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 Gereon Rath, Band 7: Marlow

Der siebte Rath-Roman

Serie: Gereon Rath, Band 7
Autoren: Volker Kutscher
Verlag: Piper

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ein Taxi fährt unvermittelt mit Vollgas gegen eine Mauer, Augenzeugen zufolge hat der Fahrer sogar noch beschleunigt. Außer ihm kommt auch sein Fahrgast zu Tode. Oberkommissar Gereon Rath, dem sein Chef derzeit die eher wenig spektakulären Fälle zuteilt, sieht zunächst wenig Ermittlungsbedarf. Doch dann findet er bei dem toten Taxi-Passagier einen an eine Privatperson in Schwabach bei Nürnberg adressierten Umschlag mit äußerst brisantem Inhalt, und plötzlich erscheint ein Mord gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Denn dieses Material könnte in höchsten Nazikreisen ein Erdbeben auslösen – im Jahr 1935 mit unvorstellbaren Folgen.

Gereon Rath nimmt sich den Fall auf seine eigene Weise vor, wobei ihm auch sein ungeliebter ehemaliger Chef Wilhelm Böhm in die Quere kommt, der mittlerweile als Privatdetektiv arbeitet mit Raths Frau Charly als Kompagnon. Allerdings ist Böhm ganz klar noch der harmloseste Gegner, den sich Rath verschafft. Denn spätestens als er sich aufmacht zum Reichsparteitag nach Nürnberg, an dem sein Ziehsohn Fritze mit der Hitlerjugend begeistert teilnimmt, und dabei in Schwabach diverse Nachforschungen anstellt, gerät er ins Visier derer, die mit dem Taxiunfall offensichtlich ein Problem lösen wollten. Zu ihnen gehört im weiteren Sinne auch der frühere Unterwelt-Boss Marlow, ein alter und verhasster Bekannter.

Als Gereon Rath den Besuch bei seinem Pflegesohn auf dem Nürnberger Parteitag nutzt, um sich für seinen Fall relevantes, brisantes Material zu verschaffen, sticht er in ein gewaltiges Wespennest – und die Wespen hatten ihn bereits zuvor im Visier. Denn er weigert sich, einen eigenartigen Unfall Unfall sein zu lassen, und findet Hinweise auf einen raffiniert eingefädelten Mord; dieser dürfte nicht der erste seiner Art sein. Schließlich zeigt sich, dass es sogar einen Zusammenhang mit dem Tod von Raths Schwiegervater gibt.

In "Marlow" tauchen allerlei alte Bekannte wieder auf, von denen etliche bei der SS oder anderen Nazi-Vereinigungen ihren Platz gefunden haben. Nicht wirklich überraschend gehört auch Johann Marlow dazu, der mächtige Unterweltkönig. In diesem Band lernt der Leser nun endlich dessen Geschichte kennen, und der eigentlich sehr ungleiche Kampf zwischen Rath und Marlow geht in eine neue, harte Runde.

Darüber hinaus entwickeln sich Raths komplexe Beziehungen zu seiner Frau Charly und zum Pflegekind Fritze teils fulminant weiter, wie gewohnt mit heftigen Auseinandersetzungen. Überhaupt läuft doch einiges "wie gewohnt", der Aufbau der einzelnen Bände ähnelt sich mit all dem Chef-Übergehen, Geheimnissen der Eheleute voreinander, die sie in Schwierigkeiten bringen, Deals mit Marlow oder seinem Chinesen und so weiter bis hin zu einem ordentlichen Cliffhanger. Trotzdem kommt auch dieser Fall geschickt konzipiert, mit sehr plastisch gezeichneten Charakteren, nicht abreißendem roten Faden, sorgfältig recherchiertem Hintergrund und reichlich Spannung daher. Abgesehen von der eigentlichen Handlung ist es packend zu beobachten, wie Rath unvermeidlich immer tiefer in den Nazisumpf gerät.
Titelgeber Marlow erhält hier ebenfalls sehr viel Raum, sodass dieser bislang ominösen Figur nun scharfe Konturen verliehen werden. Und wie immer geht es kreuz und quer durch das Vorkriegsberlin, bereichert um den Ausflug nach Nürnberg.

Ein starker siebter Band der Reihe, der neugierig auf die Fortsetzung macht!

Ein virtueller Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 30. Oktober 2018 | ISBN: 9783492055949 | Preis: 24,00 Euro | 522 Seiten | Sprache: Deutsch

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