aufarbeiten. Der Umstand, dass er und seine Freunde von da an in Lebensgefahr schweben, spricht für sich beziehungsweise für Alex' Unschuld.

Max Bronski hat eine Reihe ziemlich verrückter - die Doppeldeutigkeit ist hoffentlich verzeihlich - Charaktere geschaffen und sein Buch mit ihnen bestückt. Am verrücktesten sind vielleicht nicht die Protagonisten vom Gut Betzing, sie sind aber jedenfalls so originell und schwungvoll gezeichnet, dass der Leser diese aus der Zeit gefallenen Männer einfach mögen muss. Natürlich gibt es auch ebenso kraftvoll entworfene Unsympathen. Die Mischung ist explosiv, und so kracht es denn auch gewaltig. Mehrmals.

Die Handlung wechselt vom Tempo her des Öfteren, und auch die Erzählperspektive wandert hin und her. Es gibt Sprünge zwischen zeitlichen Ebenen und Ortswechsel, dennoch kommt keine Verwirrung auf. Nur die Frage, wer denn nun die schöne Gisa getötet hat, bleibt lange offen. So muss das ja auch sein bei einem Krimi. Bronski versteht es definitiv, beim Erzählen die Spannung zu halten.

An Lokalkolorit mangelt es so wenig wie an authentischen Rückblenden in die Hippiezeit. Und so erweist sich "Mad Dog Boogie" als ein fesselnder, zugleich herrlich schräger und überraschend vielschichtiger Krimi. Spannung und Unterhaltung in optimaler Kombination!

Die Möglichkeit, virtuell im Buch zu blättern, bietet die Verlagsseite.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 20. Januar 2016 | ISBN: 9783956140563 | Preis: 14,95 Euro | 206 Seiten | Sprache: Deutsch

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