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 Kommissar Adamsberg, Teil 9: Der Zorn der Einsiedlerin


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
In der Gegend von Nîmes in Südfrankreich sind zwei ältere Männer angeblich durch Bisse der Einsiedlerspinne gestorben. Kommissar Adamsberg von der Brigade Criminelle des 13. Pariser Arrondissements beginnt, sich für diese Tode zu interessieren, als er erfährt, dass die Spinne nicht aggressiv und das Gift eines einzelnen Exemplars nicht tödlich ist.

Adamsberg zieht Erkundigungen ein und stößt auf ein Waisenhaus, ebenfalls in der Nähe von Nîmes, das in den 1940er-Jahren von einer dort lebenden Jungen-"Gang" terrorisiert wurde. Ihre Spezialität bestand zunächst darin, anderen Jungen Einsiedlerspinnen in die Kleidung zu setzen. Die von den in Panik geratenen Spinnen ausgeführten Giftbisse führten zu bleibenden Behinderungen der Opfer. Und zwei der Täter von damals sind die aktuellen Spinnenbiss-Opfer.
Diese Erkenntnis lässt Adamsberg schließen, dass es sich um keinen Zufall handelt, wovon bislang ausgegangen wird, sondern um Mord. Und die Einsiedlerspinnen-Bande hatte noch ganz andere Taten auf dem Kerbholz. Wie es aussieht, sucht jemand nach später Rache.

Fred Vargas' Serien-Protagonist Jean-Baptiste Adamsberg wird von seinem Team aus dem Urlaub in Island zurückgeholt, weil dieses mit der Aufklärung eines bestialischen Mordes nicht weiterkommt. Ein Fall, den Adamsberg im Handumdrehen löst, doch dann fesseln ihn die beiden Spinnengift-Todesfälle, die von den Medien kräftig ausgeschlachtet werden. Nachdem er herausgefunden hat, dass die nun toten älteren Männer in dem Waisenhaus, in dem sie lebten, Teil einer brutalen und sadistischen Bande waren, die ihre Opfer mit Einsiedlerspinnen quälte, ergibt sich Rache als Mordmotiv, doch das WIE als Frage bleibt. Denn es scheint unmöglich, mehrere Dutzend der Spinnen - deren Giftmenge zum Töten zweier Männer nötig wäre - zu besorgen und sie auch noch dazu zu bringen, zu beißen und ihr gesamtes Gift zu entleeren.

Fred Vargas wäre nicht Fred Vargas, wenn sich nicht etliche falsche Fährten und neue Ansätze auftäten, bis Adamsberg, dem auch eine Auseinandersetzung mit einer schrecklichen, verdrängten Erinnerung nicht erspart bleibt, durch genaues Hinschauen und -hören und die Zusammenführung der so unterschiedlichen Fähigkeiten seiner Mitarbeiter auf die richtige Spur kommt. Die Wahrheit wird alle strapazieren. Denn was, wenn ein Mensch außer als Täter noch viel mehr als Opfer gesehen werden muss? Freilich kann sich der Hörer die Auflösung schon etwa ab der Mitte denken. Die Spannung bleibt trotzdem fast durchgehend erhalten.

Wie so oft ist Vargas auch einer scheinbar übersinnlichen Komponente nicht abgeneigt – wenn auch weniger als beim Vorgänger -, die sich freilich im Verlauf der Vermittlungen auflöst, jedoch zwischenzeitlich für eine enorm dichte Atmosphäre sorgt. Die Autorin versteht es meisterlich, Stimmungen zu erzeugen und zu vermitteln. Ob mit Hochdruck Fakten zusammengetragen und Zusammenhänge gesucht werden oder Spannungen im Team hochkochen, die wie gewohnt klar gezeichneten Protagonisten mit ihren Ecken und Kanten wirken stets authentisch. Zugleich setzt sich eine Entwicklung fort, die sich bereits angedeutet hat.

Sprecher Volker Lechtenbrink liest spannend und überzeugend, sodass Hörbuchfans voll auf ihre Kosten kommen. Wer Fred Vargas mag, wird auch von diesem neunten Hörbuch um Adamsberg angetan sein.

Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



CD | CD-Anzahl: 8 | Erschienen: 29. Oktober 2018 | ISBN: 9783837143089 | Laufzeit: 638 Minuten | Originaltitel: Quand sort la recluse | Preis: 23,00 Euro | Sprache: Deutsch

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