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 Nolde und die Brücke


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Kurze Zeit, von 1906 bis 1907, gehörte Emil Nolde der "Brücke" an, jener Künstlergruppe, in der sich zuvor Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff zusammengeschlossen hatten. Nolde trat aus der "Brücke" aus, als ihm bewusst wurde, dass die Ziele der Gruppe und die seinen nicht vereinbar waren.

Noch bis zum 18. Juni 2017 ist in Leipzig die Ausstellung "Nolde und die Brücke" zu sehen, vom 18. November 2017 bis 2. April 2018 in Kiel. Das hier besprochene Buch dient als Ausstellungskatalog und enthält darüber hinaus eine Reihe von Essays, die sich um die vier Katalogteile gruppieren. Von "Brücke vor Nolde – Nolde vor Brücke" bis "Brücke nach Nolde – Nolde nach Brücke" erstreckt sich, zeitlich gesehen, der Themenbogen. Einige Essays befassen sich unter anderem mit den Beziehungen und dem Austausch der Künstler untereinander, der Rolle von Noldes Frau Ada auch in Bezug auf die "Brücke"-Künstler außer Nolde, dem Einfluss van Goghs auf die Maler. Biografien der einzelnen "Protagonisten" schließen den Hauptteil ab.
Im Anhang finden sich eine Übersicht der ausgestellten Werke, Literatur, Bildnachweis und Impressum.

Dass ich gleich mit der Sprache herausrücke – die hiesige Künstlergruppe Brücke würde es sich zur hohen Ehre anrechnen, Sie als Mitglied begrüssen zu können […] Nun geehrter Herr Nolde, denken Sie, wie u. was Sie wollen, wir haben Ihnen hiermit den Zoll für Ihre Farbenstürme entrichten wollen
Karl Schmidt-Rotluff

Diese Zeilen schrieb Karl Schmidt-Rottluff an Emil Nolde, nachdem er in einer Ausstellung auf Bilder des fast eine Generation Älteren gestoßen war. Auf den Rat seiner Frau Ada hin trat Nolde der "Brücke" bei, war jedoch zu sehr Individualist, als dass er lange in der Gruppe verweilt hätte, die sich eng an einem gemeinsamen Stil orientierte. Dass sich zwei "Brücke"-Künstler in seine erheblich jüngere Frau verliebten, passte ihm auch nicht unbedingt.

Dennoch haben sich Nolde und die "Brücke" gegenseitig beträchtlich beeinflusst – und hierum geht es in der Ausstellung wie auch im Buch: herauszuarbeiten, welche Überschneidungen es gab und wie sie zustande kamen, an welchen Differenzen die Zusammenarbeit mit Nolde und später der gesamte Zusammenschluss scheiterte – und was blieb. In den einzelnen Essays werden die Künstler mit ihren so unterschiedlichen Charakteren lebendig, aber auch Ada Nolde, die ihrem Mann vor allem in Bezug auf die Vermarktung zur Seite stand und die Annäherungsversuche seiner Gruppenkollegen wohl nicht ganz ungern sah. Ein Essay befasst sich auch mit den von Nolde und den "Brücke"-Künstlern verfolgten Konzepten von Kunst. Insgesamt vermitteln die so fundierten wie angenehm lesbaren, von zahlreichen Abbildungen ergänzten Textbeiträge viel interessantes Wissen zu einem breit angelegten Themenbogen.

Ein Ausstellungskatalog wäre natürlich nichts ohne die Abbildungen der Exponate. Über die wunderbare Zusammenstellung von herausragenden Werken sowie Originalbriefen ließe sich ausgiebig schwärmen – sie begeistern aber bereits als recht großformatige Abbildungen im Buch. In bester Qualität auf reflexionsarmem Papier gedruckt und an dieser Stelle nur von den Basisinformationen begleitet, lassen sie sich genussvoll betrachten. Weitere Angaben zu den Werken finden sich in dem Verzeichnis im Anhang.

Hier überzeugt nebst Inhalt und Gehalt auch wieder die gesamte Gestaltung. Der Band hat das Potenzial zum Lieblingsbuch für Kunstfreunde, zumal die Geschichte der "Brücke" einschließlich dem Vorher und Nachher sowie die so unterschiedlichen Mitglieder ausgezeichnet beleuchtet werden.

Link zur Ausstellung

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2017 | ISBN: 9783777427843 | Preis: 45,00 Euro | 272 Seiten | Sprache: Deutsch

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