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 Ein Normandie-Krimi, Band 1: Strandgut


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Zu den Höhepunkten des kulturellen Lebens in Frankreich gehören die Filmfestspiele in Cannes. Der Personenschützer Nicolas Guerlain muss mit seinem Team während der Feierlichkeiten einen französischen Minister beschützen, doch er begeht einen unverzeihlichen Fehler: Er lässt sich ablenken und schlägt versehentlich ausgerechnet den Minister nieder.

Selbstverständlich verliert Nicolas seinen Posten und wird in seine Heimat, das Städteduo Trouville/Deauville in der Normandie, versetzt. Dort soll in Kürze ein internationaler Gipfel stattfinden, und die lokale Polizei sieht sich mit den anstehenden Aufgaben überfordert, zumal es in dem beschaulichen Ort plötzlich, wie es scheint, zu Gewaltverbrechen kommt. Diese belasten die Polizei zusätzlich, und Nicolas, wegen seines folgenreichen Missgeschicks ohnehin nicht ernstgenommen, und eine Praktikantin beginnen, notgedrungen, auf eigene Faust zu ermitteln.

Er reagiert stets blitzschnell, vermag es, bedrohliche Handlungen zu antizipieren, hat eine enorm rasche Auffassungsgabe, einen scharfen Blick – und eine vorbildliche Loyalität. Somit wäre Nicolas Guerlain eigentlich der perfekte Personenschützer. Wenn es nicht diesen dunklen Punkt in seiner jüngeren Vergangenheit gäbe, der ihn umtreibt: seine vor drei Jahren mit einem "Ich bin gleich wieder da" spurlos verschwundene Freundin Julie.
Dass Nicolas sie in der Menge zu erkennen vermeint, als er einen französischen Minister beschützen soll, und dank einer ungeschickten Drehung zu ihr seinen Schützling gravierend verletzt, ist der schlimmste bisherige "Aussetzer", wie die Kollegen es nennen. Und auch die Strafversetzung in die heimatliche Normandie bringt keine Ruhe. Als Nicolas dort zur Unterstützung der lokalen Polizei die Sicherheitsmaßnahmen für einen geplanten Gipfel etlicher Regierungschefs koordinieren soll, spült ihm das Meer eine offensichtlich frisch abgetrennte menschliche Hand vor die Füße, ein Fotograf geht über Bord eines Fischkutters und wird nicht mehr gesehen, und Drohungen gegen den Minister tauchen auf. Nicolas zieht einige folgenschwere Schlüsse, doch niemand will auf den blamierten Bodyguard hören und auf eine nervige Praktikantin, derer sich Nicolas notgedrungen angenommen hat – auch von ihr wird im zweiten und dritten Band der Serie noch die Rede sein.

Benjamin Cors versteht es, packend verschiedene, aus jeweils eigenen Perspektiven geschilderte Handlungsstränge und zeitliche Ebenen miteinander zu verflechten – eine Spur führt Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück – und schließlich alle Fragen geschickt und stimmig aufzulösen. Die Hauptcharaktere sind sehr intensiv gezeichnet, vor allem der vom drei Jahre zurückliegenden, gänzlich unerwarteten Verschwinden seiner Freundin geradezu traumatisierte Nicolas Guerlain, ähnlich jedoch auch weitere Mitglieder seines Teams, die übereifrige, geschwätzige, aber liebenswerte und pfiffige Praktikantin Claire und einige Originale vor Ort. So kann sich der Leser gut mit den wesentlichen Figuren identifizieren beziehungsweise ihre Handlungen und Gefühle nachvollziehen. Und Gefühle spielen in diesem Krimi eine durchaus wichtige Rolle, ohne dass er kitschig daherkäme. Die Spannung bleibt in keinem Augenblick auf der Strecke, und für den Showdown bietet Cors noch einmal all sein schriftstellerisches Geschick auf und präsentiert dem Leser ganz großes Kino. Dies darf durchaus wörtlich genommen werden: Der Autor lässt im Kopf seines Publikums in der Tat regelrecht einen Film ablaufen.

Starker Auftakt zu einer fesselnden Serie!

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 9. Februar 2018 | ISBN: 9783423217163 | Preis: 10,95 Euro | 430 Seiten | Sprache: Deutsch

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