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 Neutrinos - Die perfekte Welle

Vom Nobelpreis in die Welt von Higgs, Extra-Dimensionen und Zeitreisen


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Von dem Schweizer Physiker Wolfgang Pauli zur Erklärung eines physikalischen Problems beim Beta-Minus-Zerfall postuliert, musste das Neutrino ziemlich lange warten, bis es empirisch nachgewiesen werden konnte, doch seine Bedeutung innerhalb der Wissenschaft ist immens.

In achtzehn Kapiteln erläutert Heinrich Päs, Professor für Theoretische Physik an der Technischen Universität Dortmund, sowohl die mit diesem Teilchen verknüpfte Historie als auch seine Bedeutung für die Etablierung des heute bekannten Teilchenzoos und darüber hinaus, etwa auch in der String-Theorie sowie für verschiedene große vereinheitlichte Theorien (GUTs, Great Unified Theories) der vier Kräfte der Physik. Darüber hinaus lernt der Leser auch einige bedeutende Physiker insbesondere des 20. Jahrhunderts kennen, rätselhafte und ziemlich verschrobene Persönlichkeiten inklusive. Dass die Neutrinos immer wieder für einen Nobelpreis gut waren und sind, verrät bereits der Untertitel, und auch diese Auszeichnungen gehören zum Buch.
Den Abschluss bilden Anmerkungen, weiterführende Literatur und Register.

Wer beim Stichwort "String-Theorie" eher an sehr knappe Höschen als an Physik denkt, sollte dieses Buch lieber nicht kaufen. Denn darin geht es ganz ordentlich zur Sache, wenngleich die ersten Kapitel es noch ruhiger angehen lassen. Aber der Teilchenzoo ist nun einmal kein Ponyhof, und auch wenn sich die Begriffe wie Leptonen, Quarks, Higgs-Bosonen und so weiter dank der anschaulichen Erklärungen des Autors durchaus einprägen und Eigenschaften und Verhalten dieser Teilchen nachvollziehbar werden, entwickelt sich das Ganze über die Versuche zu großen vereinheitlichten Theorien bis hin zu neuen, für uns nicht bewusst wahrnehmbaren, da winzigen Dimensionen der Raumzeit, den besagten Strings und noch darüber hinaus. Immer mittendrin: Neutrinos und ihre Verwandten.

Natürlich finden sich im Buch auch veranschaulichende Skizzen (sowie Fotos von einigen Physikern, sowie Teilchenbeschleunigern und kosmischen Motiven), doch wer keine Grundkenntnisse mitbringt – Oberstufenphysik ist eine ganz gute Voraussetzung -, dürfte sich ziemlich schwertun, bei der Stange zu bleiben, denn oberflächlich kann ein Buch zu diesem Thema nicht gehalten werden, zu sehr bauen Entwicklungen wie eben jene in der Neutrinoforschung auf hochkomplexen Grundlagen auf. Dass es dem Autor gelingt, diese einigermaßen allgemein verständlich darzulegen, verdient Respekt; dass die Lektüre nicht langweilig wird, macht Freude.

Heinrich Päs unternimmt mit dem Leser auch Ausflüge in anwendungsbezogene Bereiche, wozu unter anderem die Diskussion der Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer Zeitreisemaschine gehört. Bei etlichen Fragestellungen, auch dieser, kommt dann recht zwangsläufig die Philosophie dazu, etwa, wenn es darum geht, dass ein potenzieller Zeitreisender natürlich einen seiner Vorfahren töten und damit seine eigene Existenz verhindern könnte, ein bekanntes Paradox.

Kurz: "Neutrinos – Die perfekte Welle" bietet fesselnde, aber auch fordernde Lektüre, jedenfalls für Laien in Sachen Physik; Wissenschaftsgeschichte und ein Einblick in den aktuellen Stand der Forschung verbinden sich zu einer interessanten Gesamtschau.

Einen Blick ins Buch gibt es auf der Verlagsseite.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 20. Februar 2017 | ISBN: 9783662499450 | Preis: 24,99 Euro | 329 Seiten | Sprache: Deutsch

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