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 Tin Lizzie, Band 1: Die Schöne von Ponchatoula

Serie: Tin Lizzie, Band 1
Autoren: Thierry Chaffouin
Illustratoren: Dominique Monféry
Übersetzer: Marcel Le Comte
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es ist das Jahr 1908 und die ersten Exemplare des Ford-T laufen vom Band. Im kleinen Städtchen Ponchatoula sind die Menschen ganz aus dem Häuschen, denn der örtliche Großgrundbesitzer, der Colonel, hat eins dieser Autos gekauft. Vor allem Jake, der kleine Enkel, kann seine Begeisterung kaum zügeln. Zusammen mit dem Verwalter Rhod und dessen Freund Louis möchte er den Wagen ausprobieren und Abenteuer erleben. Umso größer ist die Enttäuschung, als der Colonel seine Pläne bekanntgibt, das Auto für die Landwirtschaft umbauen zu lassen. Doch bis dahin bleibt den Freunden noch eine Woche Zeit und vor allem Rhod will diese Zeit gut nutzen und seine alte Flamme besuchen. Becky, die er immer noch liebt und der er das Herz gebrochen hat.

So muss ein Comic aussehen! "Tin Lizzie" hat alles, was das Herz begehrt. Seien es liebenswerte Charaktere, Witz, eine schöne, runde Geschichte und gelungene Zeichnungen. Zwar ist es für Autor Thierry Chaffouin und Zeichner Dominique Monféry jeweils der erste Comic, doch das merkt der Leser der Handlung nicht an. Die Geschichte um den kleinen Jake ist so liebevoll ausgearbeitet, dass es leicht fällt, in Begeisterung zu verfallen. Allein die Bilder, wie der Junge glückselig grinsend in dem Auto sitzt, oder wie Rhod von seinem ersten Blick auf Becky nahezu verzaubert ist, sind so grandios, dass es sich lohnt, den Comic zu lesen. Sie bleiben jedoch nicht die einzigen Höhepunkte.

Jake ist gerade mal acht Jahre alt, weiß aber schon, dass er seinen Großvater einmal beerben und dessen Verantwortung übernehmen soll. Das ist bei aller kindlichen Begeisterung auch eine schwere Bürde und die Panels geben diese melancholische Erkenntnis wundervoll wieder. Der alte, knorrige Colonel weiß sehr wohl um die Last, die er dem Jungen aufbürdet und er bedauert sie, das ist ihm anzusehen. Er lässt ihm kleine Freiräume, erwartet aber auch, dass Jake Verantwortung übernimmt. Hier kommt deutlich die Liebe zwischen den beiden zum Ausdruck. Jake ist eindeutig die Hauptperson der Geschichte, doch auch um seinen erwachsenen Freund Rhod dreht sich ein großer Teil der Erzählung. Der bullige Mann ist recht naiv geblieben und mit unschuldiger Freude macht er sich auf den Weg, seine Becky zu erobern, die ihn vor immerhin fünf Jahren verlassen hat. Dass er eigentlich eine Aufgabe hat und den Wagen umbauen soll, ficht ihn nicht an. Auch dass es vielleicht nicht die beste Idee ist, den Enkel seines Arbeitgebers mit auf diese ungenehmigte Reise zu nehmen. Wenigstens der dritte im Bunde, der Schwarze Louis, hat den Überblick und kümmert sich darum, das Trio unbeschadet ans Ziel zu bringen.

Es ist diese Mischung aus naiver Freude und Pfiffigkeit, die so viel Spaß macht. "Tin Lizzie" will nicht ernst genommen werden, sondern unterhalten. Dafür wartet die Geschichte mit Witz und Nostalgie auf, ebenso mit Herz und ein kleines bisschen Rührung. Thierry Chaffouin und Dominique Monféry dürfen sich auf die Schulter klopfen. Ihr Debüt ist gelungen und sie haben die Aufmerksamkeit, die es erziehlt, redlich verdient.

Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2016 | ISBN: 9783958399129 | Originaltitel: Tin Lizzie | Preis: 12,95 Euro | 48 Seiten | Sprache: Deutsch

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