Media-Mania.de

 Gereon Rath, Band 6: Lunapark

Gereon Raths sechster Fall

Serie: Gereon Rath, Band 6
Autoren: Volker Kutscher
Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Im Frühsommer des Jahres 1934 ist die Lage in Berlin angespannt. Während die Sturmabteilung (SA) nach Lust und Laune Bürger terrorisiert, schwindet die Begeisterung vieler Menschen für das "neue Deutschland", und es gibt immer noch Widerstand. In diesen bewegten Tagen wird ein SA-Mann unter der Eisenbahnbrücke an der Liesenstraße ermordet aufgefunden. Über ihm prangt eine hastig hingepinselte kommunistische Parole.

Nicht nur die Kriminalpolizei, sondern auch die Geheime Staatspolizei nimmt Ermittlungen auf, da es sich offensichtlich um eine politisch motivierte Tat handelt. Und die beiden jeweiligen Hauptermittler, Kommissar Gereon Rath und sein früherer Kollege Reinhold Gräf, sind einander überhaupt nicht grün, sodass sich die Nachforschungen bald mit der Pflege einer zunehmenden Feindschaft vermischen. Hartnäckig will Rath den Mord ordentlich aufklären und nicht einfach den Kommunisten anhängen. Dann kommt ein weiterer SA-Mann gewaltsam zu Tode.
Noch unangenehmer wird die Situation für Rath, als sich private Schwierigkeiten auftun beziehungsweise verstärken.

In Kommissar Gereon Raths kleiner Familie gärt es. Seine Frau Charly intensiviert ihre Abneigung gegen das Hitler-Regime und seine Handlanger, und sie bewegt sich in Kreisen von Regierungsgegnern. Pflegesohn Fritze hingegen möchte unbedingt in die Hitlerjugend eintreten, was der unpolitische Kommissar zulassen würde – nicht jedoch Charly.

Und nicht nur der Ärger in der Familie zehrt an Rath, sondern auch sein neuster Fall, den ihm die Geheime Staatspolizei entreißen möchte. Der offensichtlich von Kommunisten erschlagene SA-Mann stellt für Staatspolizei-Mann Reinhold Gräf kein großes Rätsel dar, jagt er doch schon länger eine phantomhafte Gruppe von Roten. Dass sich ihm sein ehemaliger Vorgesetzter von der Kriminalpolizei, Gereon Rath, nun dauernd in den Weg stellt und einen völlig anderen Ermittlungsansatz hat, treibt ihn schier zur Weißglut. Und Rath lässt sich nicht von seinen bald wieder im Alleingang vorgenommenen Nachforschungen abhalten.
Zwischenzeitlich wird Charly von der SA verhaftet, und Raths alter Bekannter, der Unterweltboss Dr. Marlow, will ihn mittels Erpressung dazu nötigen, einen Mord zu begehen. Die Familie zerbricht wie das alte Deutschland, und wie ihre Umwelt entwickeln sich die kontrastreich gezeichneten Hauptfiguren in Richtung Härte und Selbstzerstörung.

Es ist auch in diesem sechsten Band der Reihe um Gereon Rath viel los, nur an wenigen Stellen lässt es sich ein wenig verschnaufen. Wer dachte, Rath hätte während der vorausgegangenen fünf Bände schon alles an privaten Irrungen und Wirrungen erlebt, was möglich erscheint, irrt. Wie die Familie zersplittert auch die Handlung immer wieder, dennoch gelingt es Kutscher, am Ende alles stimmig zusammenzufügen, allerdings ergibt sich im Anschluss an einen fesselnden Showdown ein gewaltiger Cliffhanger. Es geht also weiter mit der Serie, und das ist ein Grund zur (Vor-) Freude.

Auch wer die Vorgängerbände nicht kennt, kann die Handlung nachvollziehen und wird mit den Charakteren rasch bekannt, dennoch empfiehlt sich die Lektüre der ersten fünf Bände – oder wenigstens des ersten und zwei, drei weiterer – vor dem Lesen von "Lunapark". Da auch sie spannend und abwechslungsreich aufgebaut und ausgeführt sind und Kutscher im Verlauf der Geschichten um Gereon Rath zudem den Zusammenbruch der Weimarer Republik und das Erstarken des Nationalsozialismus vor Berlins eindrucksvoller Kulisse anschaulich, fundiert und geschickt aufbereitet, sind sie rasch ausgelesen.
"Lunapark" setzt die erfolgreiche Reihe in gleichbleibender Qualität fort.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 9. Mai 2018 | ISBN: 9783462051612 | Preis: 12,00 Euro | 557 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
In Deinem schönen LeibeNachts am Askanischen PlatzDer nasse FischGoldsteinMoabit