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 Königliches Blut, Band 2: Isabella

Die Wölfin von Frankreich


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Das Leben scheint schier unerträglich für Isabella, dabei ist sie die Königin von England. Doch ihr Gatte, Edward II., kränkt und demütigt sie ein ums andere Mal. Dessen ganze Aufmerksamkeit gilt seinem Günstling Hugh le Despenser, dem Jüngeren, nicht nur zum Leidwesen seiner Gattin. Auch viele englische Adlige beäugen mit wachsendem Misstrauen die Bevorzugung des Emporkömmlings. Eines Tages gerät Königin Isabella bei einer königlichen Jagdgesellschaft in Gefahr. Der stattliche Roger Mortimer, der Earl of March, eilt ihr zu Hilfe und bald schon siegt die Einsamkeit der französischen Isabella gegen ihre hohe Moral. Gemeinsam mit Mortimer, der als Aufständiger in England verurteilt wurde und im Tower gefangen war, flieht die Königin nach Frankreich. Von dort bereiten sie ein Comeback vor, dass Edward II endgültig vernichten soll.

Nach einem spannenden und faszinierenden ersten Band folgt nun der zweite und letzte Teil der Erzählung um die starke englische Königin, Isabella, genannt die Wölfin von Frankreich. Zum Auftakt hatten die beiden Autoren, Thierry und Marie Gloris, zwar einige politische Entwicklungen zwischen England und Frankreich angesprochen, sich aber hauptsächlich auf den Hof und die Intrigen dort konzentriert. Mit dem zweiten Band wendet sich die Geschichte nun deutlich den historischen Ereignissen zu. Die Hintergründe und familiären Verflechtungen, die letztlich zum Ausbruch des Hundertjährigen Krieges führen, bleiben jedoch auch diesmal eher eine grobe Rahmenhandlung. Das eigentlich zentral behandelte Motiv ist der sogenannte Despenser War. Diese Auseinandersetzung zwischen einigen englischen Adligen und andererseits dem englischen König Edward II. und seinem Getreuen Hugh le Despenser, führte letztlich zur Entmachtung des englischen Königs, zugunsten seines Sohnes, Edwards III. Isabella von Frankreich, der englischen Königin, die sich jedoch mit den Opportunisten verband, kam hierbei eine zentrale Rolle zu. Sie ist eine starke Frau, die immer wieder durch andere bestimmt wird. Dabei wird sie im zweiten Teil, weder so moralisch gefestigt, noch so klarsichtig dargestellt, wie noch im ersten Band. Mit der zunehmenden "Schwäche" entfernt sich die Darstellung zugleich aber auch vom Ikonischen und verleiht der historischen Person Menschlichkeit. Isabella wird zu einer Figur, mit der der Leser mitfühlen kann.

Leider rast die Erzählung jedoch derart schnell durch die Historie, dass der Kontakt zur Protagonistin immer wieder verloren geht. Zusammengepresst in einen Band versuchen die Autoren sowohl den gesamten Despenser War, als auch die Vorbereitung auf den Hundertjährigen Krieg abzuhandeln. Beginnend mit dem Battle of Kells bis hin zum ersten Feldzug Edwards III. nach Frankreich werden nicht nur historische Fakten, wie Schlachten und Hinrichtungen gezeigt, sondern natürlich auch immer wieder private Szenen aus Isabellas Leben. Um diese mehr als zwanzig Jahre ereignisreicher Geschichte komplett unterzubringen, macht die Erzählung an manchen Stellen immense zeitliche Sprünge. Bedauerlicherweise wurde an entsprechenden Textkästen mit Jahreszahlen gespart. So fällt es einem Leser, der sich in der Materie nicht auskennt, schwer dem Fortgang der Ereignisse zu folgen. Ein vermeidbares Manko eines sonst beeindruckenden Bandes. Ein geschichtlicher Abriss als Anhang des Buches, sowie eine Vorstellung der historischen Akteure hätte dies ausgleichen können.

Grafisch kann der zweite Band ebenso überzeugen, wie auch bereits der erste. Mitunter durch die vielen ausdrucksstarken Porträts. Hinzu kommen wunderschöne großformatige Panels mit prachtvollen Darstellungen des Hofes, actionreichen Schlachten oder Jagdszenen. Wenige, klare Linien werden mit Farben und gut gesetzten Schattierungen lebendig. Sehr unterschiedliche Farbstimmungen differenzieren Innenräume, Waldszenen, Außenbereiche des Hofes oder etwa einen Marktplatz. Allein die kraftvollen Bilder erzählen einen Großteil der bewegten Geschichte der Zeit und fangen den Leser immer wieder ein.

"Isabella" glänzt vor allem durch seine brillante Optik. Wunderschöne Grafik macht das Blättern zum wahren Vergnügen. In der Erzählung wurde leider versucht, zu viel historischen Stoff auf einmal zu verarbeiten. Der Durchmarsch durch die Geschichte Englands vor dem Hundertjährigen Krieg ist dadurch verwirrend und unübersichtlich. Für diejenigen, die die Ereignisse bereits kennen oder sich vorher ein wenig einlesen, birgt das Comic jedoch hervorragende Unterhaltung.

Eine Leseprobe gibt es auf der Website des Splitter Verlags

Claudia Heinzelmann



Hardcover | Erschienen: 1. März 2016 | ISBN: 9783958392366 | Originaltitel: Isabelle - la Louve de France 2 | Preis: 14,80 Euro | 56 Seiten | Sprache: Deutsch

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