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 Der Mann, der vom Fahrrad fiel und im Paradies erwachte

Autoren: Roger Pihl
Verlag: Blanvalet

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Wie es Unfälle so an sich haben, erwischt der seinige Valdemar völlig unvorbereitet. Mit dem Fahrrad unterwegs zu einer Präsentation, die sein Start-up aus dem IT-Bereich für Kunden noch attraktiver machen wird, wird er unversehens vom Fahrer eines japanischen Elektroautos auf dem Radweg niedergemäht - aus rein ökologischer Sicht relativ korrekt, ökonomisch betrachtet sieht die Sachlage anders aus.
Ein ausgerenktes Schlüsselbein erfordert eine Operation. Die ist in diesem Krankenhaus mit Überstunden schiebenden Chirurgen nicht so leicht zu erhalten, wie Valdemar feststellt. Das macht aber nichts, denn er genießt zum ersten Mal seit vielen Jahren umfangreiche Fürsorge und möchte gar nicht so schnell entlassen werden.

Natürlich wird Valdemar dann doch operiert, und natürlich läuft die OP gut, und natürlich soll er bald das Krankenhaus verlassen. Da wird Valdemar aktiv, zumal er gerade dem Geheimnis des Hausmeisters auf der Spur ist, der allzu gern hinter Türen verschwindet, die es offiziell gar nicht gibt.

Valdemar fühlt sich wohl im Krankenhaus. Seit er seine Frau und sein Kind bei einem Unfall verloren hat, ist seine Arbeit sein Leben gewesen – ein IT-Start-up, das ihn bis an seine Grenzen gefordert hat. Nun findet er sich fremdbestimmt in einem Viererzimmer wieder mit Leidensgenossen unterschiedlichster Art, professionell aufmerksamen Krankenschwestern und einem Hausmeister, der dem Leibhaftigen allzu sehr ähnelt und auch sonst nichts Anziehendes an sich hat. Da ist der Putzmann, der mit Schmerztabletten dealt, und nicht zuletzt Palomma, die Taube, mit der sich Valdemar letztlich in Ermangelung menschlicher Gleichgesinnter anfreundet. Das freilich lange, bevor er das Geheimnis des Hausmeisters knackt und herausfindet, wohin manche offiziell nicht existente Türen und Gänge des von einer Schließung bedrohten Krankenhauses führen.

Aber seine Heilung verläuft zu schnell für seine Ansprüche. Die Arbeit vermisst er nicht, und es gibt Menschen, denen er in diesem Mikrokosmos Krankenhaus beistehen muss. Also fällt Valdemar aus seinem Bett und verletzt sich die zweite Schulter, er nimmt die falschen Tabletten und verirrt sich unmittelbar vor einer OP in den verwirrenden Gängen des Krankenhauses. Valdemar hat einigen neuen Freunden gegenüber eine Mission und startet daher einen Wettlauf gegen die Zeit.

Amüsant und bemüht, den Klamauk doch in seine Schranken zu verweisen, schildert der norwegische Autor Roger Pihl den unerwarteten neuen Werdegang seines Protagonisten. Der resultierende Roman ist witzig, voller Pep und unerwarteten Wendungen, fischt auch mal nach Tiefe und geht ans Herz. Nicht zu sehr. Pihl vollzieht eine Gratwanderung. Sie gelingt irgendwo zwischen Komödie und Entwicklungsroman. Und das Buch ist wirklich lesenswert, es amüsiert, kommt kreativ daher und hebt die Laune, ohne sehr zu fordern. Beste, dabei keineswegs seichte Unterhaltung!

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 18. März 2019 | ISBN: 9783734106989 | Originaltitel: Mannen som ikke ville hjem | Preis: 9,99 Euro | 413 Seiten | Sprache: Deutsch

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