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 Babylon

Thriller

Autoren: Thomas Thiemeyer
Verlag: Droemer

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als ihr Mäzen Norman Stromberg, ein brennend an Frühgeschichte interessierter Milliardär, ihren Mann auf eine Reise ins vom IS bedrohte Grenzgebiet zwischen dem Irak und Syrien mitnehmen will, ist die Archäologin Hannah Peters überhaupt nicht begeistert. Ein irakischer Kollege hat dort angeblich soeben den Zugang zu einem geheimnisvollen unterirdischen Bauwerk entdeckt, das mit dem zerstörerischen babylonischen Gott Marduk in Verbindung zu stehen scheint. Manches spricht dafür, dass es sich um den biblischen Turm zu Babel handelt. Nur äußerst widerstrebend stimmt Hannah dem Vorhaben zu und erfüllt in Griechenland selbst einen Auftrag von Norman Stromberg, nämlich, ein eigenartiges frühgeschichtliches Gerät für ihn in Empfang zu nehmen, dessen Funktion unbekannt ist und das möglicherweise mit dem gefundenen Bauwerk unmittelbar zu tun hat.

Zu dieser Zeit ist die englische Kriegsreporterin Leslie Rickert mit einem amerikanischen Militärkonvoi just in der Region unterwegs, in der das babylonische Bauwerk gefunden wurde. Ein unerklärlicher Störeffekt legt plötzlich die gesamte Elektronik in der Gegend lahm, und zwei Drohnen stürzen, aus der Bahn gebracht, auf den Konvoi. Etwas Rätselhaftes tut sich in diesem Gebiet, das als Wiege der altweltlichen Kultur gilt. Und die Beteiligten stehen erst am Anfang ihrer zunehmend unheimlichen Mission.

Zunächst präsentiert sich Thomas Thiemeyers Roman als ein Abenteuer, das bald in einen Politthriller übergeht, als Kriegsreporterin Leslie nicht weit von Mossul zur Gefangenen des so genannten Islamischen Staates (IS) wird, während ein Archäologenteam und sein schwerreicher Sponsor in der Nähe mit nicht so ganz legalen Ausgrabungen beginnen. Die Story läuft recht ruhig an und nimmt nach einigen Kapiteln ordentlich Fahrt auf, wozu nicht zuletzt die diversen wechselnden Schauplätze beitragen. Eine bedeutungsschwere archäologische Entdeckung mitten im Krisen- beziehungsweise Kriegsgebiet - das Thema hat mächtig Potenzial. Und es laufen vor Ort diverse Parteien auf, vor allem amerikanisches Militär und IS-Milizen sowie ein bunter Wissenschaftlertrupp. Als diese aufeinanderprallen, lässt sich die Spannung geradezu greifen.

Doch dann wird's schlagartig extrem esoterisch - als Fantasy lässt sich das plötzlich eingewechselte Genre beim besten Willen nicht mehr bezeichnen, und von einem Wissenschafts- oder ganz allgemein einem Thriller bleibt nichts mehr übrig, während sich Dante Alighieris Inferno im Turm zu Babel zu materialisieren scheint. Dort müssen die Protagonisten, die sich darin versehentlich eingeschlossen haben, Prüfungen im Stil von Computerspiel-Quests bestehen und scheitern einer nach dem anderen an ihrer jeweiligen wesentlichen Charakterschwäche. Schade, dass diese Schwächen nicht bereits vorher zutage traten, anstatt nun Knall auf Fall den Protagonisten übergestülpt zu werden. Das wirkt amateurhaft konstruiert und irritierend.

Überhaupt sind die Figuren recht fade und farblos konzipiert und machen es dem Leser schwer, sich mit ihnen zu identifizieren, weshalb die anderen Schwächen des Buchs umso mehr hervortreten. Dazu gehört der allzu wüste Genremix; da wird kaum etwas ausgelassen, auch ein bisschen Liebesroman und Sci-Fi sowie ein ordentlicher Schuss Mystery darf es schon mal sein. Ein wunderbar kitschiges Ende ist dann schon ein Muss. Von einem Thriller ist das alles jedoch längst meilenweit entfernt. Schade, denn - wie gesagt - der erste Teil lässt sich sehr gut an.

Weitere Informationen zu Buch und Autor bietet die Verlagsseite, ein Autorenvideo inklusive.

Regina Károlyi



Softcover | Erschienen: 1. März 2016 | ISBN: 9783426653630 | Preis: 14,99 Euro | 523 Seiten | Sprache: Deutsch

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