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 In eisiger Nacht

Autoren: Tony Parsons
Übersetzer: Dietmar Schmidt
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
An einem eisigen Wintermorgen wird der Londoner Detective Max Wolfe nach Chinatown gerufen. In einem dort abgestellten Kühllaster sitzen zwölf erfrorene Frauen, die offensichtlich ins Land geschleust werden sollten und durch Nachlässigkeit des Fahrers auf diese schreckliche Weise ums Leben kamen. Der Trucker ist über alle Berge, im Führerhaus finden sich lediglich die Pässe von dreizehn Frauen.

Max klammert sich an die Hoffnung, dass folglich eine Frau überlebt haben müsse, und er setzt alles daran, sie zu finden und mit ihrer Hilfe den Schleuserring auffliegen zu lassen. Doch bei diesem Wirtschaftszweig geht es um sehr viel Geld, und nicht nur Max und seine Kollegen geraten in höchste Gefahr.

Menschenhandel beziehungsweise das Einschleusen illegaler Immigranten ist zu einem florierenden, groß aufgezogenen Geschäft geworden, zu einem riesigen Sumpf, den auszutrocknen unmöglich erscheint. Das Auffinden von zwölf erfrorenen Frauen in einem Laster aus Südosteuropa weckt jedoch in Detective Max Wolfe und seinen Kollegen den Willen, es mit den skrupellosen Kriminellen aufzunehmen, die dafür verantwortlich sind.
Ihre Ermittlungen führen sie in Bordelle, zu mehreren Generationen Unterweltgrößen, in ein illegales Flüchtlingslager bei Calais und an andere düstere Orte. Sie stoßen auf eine Mauer des Schweigens oder auf Lügen – und auf grenzenlose Gewaltbereitschaft.

Autor Tony Parsons nimmt sich in diesem Krimi eines nach wie vor sehr aktuellen Themas an. Er lässt in den Roman einfließen, wie es zu den Massen illegaler Einwanderer kommt, die aus unterschiedlichsten Ländern nach England streben und häufig auch unter falschen Versprechungen dorthin gelockt werden. Die zwölf jungen, im Kühllaster erfrorenen Frauen – ein Fall, wie es ihn auch in der Realität mehrfach gegeben hat -, bilden da keine Ausnahme. Parsons ermöglicht einen Blick aus verschiedensten Perspektiven auf die brisanten Themen, ohne dass Spannung und Dramaturgie seines Romans darunter leiden. Zudem gelingt es ihm, die Atmosphäre der besuchten Orte gut wiederzugeben.

Es geht immer wieder sehr rasant und brutal zu in diesem Krimi, die Spannung reißt nicht ab, nicht einmal in den ruhigeren Passagen, in denen die Protagonisten ihre persönlichen, seelischen Wunden lecken. Logisch nachvollziehbar bleibt die Handlung trotz mancher wilden "Pirouetten" immer, außer, als Max' Chefin einen dafür denkbar ungeeigneten Kollegen auf eine heikle Mission schickt, die somit den sicheren Tod für ihn bedeutet. Bei allem Drang nach Vergeltung für die grausamen Verbrechen würde eine Polizistin in leitender Funktion das sicher nicht tun, vor allem nicht ohne disziplinarische Konsequenzen.

Verstörend realistisch, mit lebendigen Protagonisten, deren Ecken und Kanten der Leser zu lieben lernt – oder vor denen es ihm gruselt, je nachdem, auf welcher Seite sie stehen. Fesselnde Lektüre von Anfang bis Ende!

Reinlesen ist auf der Verlagsseite möglich.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 26. Januar 2018 | ISBN: 9783404176212 | Originaltitel: Die Last | Preis: 15,00 Euro | 334 Seiten | Sprache: Deutsch

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