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 Die unsichtbare Bibliothek, Band 1: Die unsichtbare Bibliothek

Serie: Die unsichtbare Bibliothek, Band 1
Autoren: Genevieve Cogman
Übersetzer: Arno Hoven
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Irene Winter ist Bibliothekarin. Doch heißt das nicht etwa, dass sie einen ruhigen Arbeitstag hat, in stiller Umgebung, wo sie Bücher sortiert und katalogisiert. Irene ist eine Bibliothekarin der unsichtbaren Bibliothek. Ihr Alltag ist geprägt von Spionage, Tarnidentitäten, Verfolgungsjagden und der Erkundung fremder Welten, denn die unsichtbare Bibliothek ist ein transdimensionaler Ort, verbunden mit einer endlosen Abfolge paralleler Welten, manche mehr manche weniger verseucht vom Chaos. In einigen gibt es Magie, in manchen sogar Elfen und Vampire, andere dagegen sind eher technisch fortgeschritten. Irenes Aufgabe ist es, diese verschiedenen Welten zu bereisen und Bücher zu besorgen, die für die Bibliothek von Interesse sind, wie etwa eine Erstausgabe der Grimmschen Märchen oder eine bestimmte Abhandlung über Magie. Dabei ist es für die Bibliothek gleich, ob Irene die Bücher rechtmäßig erwirbt oder einfach stiehlt.

Ihr neuer Auftrag führt sie in ein viktorianisches England. Ein gefährlicher Ort, voller Magie und von Dampfkraft betriebener Maschinen. Und sie ist nicht allein. Der attraktive Lehrling Kai wurde ihr zugeteilt, ein impulsiver und mytersiöser junger Mann, der mehr zu sein scheint, als Irene auf den ersten Blick erkennen kann. Doch sind die beiden nicht die Einzigen, die sich für das von der Bibliothek gewünschte Buch interessieren. In London angekommen, stellen sie fest, dass es bei einem Raubmord gestohlen wurde, und die Liste derer, die es suchen, wird ständig länger: ein verschlagener elfischer Lord, ein Detektiv, eine Rivalin Irenes aus der Bibliothek. Als wären dies nicht schon Hindernisse genug, die sich ihr in dem Gewirr von Geheimgesellschaften und mythischen Kreaturen dieser chaotisch verseuchten Welt entgegen stellen, tritt plötzlich auch noch ein mächtiger Gegenspieler auf den Plan. Irenes einfacher Beschaffungsauftrag wird immer mehr zu einer lebensgefährlichen Jagd.

"Die unsichtbare Bibliothek" ist der Debütroman der britischen Autorin Genevieve Cogman. Nach ihrem Master in Science arbeitete sie zunächst hauptsächlich in Berufen, die mit Datenverarbeitung zu tun hatten, und schrieb lediglich Texte für verschiedene Rollenspiele. Ihr erster Roman ist jedoch gleich der Auftakt zu einer eigenen Reihe. Der zweite Band "Die maskierte Stadt" wird im Deutschen voraussichtlich im August bei Bastei Lübbe erscheinen.

Der Hintergrund der Romane erinnert an Buchreihen wie etwa Harry Potter. Eine fantastische Welt, die jedoch nicht so weit entfernt erscheint, sondern mit der unseren verbunden ist. Doch gibt es eben weit mehr hinter manchen Türen als einfache Menschen in ihrer Realität erleben. Cogman nutzt dabei klassische Fantasy-Elemente, wie etwa Elfen und Vampire, verzichtet aber zu großen Teilen auf die zugehörigen Klischees. So sind etwa Vampire in der Welt, die Irene besucht, normale Mitglieder der Gesellschaft. Elfen sind entgegen dem Tolkien-Ideal nicht altertümlich und nobel, sondern verschlagen und fortschrittlich. Die Figuren, obwohl junge Erwachsene, erinnern doch eher an Jugendliteratur. Die Protagonistin Irene ist eine starke Frau, clever und selbstbewusst. Doch hat sie auch immer wieder Zweifel, ist unkontrolliert und macht Fehler. Auch ihr Begleiter Kai hat charakterliche Schwächen und glänzt dann wieder mit unerwarteten Stärken. Die Figuren wirken dadurch sehr menschlich und nehmen den Leser auf Anhieb mit in die Geschichte.

Genieve Cogman hält sich auch nicht lange mit Erklärungen und Weltenschau auf, sondern wirft den Leser gleich in die erste Mission. Ganz beiläufig wird dort gezeigt, wie die Arbeit der Bibliothekarin funktioniert und welche besonderen Fähigkeiten Irene besitzt. Später ermöglicht die Figur des Lehrlings immer wieder Erläuterungen, die sich unaufdringlich in den Fluss der Geschichte einpassen statt herauszufallen.

"Die unsichtbare Bibliothek" ist durchweg spannend geschrieben und gut strukturiert. Trotz vieler verschiedener Ebenen und Akteure fällt es selbst nach längeren Lesepausen nicht schwer, in die Handlung zurückzufinden. Cogman jongliert dabei mit unterschiedlichen Akteuren, sowohl aus der Bibliothek als auch dem chaotischen London. Und jede der Figuren hat eigene Ziele und eine Vorgeschichte, die immer wieder aufblitzt. Bemerkenswert ist, dass diese alle gleichermaßen spannend scheinen und den Leser neugierig ans Buch fesseln.

Das Debut der britischen Autorin ist wirklich ein durchweg gelungener Roman, der nicht nur durch die schöne Idee, sondern auch die lebendigen Figuren begeistert. Der geschaffene Hintergrund, eine transdimensionale Bibliothek mit Zugang zu verschiedenen Welten, bietet unzählige weitere Möglichkeiten für Fortsetzungen und Spin-Offs. Von dieser Autorin wird sicher noch öfter zu lesen sein. Zunächst darf der Leser aber mit Spannung den zweiten Band dieser Reihe erwarten.

Eine Leseprobe des Romans gibt es auf der Webseite von Bastei Lübbe

Claudia Heinzelmann



Softcover | Erschienen: 10. Dezember 2015 | ISBN: 9783404207862 | Originaltitel: The Invisible Library | Preis: 14,99 Euro | 429 Seiten | Sprache: Deutsch

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