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 The New Premises of the European Central Bank - Der Neubau der Europäischen Zentralbank


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Im Herbst 2014 konnten die Mitarbeiter der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre neuen Arbeitsplätze im Frankfurter Osten beziehen. Rund vier Jahre war gebaut worden. Begonnen hatte die Geschichte des EZB-Neubaus jedoch bereits in den 90er-Jahren, als erkenntlich wurde, dass der alte, im Bankenviertel der Mainmetropole gelegene Eurotower dem Platzbedarf künftig nicht genügen würde.

"The New Premises of the European Central Bank - Der Neubau der Europäischen Zentralbank" aus dem Verlag Prestel möchte ein umfassendes Bild von diesem Gebäude zeichnen; hierzu dienen neben Fotos etliche Essays und Interviews, die auf Vorworte von EZB-Präsident Draghi und den Herausgebern sowie eine Skizze der Aufgaben der Zentralbank folgen.
Eingeordnet sind die Beiträge in folgende Abschnitte (auf die englischen Titel – das Buch ist zweisprachig – wird hier verzichtet): "Architektur des EZB-Neubaus", "Großmarkthalle", "Landschaftsgestaltung", "Planung", "Bauen" und "Kontexte". Den Abschluss bildet ein Anhang mit Zeitleiste, Biografien und Bildnachweis.

Da die Europäische Zentralbank im Lauf der Jahrzehnte immer mehr Aufgaben erhielt, zeigte sich schon frühzeitig, dass der Zuwachs an Personal einen Umzug innerhalb Frankfurts erfordern würde. Die Bank entschloss sich, selbst zu bauen. Sie erwarb das Areal um die denkmalgeschützte, von Martin Elsaesser geplante Großmarkthalle aus den 1920er-Jahren, die von den Frankfurtern liebevoll "Gemieskersch", "Gemüsekirche", genannt wurde. Während des Nationalsozialismus waren von dort die Frankfurter Juden in Ghettos und Konzentrationslager abtransportiert worden, woran erinnert werden sollte. Diese und einige weitere Gegebenheiten fanden Eingang in den letztlich realisierten Entwurf des Wiener Architekturbüros Coop Himmelb(l)au.

Selbstverständlich geht es im Buch auch um die ungewöhnliche Architektur des Ensembles aus zwei umeinander geschlungenen, durch ein Atrium verbundenen Türmen, der sanierten ehemaligen Großmarkthalle und den an Fluss- und Waldlandschaften angelehnten Außenanlagen. Im Vordergrund steht jedoch stets das Ganze, die Symbiose aus Ästhetik und Zweckmäßigkeit, Historie und aktuellen Standards beziehungsweise Idealen, Stadt und Bank, Anforderungen und Machbarkeit einschließlich aller Spannungsfelder. Der Leser lernt die gesamte Baugeschichte inklusive der Planung anhand von Texten und Bildern kennen, die Nutzung, die Einbindung der Großmarkthalle mit ihrer Geschichte aus Licht und Schatten und auch die Stadtentwicklung rund um das Areal. Etliche Beteiligte kommen in fachkundig geführten Interviews zu Wort, darunter einer der Architekten und ein Ingenieur. Wie auch die Skizzen zur Planung sind diese keineswegs nur für Fachleute verständlich, ganz im Gegenteil: Es gelingt den Herausgebern, auch in nicht Versierten das Interesse an diesem Gebäudekomplex zu vertiefen – oder gegebenenfalls sogar zu wecken. Denn das Buch ist keineswegs nur für Frankfurter gedacht, von denen viele die Entstehung des Hochhauses einschließlich der Sanierung der Großmarkthalle mit Anteilnahme verfolgt haben.

Dass mancher Steuer zahlende Leser nach der Lektüre und dem Betrachten der Fotos weniger ärgerlich wegen der exorbitanten Baukosten sein dürfte, gehört zu den Nebenwirkungen des Buchs. Hierzu tragen nicht nur die Texte bei, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln die hinter der Anlage stehende Philosophie vermitteln und darüber hinaus die mit der Umsetzung des Projekts verbundenen Schwierigkeiten aufzeigen, sondern auch die großartigen Bilder des Frankfurter Fotografen Robert Metsch, der das Vorhaben von Anfang an "hautnah" begleiten konnte und mit einem Gespür für die richtige Mischung aus Dokumentation und künstlerisch motiviertem Herangehen fertige Räume und Konstruktionen ebenso, wie die Bauphasen für den sonst aus der Bank ausgeschlossenen "Normalbürger" geradezu sinnlich erfahrbar und gleichzeitig anschaulich macht.

Dieses Buch bietet fesselnde Lektüre und faszinierende Fotos für Freunde zeitgenössischer Architektur, jedoch ebenso für Menschen, die sich für Städteplanung und Denkmalschutz sowie das Zusammenspiel repräsentativer Bauten mit modernen Arbeitsplätzen interessieren. Nebeneinander finden sich die Texte in englischer und deutscher Fassung.

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 30. Oktober 2017 | ISBN: 9783791354187 | Preis: 49,95 Euro | 320 Seiten | Sprache: Deutsch

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