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 Tod am Kap

Geschichte des Burenkriegs

Autoren: Martin Bossenbroek
Übersetzer: Andreas Ecke
Verlag: C. H. Beck

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Als Willem Leyds kurz nach seinem Studium dieses Angebot erhielt, standen für ihn alle Türen offen und doch gab er sich schließlich geschlagen und folgte dem Ruf Paul Krugers. Auf Drängen Präsidenten Transvaals wurde er so im Jahre 1884 Generalsekretär in einem der beiden Burenstaaten im fernen Afrika. Fünfzehn Jahre später trieb es auch den späteren englischen Premierminister Winston Churchill ins südliche Afrika. Doch hatte sich die Situation dort seit dem Eintreffen Leyds verändert. Nicht dass es vorher keine Konflikte mit der englischen Kapkolonie gegeben hätte, jetzt standen die beiden Burenrepubliken Transvaal und der Oranje-Freistaat allerdings vor einem Krieg mit den Briten - und mittendrin Winston Churchill als britischer Berichterstatter. Was folgte war die "einzige große militärische Konfrontation zwischen Weißen" während des Imperialismus. Mittendrin auch Deneys Reitz, ein burischer Kämpfer, der als Siebzehnjähriger voller Enthusiasmus in diesen todbringenden Krieg zog.


Deneys Reitz schreckte früh aus dem Schlaf. Ein Blick in die Ferne genügte: die Engländer. Nicht bloß ein Bataillon oder Regiment, sondern eine ganze Armee, die Staubwolke verdeckte den ganzen westlichen Horizont. Mehr als 30 000 Mann, schätzte er.


Für den Leser ist dieses Buch eine Reise in eine andere Zeit. In einen Krieg, der zwar als Vorbote des Ersten Weltkrieges gilt, gleichzeitig aber uns heute so weit weg erscheint. Denn die beiden Burenstaaten Transvaal und der Oranje-Freistaat waren wohl selbst für Zeitgenossen eine außergewöhnliche Erscheinung - rückständig und ein bisschen altbacken.

Gleichzeitig zieht die Geschichte des Burenkrieges seinen Reiz auch daraus, dass hier David gegen einen Goliath kämpft. Allerdings ohne Happy End. Gepaart mit der imperialen Atmosphäre aus Farmen und Minen führt dies dazu, dass sich der Leser gar an "Fackeln im Sturm" oder "Vom Winde verweht" erinnert - wohl wissend, dass sich hier nicht die Weißen im amerikanischen Bürgerkrieg gegenüberstehen, sondern Briten und Buren im Süden Afrikas. Vielleicht erklärt sich diese Assoziation aber auch durch die Art und Weise, wie Martin Bossenbroek diese Geschichte eines (fast) vergessenen Krieges zu Papier bringt - packend und voller Leben, wenn er zum Beispiel Winston Churchills Flucht aus der Kriegsgefangenschaft unter mithilfe eines britischen Direktors einer Kohlengrube beschreibt. Überhaupt kommt es nicht von ungefähr, dass Teil zwei mit "Wie ein Abenteuerbuch" umschrieben ist, sind doch Churchills Erlebnisse, dessen Sicht den zweiten Teil prägt, Abenteuer pur.

Vielerorts trägt das Sachbuch gar die Handschrift eines historischen Roman, wenn der Leser Zeilen wie diese liest:


Plötzlich fiel es Leyds wie Schuppen von den Augen: Es war alles ein abgekartetes Spiel, Chamberlains Charme nur aufgesetzt.


oder

Noch hinter dem Felsblock saßen sie auf, preschten los und stürzten mit dem Mut der Verzweiflung ins Feuer, tief über die Pferde gebeugt, in gestrecktem Galopp.


Nicht zuletzt durchzieht das Buch eine persönliche Note, da Martin Bossenbroek mit Willem Leyds, dem aus den Niederlanden stammenden Generalsekretär Transvaals, dem britischen Jungjournalisten Winston Churchill und dem jungen Burenkämpfer Deneys Reitz in jedem der drei Teilbereiche eben die Sichtweise einer konkreten Personen ins Zentrum stellt, sodass der Burenkrieg anhand von deren Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und Reportagen lebendig erzählt wird.

Sehr hilfreich ist angesichts des im deutschen Sprachraums weitgehend unbekannten Themas, dass sich am Ende des Buches drei vorbildlich geführte Register befinden, in dem nicht nur die beteiligten Personen und geografische Begriffe, sondern auch Organisationen, Vereinigungen, Parteien, Unternehmen sowie Stämme und Völker aufgeführt werden, damit Unklarheiten seitens der Leser schnell beseitigt werden können.

FAZIT: Ein Sachbuch zum Verschlingen - packend und voller Leben erzählt Martin Bossenbroek hier die Geschichte eines (fast) vergessenen Krieges.

Weitere Informationen zum Buch, ein Blick ins Inhaltsverzeichnis sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags.

Matthias Jakob Schmid



Hardcover | Erschienen: 9. März 2016 | ISBN: 9783406688126 | Originaltitel: De Boerenorloog | Preis: 29,95 Euro | 624 Seiten | Sprache: Deutsch

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