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 James Bond 007, Band 10: Der Spion, der mich liebte

Serie: James Bond 007, Band 10
Autoren: Ian Fleming
Übersetzer: Anika Klüver, Stephanie Pannen
Verlag: Cross Cult

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die junge Frankokanadierin Vivienne Michel verschlägt es auf einer Tour durch Amerika in das abgelegene Dreamy Pines Motel, wo sie auf Bitte des Pächterehepaars die letzte Nacht vor Saisonende verbringen soll. Sie ahnt nicht, dass sie sich in dieser Nacht in Gesellschaft zweier gewissenloser Gangster befinden wird, deren Motive im Dunkeln bleiben. Doch als die Situation zu eskalieren droht, erscheint ein weiterer Gast im Dreamy Pines: ein charismatischer Engländer, der sich von den beiden Gangstern nicht einschüchtern lässt. Sein Name ist James Bond ...

Bei dem Titel "Der Spion, der mich liebte" denkt der Leser sofort an einen der besten James-Bond-Filme mit Roger Moore, an Curd Jürgens als Bösewicht Stromberg, seine Unterwasserstation, Bonds Lotus, der auch als Unterseeboot funktionierte, und natürlich an Richard Kiels ersten Auftritt als Beißer. Bis auf die Idee zu Letzterem stammt jedoch nichts aus der Romanvorlage, was nicht zuletzt daran liegt, dass Autor Ian Fleming derart enttäuscht von den Kritiken zu diesem Buch war, dass er nur die Verwendung des Titels für eine Verfilmung erlaubt hat. Doch hatten die Kritiker recht, was die Qualität des Romans angeht?

Fest steht, dass es sich bei "Der Spion, der mich liebte" um den ungewöhnlichsten aller Bond-Romane handelt. Im Mittelpunkt steht diesmal nicht der britische Agent, der erst zu Beginn des letzten Drittels in die Handlung einsteigt. Vielmehr dreht sich die Geschichte in erster Linie um die junge Vivienne Michel, die gleichzeitig als Ich-Erzählerin fungiert. Im Grunde genommen handelt es bei dem Roman auch nicht um einen Agententhriller, sondern die Charakterstudie einer jungen Frau der frühen Sechzigerjahre.

Vor allem das erste Drittel des Buches ist interessant, da in diesem die bisherige Lebensgeschichte Michels erzählt wird. Der Leser erfährt, wie sie voller träumerischer Erwartungen an die Zukunft nach England kommt, erlebt ihre beiden prägenden Beziehungen zu jeweils älteren, dominanteren Männern mit und wie sie gestärkt daraus hervorgeht.
Der zweite Teil kehrt zurück in die Gegenwart und das Dreamy Pines Hotel, wo sich Vivienne gegen zwei unerwartet aufgetauchte Gangster zur Wehr setzen muss. Dabei überzeugt sie den Leser als intelligente und taktisch geschickte Figur, der trotz des emotionalen Stresses, dem sie ausgesetzt ist, nicht die Nerven durchgehen. Leider bleiben die beiden Kriminellen "Sluggsy" und "Horror" extrem klischeehaft, was angesichts der gut ausgearbeiteten Vivienne fast schon nachlässig erscheint.
Mit dem Beginn des dritten Teils greift nun endlich Bond ins Geschehen ein und die Action kann beginnen. Leider durchläuft dabei auch die Figur Vivienne eine nachteilige Wandlung. War sie im zweiten Teil noch eine eigenständig handelnde Figur, die aktiv daran arbeitete, aus ihrer Misere herauszukommen, degradiert sie Fleming nun zur klassischen "Jungfrau in Nöten". Am Ende des Romans muss ihr sogar ein Polizeibeamter erklären, dass sie sich besser nicht in einen Mann wie Bond verlieben sollte. Die klassische Rollenverteilung zwischen Held und Bondgirl greift wieder.

Insgesamt kann man bei "Der Spion, der mich liebte" von einem seltsamen Hybriden sprechen, der moderner Frauenroman und konservative Agentengeschichte sein will. Leider zerstört dies auch den interessanten Versuch Flemings, ein für seine Zeit moderneres Frauenbild glaubwürdig darzustellen. Letzten Endes war die Pflege von Bonds Machoimage wichtiger. So ist der vorliegende Roman wohl wirklich als missglücktes Experiment zu bezeichnen, da sein Potenzial im letzten Drittel der Handlung durch das Auftauchen seines Hauptcharakters zunichtemacht. Schade!

Mehr zum Roman auf der Webseite von Cross Cult

Markus Goedecke



Softcover | Erschienen: 20. September 2013 | ISBN: 978-3-86425-088-0 | Originaltitel: James Bond - The Spy Who Loved Me | Preis: 12,80 Euro | 220 Seiten | Sprache: Deutsch

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