Media-Mania.de

 Sakrileg

Autoren: Dan Brown
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Als der amerikanische Professor für Ikonographie Robert Langdon des Nachts von der Pariser Polizei in den Louvre bestellt wird, ahnt er noch nicht, dass vor ihm die aufregendste Nacht seines Lebens liegt. In dem berühmten Museum wurde Kurator Jacques Saunière erschossen. Sterbend hat er jedoch kryptische Symbole, Zahlen und Verse auf den Boden geschrieben, deren Bedeutung sich der Polizei nicht erschließen will.
Langdon soll bei der Entschlüsselung helfen. Was er nicht weiß: Er selbst ist der Hauptverdächtige in diesem Mordfall, wurde doch sein Name von dem sterbenden Saunière aufgeschrieben. Die Kryptografin Sophie warnt ihn vor dem verdeckten Verhör der Polizei und verhilft Langdon zur Flucht. Denn irgendeine wichtige Nachricht wollte Saunière an Robert Langdon noch weiter geben. Doch sind seine letzten Botschaften alle verschlüsselt. Von der Polizei gejagt, versuchen Robert und Sophie die Codes zu knacken und kommen dabei nach und nach auf die Spur eines unglaublichen Geheimnisses. Ein Geheimnis so erschütternd, dass Menschen bereit sind, dafür zu sterben - und zu töten.


Ein Roman so prall gefüllt mit Verschwörungstheorien und historischen Vertuschungsversuchen spornt einen selbst nicht unwesentlich dazu an, sich selbst mit diesem Hobby mal auseinander zu setzen. Deswegen hier meine eigene Verschwörungstheorie zu Dan Browns Bestseller Sakrileg: Dan Brown ist in Wahrheit eine Frau!
Der Autor, beziehungsweise die Autorin, hat mit Sakrileg einen erstaunlich feministischen Roman hingelegt, dessen zentrale Agenda es ist, die schlechte Position der Frau in unserer durch die christliche Religion geprägten Gesellschaft zu kritisieren. Über den gesamten Roman hinweg predigt Brown die altertümlichen Konzepte der heiligen Weiblichkeit und der Einheit und Gleichheit von Mann und Frau, stets vor dem Hintergrund der weiblichen Diffamierung durch die Kirche über die letzten zweitausend Jahre hinweg. Zudem ist der Roman feingeistig, gut recherchiert und so gar nicht von den Waffen starrenden, machohaften Zügen sonstiger Thrillerkost geprägt, sondern von Kreativität und Intelligenz. Zudem haben die Helden der Geschichte nichts von den taffen Charakteren der Marke Harrison Ford, die man, von Tom Clancy geschult, in so einer rasanten Hatz erwarten würde. So viel Feinfühligkeit möchte man einem männlichen Thrillerautor schon gar nicht mehr zuschreiben.
Aber Geschlecht des Autors hin oder her, Sakrileg ist tatsächlich ein besonderes Exemplar seiner Gattung - eins, das den großen Erfolg auch verdient hat. Natürlich ist auch dieser amerikanische Thriller reißerisch wie sonst was, aber seine Geschichte prischt dermaßen rasant voran, dass man das erst bemerkt, wenn es schon längst zu spät ist und das ganze Buch an zwei Abenden ausgelesen wurde. Brown fackelt nicht lange, um den Leser in ein geschickt und komplex konstruiertes System aus miteinander verwobenen Puzzles, Codes und Rätseln zu werfen, in dem man stets mit den Hauptfiguren um die Lösung rätselt, die meist lückenlos und logisch präsentiert wird - und stets weitere Rätsel aufwirft. Natürlich ist das extrem konstruiert und unwahrscheinlich, aber sehr geschickt in die Rahmenhandlung um ein altes religiöses Geheimnis und dessen Behüter eingebunden. Die schiere Neugierde über das nächste Häppchen an Information und die Lösung des nächsten Rätsels ist Motivation genug, das Buch wahrhaftig zu verschlingen. Clevererweise verwendet Brown sehr kurze Kapitel, die fast immer mit einem Cliffhanger enden und dem Leser kleine Informationen vorenthalten, die erst im nächsten Kapitel aufgedeckt werden, welches dann wieder offen endet, und so weiter. Reißerisch, wie gesagt, aber ungemein effektiv!

In den Thrillern von beispielsweise Michael Crichton oder Frank Schätzing wurde intensive Recherche für den Hintergrund der Geschichte betrieben, was sich auch stets auszahlte - der Leser konnte quasi im Vorbeigehen interessante Informationen über die eigene Welt aufschnappen. Dan Brown handhabt es in Sakrileg ähnlich und implementiert in seine Geschichte immer wieder interessante Anekdoten und wenig bekannte historische Fakten, vermischt sie mit seiner Fiktion und kreiert so einen glaubwürdigen und vor allem interessanten Hintergrund für seinen Thriller. Die verwendeten Fakten mögen zwar umstritten sein, spornen den Leser aber durchaus zum weiteren Nachforschen an - vielleicht ist an Browns Theorien ja doch was dran?
Die katholische Kirche würde das nicht freuen, von ihrer Seite wurde das Buch scharf kritisiert. Der Autor verurteilt die heutige Kirche zwar nicht und schafft es, seine sie vertretenden Charaktere nicht zu Buhmännern abzustempeln, verkündet mit seiner Haupttheorie aber deutlich die Überflüssigkeit beziehungsweise Überholtheit zentraler kirchlicher Glaubensgrundsätze, vor allem diejenigen, die Sex und Frauen betreffen.

Wenn Dan Brown auch selbst nicht dem weiblichen Geschlecht angehören mag, sein intelligenter, informativer, kritischer und vor allem höllisch spannender Mix geht voll auf und ist einer der aufregendsten Romane, die ich seit langem gelesen habe.

Sakrileg hat alles, was ein guter Thriller braucht: hohe Geschwindigkeit, nicht abbrechende Spannung, eine gut recherchierte Grundlage, intelligente Gedankengänge und eine lückenlose Konstruktion. Das Buch liest sich schon fast von selbst.

Julius Kündiger



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2004 | ISBN: 3785721528 | Originaltitel: The DaVinci Code | Preis: 19,90 Euro | 605 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Ich bin der Herr deiner AngstDer SpezialistIch will dich sterben sehenDas verlorene SymbolInferno