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 Coffin Road - Tödliches Vergessen

Autoren: Peter May
Übersetzer: Sabine Schilasky
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Es gibt wohl kaum etwas Schrecklicheres, als sich plötzlich an einem fremden Ort wiederzufinden und über sich selbst nichts mehr zu wissen. Genau dies geschieht einem Mann, der in Schwimmweste und nasser Kleidung halb ertrunken und unterkühlt am Strand der schottischen Insel Harris zu sich kommt. Seinen Namen, Neal Maclean, erfährt er von Inselbewohnern, die, wie es scheint, seine Nachbarn sind. Offensichtlich hat er sich auf der Insel aufgehalten, um ein Buch über drei Leuchtturmwärter zu schreiben, die vor über hundert Jahren spurlos von einer winzigen Nachbarinsel verschwunden sind.

Auf der Suche nach seinem Selbst und der Erinnerung macht Neal zunehmend verstörende Beobachtungen und gelangt zu der Erkenntnis, dass er in den letzten Tagen womöglich zum Mörder geworden ist – ohne irgendeine Ahnung zu haben, wie es dazu kommen konnte und wer der Ermordete, den er auffindet, sein mag.

Während Neal Maclean – so muss er wohl heißen, wenn ihn in die Inselbewohner so nennen – verzweifelt versucht, zu seinen Erinnerungen wiederzufinden, die ihm abhanden gekommen sind, als er fast vor der Insel Harris ertrank, steht eine junge Frau namens Karen vor einem Scherbenhaufen: Vor zwei Jahren beging ihr Vater Selbstmord, zumindest wird dies vermutet, denn eine Leiche wurde nie gefunden.
Bald erkennt der Leser, dass es sich bei dem Vater um jenen Neal Maclean handeln muss. Dieser kämpft sich auf der Insel mühsam an Fetzen aus seiner Vergangenheit heran und erhält erstaunliche Einblicke, etwa, dass er wohl etwas von Imkerei verstanden haben muss und anscheinend auch gut mit Booten umgehen kann. Doch so richtig kommt er nicht voran, zumal die Einsicht ihn lähmt, dass er möglicherweise einen Mann auf einer der kleinen Flannan Isles getötet hat.
Unterdessen entdeckt Karen Indizien dafür, dass ihr Vater noch lebt, und sie setzt alles daran, ihn zu finden. Das bringt sie in höchste Gefahr.

Autor Peter May greift ein aktuelles, zunehmend auch literarisch verarbeitetes Thema auf, das hier nicht verraten werden soll (Spoiler!) und das erst allmählich ins Bewusstsein des Lesers rückt. Er geht damit geschickt und offenbar auch sachkundig um, sodass die Story grundsätzlich glaubwürdig wirkt.
Ein bisschen dick aufgetragen kommt die eine oder andere Wendung dann zwar doch daher, das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil, die unerwarteten neuen Situationen und Konstellationen sorgen für einen packenden Verlauf der Story, vor allem gegen Ende.
Davor gibt es einige Längen, sowohl in dem Handlungsstrang, in dem es um Karens Vorgeschichte und Suche geht, als auch in jenem, der sich mit Neal Maclean befasst. Dieser jammert ein bisschen zu oft und ausführlich über seinen längst bekannten Gedächtnisverlust und das Entsetzen darüber, dass er womöglich jemanden umgebracht hat.
Peter May gelingt es, die düstere Atmosphäre auf den Inseln, um die es in der Geschichte geht, anschaulich wiederzugeben; der Leser hat Landschaft, Meer und Naturphänomene unmittelbar vor dem inneren Auge. Zudem zeichnet der Autor die wesentlichen Charaktere sehr gründlich und plastisch. Und der Showdown zum Abschluss hat etwas von einem Film.

Insgesamt also ein empfehlenswerter Krimi, der ein ganzes Feuerwerk an spannenden Momenten und Wendungen zu bieten hat, allerdings erst nach ungefähr dem halben Buch. Wer durchhält, wird belohnt.

Reinlesen ist auf der Verlagsseite möglich.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 29. März 2018 | ISBN: 9783404176427 | Originaltitel: Coffin Road | Preis: 10,90 Euro | 383 Seiten | Sprache: Deutsch

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