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 Ungleichheit

Was wir dagegen tun können


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Verteilungsfragen waren lange Zeit nicht auf der Agenda politischer oder wissenschaftlicher Diskussionen. Dies scheint sich seit einigen Jahren zu ändern. Ob Pikettys "Kapital für das 21. Jahrhundert" oder nun Atkinsons "Ungleichheit": die Rufe nach einer neuen Politik der Umverteilung, die die weltweit aufgehende Schere zwischen Arm und Reich wieder schließt, werden häufiger und lauter.

Der Ökonom Atkinson legt mit seinem letzten Buch ein Plädoyer für eine weltweit neue Politik vor. Aufgrund seiner Furcht vor einer zu starken Ungleichverteilung des weltweiten Wohlstands, die letztlich den Zusammenhalt aller Gesellschaften und auch die Demokratien gefährdet, schlägt er 15 Maßnahmen vor, die zu einer gerechten Verteilung des Reichtums führen sollen.

Anthony Atkinson will mit diesem Buch nicht nur ein wissenschaftliches Vermächtnis seines langen Forscherlebens hinterlassen, sondern auch einen Aufruf zum Handeln. Das Buch ist durchdrungen von dem Glauben, dass die Menschen ihr Schicksal selbst in der Hand haben und nicht den Mächten eines Ungleichheit produzierenden Systems ohnmächtig ausgesetzt sind.

So ist dieses Buch auch eine viel leichtere Kost als etwa Pikettys schwere Studie zur Ungleichheit in der Welt. Atkinson analysiert auch, zieht zudem viele Zahlen heran, um seine Thesen und Vorschläge zu unterfüttern, aber dieses Buch ist sehr viel lebendiger und politischer geschrieben.

Er geht von der These aus, dass ein Weiter so, das weitere Ansteigen von Reichtum auf der einen und von Armut auf der anderen Seite, zu großen Krisen führen wird und letztlich die Demokratie im 21. Jahrhundert gefährden kann. Seiner dramatischen Furcht setzt er aber ein optimistisches politisches Programm entgegen. Er wirbt auf gut 450 Seiten für 15 teilweise radikale Forderungen, die für eine gerechte Verteilung des Wohlstandes und damit für die beste Prävention vor Kriegen und der Ausbreitung antidemokratischer Ideologien sorgen würden.

Unter diesen Vorschlägen finden sich etwa die Einführung einer Art bedingungslosen Grundeinkommens, eines sehr hohen Kindergeldes, einer Zahlung für Menschen, die ins Erwachsenenalter eintreten oder hohe Erbschafts- und Vermögenssteuern. Auch plädiert Atkinson für starke Gewerkschaften und eine starke Regulierung des Arbeitsmarktes. Manche seiner Vorschläge erscheinen radikal, andere sind letztlich nur Verweise auf Mechanismen, die einst gut funktionierten, aber seit dem Siegeszug des Neoliberalismus aufgegeben wurden. Der Leser muss nicht jede Idee gut finden, aber Atkinson argumentiert für jeden einzelnen Vorschlag überzeugend, dass sie keine irrealen Utopien, sondern umsetzbar sind. Auch ein bedingungsloses Grundeinkommen ist möglich. Die Frage ist, wollen wir es, und wenn ja, was müssen wir tun, um es zu bekommen.

So besteht der Wert dieses Buches weniger darin, neue radikale Vorschläge in die Debatte einzubringen, die meisten sind schon lange bekannt, sondern aufzuzeigen, dass die Welt, wie wir sie kennen, nicht gottgemacht ist. Alles ist veränderbar und auch eine radikale auf soziale und ökonomische Gleichheit abzielende Politik erscheint möglich. Sie muss nur gemacht und durchgesetzt werden. Es bleibt zu hoffen, dass viele Menschen sich von dieser Botschaft beeindrucken lassen, um der Furcht Atkinsons vor dem was passiert, wenn nichts passiert, die Ursache zu nehmen!

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 27. August 2016 | ISBN: 978-3608949056 | Preis: 26,95 Euro | 475 Seiten | Sprache: Deutsch

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