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 Schluss mit Psychospielchen


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Menschen neigen dazu, sich von anderen in bestimmte Rollen drängen zu lassen oder diese unbewusst selbst einzunehmen. Daraus resultieren ungesunde Psychospiele, die Beziehungen vergiften und die Lebensqualität massiv einschränken können.
In ihrem Buch zeigen die Psychologen Cornelia und Stephan Schwarz auf, wie solche Spielchen zustande kommen, und bieten eine Art Gebrauchsanweisung zur Immunisierung dagegen, wie auch die Kapitelüberschriften verraten: "Wie Psychospiele funktionieren", "Wie Sie Psychospiele durchschauen", "Wie Sie Psychospiele überwinden", "Opferspiele: Ich bin nicht okay, die anderen sind okay", "Retterspiele: Ich bin okay, die anderen brauchen mich, um auch okay zu sein", "Verfolgerspiele: Ich bin okay, die anderen sind nicht okay", "Ihr zukünftiges dramafreies Ich".

Es besteht eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich selbst solche Leser, die nicht den Eindruck haben, regelmäßig von einer oder mehreren Personen manipuliert zu werden, in der einen oder anderen von den Autoren präsentierten Rollenbeschreibung wiederfinden: der des Opfers, das der Hilfe und Führung oder harscher Kritik bedarf, jener des Retters, der andere mit Hilfen und Rat schier überfährt und erdrückt, und der des Verfolgers, der andere auf unterschiedliche Weise ab- und entwertet.

Eine genaue Analyse der drei Rollen, die Vorteile, die sich die jeweiligen Spieler darin verschaffen, die Abläufe der Psychospiele vom Auslöser bis zum Eklat und den längerfristigen Folgen sowie eine Anleitung zur Überwindung der Versuchung, sich in solche Spielchen hineinziehen zu lassen, sind Gegenstand des Buchs. Es überrascht, wie leicht sich fast jeder Streit, der nichts mehr mit einer sachlichen, fairen Diskussion zu tun hat, in das vom Autorenpaar präsentierte Rollengefüge einordnen lässt – wobei, wie auch die Autoren betonen, ein und derselbe Mensch in unterschiedlichen Konstellationen oder sogar während eines einzigen Psychospiels zwischen den Rollen wechseln kann. So besteht etwa durchaus die Möglichkeit, dass ein in die Enge getriebenes Opfer aufbegehrend zum aggressiven Verfolger wird.

Cornelia und Stephan Schwarz haben neben Fällen aus ihren Lehrgängen auch prominente Beispiele eingebaut und analysiert. Sie alle zeigen auf, wie stereotyp die Abläufe solcher Psychospiele und -dramen sind, und dass es gar nicht so schwer ist, sich aus diesen zu befreien beziehungsweise sie gar nicht erst aufkommen zu lassen. Derjenige, der sich im Visier eines Rollenspielers sieht, erhält im Buch klare Anweisungen zu dem, was er jeweils in Verbindung mit welchen Gesten, welcher Körperhaltung und Stimmlage sagen sollte.

Funktioniert es? Grundsätzlich wohl ja. Gering dürften die Chancen auf eine dauerhafte Beilegung bei einem Machtgefälle sein, etwa, wenn der Chef den Mitarbeiter im Verfolgermodus zusammenstaucht. Oder gegenüber Menschen, die viele Jahre lang mit einer Rolle manipulativen Erfolg hatten, gerade bei einer bestimmten Person.
Auch erfordert es einiges schauspielerisches Können, in einer Stresssituation nach Anweisung zu agieren: "Gleichzeitig spricht er gepresst, um seine emotionale Betroffenheit zu kommunizieren." Ein Kurs mit Rollenspielen, wie ihn die Autoren auch anbieten, wäre vermutlich anschaulicher.
Dass die Autoren die buddhistische Lehre und deren Prinzipien voranstellen und immer wieder einbauen, mag nicht jedermanns Sache sein, es dürfte jedoch nicht stören.
Jedenfalls lohnt sich die Lektüre schon allein wegen der sehr gut nachvollziehbaren Analyse der Rollen und Abläufe, auch mittels der Fallbeispiele. Und ein Versuch, die Anweisungen umzusetzen, schadet gewiss nicht.

Weitere Informationen zum Buch und ein Autoreninterview werden auf der Verlagsseite angeboten, eine Leseprobe gibt es hier.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 12. Januar 2018 | ISBN: 9783423349253 | Preis: 9,90 Euro | 236 Seiten | Sprache: Deutsch

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