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 Stiefkind

Autoren: S. K. Tremayne
Regisseure: Christoph Tampe
Sprecher: Hans Jürgen Stockerl, Vera Teltz
Übersetzer: Susanne Wallbaum
Verlag: Argon

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Als Rachel den wohlhabenden Anwalt David Kerthen heiratet und zu ihm und seinem Sohn auf sein altes Anwesen in Cornwall zieht, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Ein um sie bemühter, reicher Mann wie aus einem Märchenbuch und ein hübscher, liebenswerter Stiefsohn, was will die junge, ehrgeizige Frau aus ärmlichen Südlondoner Verhältnissen mehr?

Doch die Vergangenheit holt sie ein – zunächst jene der Kerthens, die gar nicht so zauberhaft ist wie gedacht und dargestellt, und dann die eigene. Mittendrin steht Jamie, das Stiefkind. Er prophezeit ihr, dass sie an Weihnachten sterben und seine vor anderthalb Jahren verstorbene Mutter dann zurückkehren wird. Rachel spürt, dass sie zu wenig weiß über die Familie, der sie plötzlich angehört, aber auch sie hat manches verschwiegen.

Abschnittsweise wird auf Weihnachten zugezählt. Noch soundsoviel Tage bis Weihnachten. Warum das so ist, erschließt sich dem Hörer von "Stiefkind" erst nach einer Weile, nämlich, als ihr kleiner Stiefsohn Jamie der Protagonistin Rachel erklärt, sie werde an Weihnachten sterben und Platz machen für seine Mutter, die dann zurückkehren könne.
Rachels Märchenprinz, Jamies Vater, erweist sich von da an als ausgesprochen weltlich. Er bewahrt ein Geheimnis um seine verstorbene Frau Nina, Rachels Vorgängerin, und an Jamies Verhalten zeigt sich, dass da etwas Schreckliches verschwiegen wird. Schnell ist der Traum aus – der Traum einer jungen Frau aus asozialen Verhältnissen, die ebenfalls grässliche Geheimnisse in sich birgt, in die sich jedoch ein charmanter, begüterter Witwer aus einer alten cornischen Familie verliebt hat.

Regelrecht am Ende der Welt, im Gutshaus einer Minenbesitzer-Dynastie, ist Rachel gefangen mit ihrem traumatisierten Stiefsohn, und allmählich tun sich tiefe Gräben zwischen den drei Hauptpersonen auf. Allerdings dümpelt die Handlung sehr lange ohne "Sog" vor sich hin, allenfalls überzeugt die Stimmung, die Tremayne sehr geschickt erzeugt. Über ungefähr zwei von sechs CDs hinweg geschieht ziemlich wenig außer banalem Vorgeplänkel. Dann gerät Rachel zunehmend in eine Psychose, je mehr Fakten sie über ihre neue Familie herausfindet und je mehr Jamie sich in seinem Trauma verfängt. So wird die Geschichte doch noch spannend, aber ausgesprochen wirr und eben … psychotisch. Da passt manches nicht mehr so richtig oder wird zurechtgebogen. Vor allem dürfte es den meisten Hörern zunehmend schwerfallen, auch nur einen der Protagonisten wirklich zu mögen. Schließlich basieren ihrer aller Geschichten auf Lügen und dem Versuch, Vorteile zu erlangen. Und wenn die Identifikation völlig fehlt, funktioniert eine Geschichte nicht so richtig. Rachel zum Beispiel hat eine schlimme Kindheit überwunden und sich engagiert weitergebildet – da passt es nicht, dass sie sich letztlich auf Kosten eines reichen Ehemannes im Nirgendwo aushalten lässt.

Tragik ist bei "Stiefsohn" drin und jede Menge Gefühl – wenn auch konfus -, dazu intensive Stimmungen in Verbindung mit der kargen Landschaft und Geschichte des westlichen Cornwalls. Insgesamt also gar nicht schlecht, aber … eben ein bisschen wirr. Das können auch die beiden hervorragenden Sprecher nicht "auffangen", die sich wunderbar engagiert in ihre Rollen einfinden und für einen echten Hörgenuss sorgen.

Eine Hörprobe gibt es auf der Seite des Verlags.

Regina Károlyi



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 8. Dezember 2016 | ISBN: 9783839815168 | Laufzeit: 438 Minuten | Originaltitel: The Fire Child | Preis: 11,99 Euro | Sprache: Deutsch

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