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 Lazarus Band 1

Die Macht der Familien

Serie: Lazarus, Band 1
Autoren: Greg Rucka
Illustratoren: Michael Lark
Übersetzer: Bernd Kronsbein
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Nur sechzehn Familien teilen das Vermögen der ganzen Welt unter sich auf. Der Rest der Menschheit ist entweder bei diesen Familien angestellt oder dem Verderben preisgegeben. Überall gibt es soziale Brandherde und natürlich ist es nicht einfach, das Vermögen der Familien zu sichern. Nicht nur, dass verzweifelte Menschen das Eigentum stehlen wollen, auch untereinander sind die Clans verfeindet und darauf bedacht, die eigene Machtposition zu sichern. Dazu besitzen sie jede Menge konventioneller Waffen. Doch vor allem besitzt jede Familie einen Lazarus, einen genetisch modifizierten Menschen, der loyal ist und alles tut, um die eigene Sippe zu schützen. Reicht das aber, wenn die Feinde überhand nehmen und Misstrauen auch zwischen den Geschwistern herrscht?

Forever, genannt Eve, ist der Lazarus der Familie Carlyle. Anders als ihre vier Geschwister wurde sie nicht nur genetisch verändert, sondern auch ihr ganzes Leben dazu ausgebildet, zu kämpfen und Schmerzen zu ertragen. Das macht sie für die Carlyles so unverzichtbar. Ihre Loyalität ist über jeden Zweifel erhaben und schon oft hat sie sich für ihre ihre Eltern und Geschwister in Gefahr begeben und dem Tod ins Auge gesehen. All diese Dinge lasten schwer auf ihr, denn Eve weiß durchaus, dass ihre Gegner manchmal aus Verzweiflung handeln. Doch auch wenn sie an sich selber zweifelt, ihre Liebe zu ihrer Familie lässt nicht zu, dass sie sich anderes verhält. Tatsächlich ist sie so gut, dass ihr Vater sich eingestehen muss, dass sie allein diejenige ist, auf die er sich verlassen kann. Ihre Geschwister sind keineswegs so wohlgeraten. In der Tat haben die restlichen Mitglieder der Familie Carlyle ihre eigenen Pläne und sie sind bereit, dafür über Leichen zu gehen

Wenn der Sympathieträger einer Geschichte derjenige ist, der zum Morden und Kämpfen geschaffen wurde, dann ist das erst mal verwunderlich. Autor Greg Rucka lässt jedoch keinen Zweifel zu, den Carlyles sind Kleinigkeiten wie Moral und Verpflichtungen unfassbar egal. Ihre "Schwester" Eve ist für sie eine Waffe, ein Werkzeug, das sie nach Belieben einsetzen und für ihre Pläne einspannen. Auch untereinander sind sie sich nicht grün und opfern sich gegenseitig ohne Skrupel. Zwar haben sowohl der Patriarch der Carlyles als auch eine ihrer Schwestern durchaus Sympathien für Eve, doch auch ihnen ist klar, dass sie ein Mittel zum Zweck ist, ein Haustier, das brav seine Pflicht tut.

Die Welt, die Greg Rucka und Zeichener Michael Lark da entwerfen, ist nicht einladend. Sie ist kalt, unpersönlich und gefährlich. Die düsteren Panels geben dies ebenso stimmungsvoll wieder wie die abschätzigen, heimlichen Blicke, welche die Protagonisten sich zuwerfen. Durch die gesamte Handlung ziehen sich Intrigen und unterdrückte Aggressionen. Sehr oft befindet sich in den Bildern nur das Gesicht einer einzigen Person, deren Blick all den Zorn und die Wut preisgibt, die in dieser Geschichte nahezu jeder mit sich herumzutragen scheint. Dazu kommt die Bereitschaft der Personen, jederzeit Gewalt zu nutzen und sich um Kollateralschäden nicht zu kümmern. Eve hat alle Hände voll zu tun und mehr als einmal werden diese Hände blutig.

Nein, besonders warmherzig ist die Geschichte um Eve, den Lazarus, nicht, doch sie ist auf bedrückende Weise eindrucksvoll, besonders, da sie von unserer Realität gar nicht so weit entfernt ist. Sicher, ein nahezu unsterblicher Mensch ist Zukunftsmusik, wenn auch keine besonders schöne. Bei den wirtschaftlichen Verhältnissen ist der Comic jedoch recht nahe an der Wahrheit, weist die Inhaltsangabe doch darauf hin, dass bereits heute nur 85 Menschen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Idee zu diesem Comic geradezu beunruhigend genial. Dies und die Tatsache, dass „Lazarus“ auch noch unglaublich spannend und unterhaltsam ist, machen die Reihe sehenswert.

Es ist ein finsteres Vergnügen, „Lazarus“ zu lesen. Der Comic setzt eine bemerkenswert gute Idee eindringlich um und gefällt dadurch auch dort, wo er den Leser mit einem ungemütlichem Gefühl zurücklässt. Erleichterung bieten ausgerechnet die schön choreografierten Actionszenen, die den Focus immer wieder auf den Lazarus richten. Wie es mit Eve und den Carlyles weitergeht bleibt spannend und es gilt noch das eine oder andere Geheimnis um die junge Frau aufzudecken. Die Reihe wird spannend bleiben und ganz sicher ihre Leser zu unterhalten wissen.

Eine Leseprobe findet sich auf der Seite des Splitter-Verlags.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2016 | ISBN: 9783958392182 | Originaltitel: Lazarus 1 | Preis: 19,80 Euro | 120 Seiten | Sprache: Deutsch

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