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 Berliner Realismus

Von Käthe Kollwitz bis Otto Dix. Sozialkritik – Satire – Revolution. Katalog zur Ausstellung im Bröhan-Museum Berlin 2018

Herausgeber: Tobias Hoffmann
Verlag: Wienand Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Das Elend in den Arbeitervierteln der Industrialisierung war bekanntlich groß. Gleichzeitig lebten das reiche Bürgertum und der Adel in Luxus, weitab dieses Leids. Die meisten Künstler arbeiteten für diese Elite und interessierten sich nicht weiter für das Proletariat in den Mietskasernen. Sie produzierten den Wandschmuck für eine Wohlfühlwelt. Doch einige Künstler und Künstlerinnen konnten nicht wegschauen und fingen an, die sozialen Missstände zu malen. Sie begründeten damit den Realismus.

Der Berliner Realismus ist dabei besonders hervorzuheben. Zahlreiche Künstler und Künstlerinnen von Käthe Kollwitz bis Otto Dix, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg wirkten, kreierten eine neue Kunst, eine sozialkritische Kunst. Ihnen hat das Bröhan-Museum eine Ausstellung gewidmet, die von einem umfangreichen Katalog begleitet wird. Auf zweihundert Seiten in sechs Abschnitten führen die Autoren in verschiedene Aspekte des Berliner Realismus ein, etwa in die Verhältnisse der Armen und in die damalige Sexualität der in die Gewaltausbrüche der Kriegs- und Revolutionszeit. Begleitet werden alle Texte durch farbige Abbildungen der Ausstellungsstücke und einem Anhang mit einer Zeitleiste.

Der Katalog "Berliner Realismus. Von Käthe Kollwitz bis Otto Dix." zur gleichnamigen Ausstellung des Bröhan-Museums in Berlin ist eine großartige Ergänzung zu dieser. Nicht nur bildet er einen Großteil der Bilder und Zeichnungen ab, sondern er erläutert auch die wichtigsten Thematiken der Zeit damals und ihre Verbindung zur Kunst. So ist dieser Katalog Einführung und Nachschlagewerk zum Berliner Realismus in einem.

Sowohl die Leser als auch die Betrachter der Bilder bekommen ein gutes Gefühl für die damaligen Zustände und dafür, wie sich die Künstler und Künstlerinnen des Realismus entwickelt haben. So ergreifen sie zunehmend stärker Partei für das Proletariat. Während sie anfangs durch realistische Zeichnungen des Elends auf einen Missstand hinweisen, stellen sie später, insbesondere George Grosz, auch den Luxus und die Gier der Eliten dar. Spätestens in der Weimarer Republik will der Berliner Realismus nicht nur Missstände aufzeigen, sondern mithelfen die sozialen Verhältnisse, die Schuld sind an diesem Elend, zu beseitigen.

Gleichzeitig wird die Kunst drastischer und radikaler in ihrer Themenwahl, wenn etwa stark sexualisierte Darstellungen von Prostituierten und Freiern gemalt werden oder die Gewalt gegen und innerhalb des Proletariats gezeigt wird. Der Berliner Realismus will drastisch und aufklärerisch sein und nutzt dabei auch die Kunst des Schockierens seiner Zeitgenossen.

All das wird von den verschiedenen Autoren ausgezeichnet dargestellt und immer mit eindrucksvollen Bildbeispielen unterlegt. Jeder einzelne Text ist mit Gewinn zu lesen. Da jeder Beitrag ein Aufsatz für sich ist, kann der Leser sich individuell mit Einzelaspekten befassen, die ihn besonders interessieren.

Schließlich bleibt nur zu hoffen, dass der Katalog viele Leser findet und die Ausstellung so noch lange nachwirkt.

Eine Leseprobe des Katalogs gibt es auf der Verlagswebseite.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 23. März 2018 | ISBN: 978-3868324402 | Preis: 32,00 Euro | 200 Seiten | Sprache: Deutsch

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