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 DSA-Roman, Band 91: Sieben Winde

Serie: DSA-Roman, Band 91
Autoren: Matthias A. W. Ott
Verlag: Fantasy Productions

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Skalden sind Menschen, die mehr verstehen als andere" so sagt man über die Barden, Rechtskundigen und zugleich Geschichtenerzähler der Thowaler. Seit unzähligen Jahren ist es Thures Tor, der die berühmtesten Skalden hervorbringt, darunter auch Thure Hjamlarson, einer der größten seines Handwerks im Süden.
Wie allen Seemännern, von denen das Volk der Thorwaler wohl die meisten in ganz Aventurien stellt, ist es gerade hier den Leuten zu eigen, dass sie aufgrund der gefährlichen Lebensweise sehr genau auf Omen und Vorhersehungen achten. So ist es nicht verwunderlich, dass sich kein Pate für den jungen Asbahk Waskirsson finden will, nachdem viele Vorzeichen von dunklen Zeiten sprechen. Auch Asbahk selbst wurde in einer sehr düsteren und unheilverkündeten Nacht geboren, doch braucht er einen Paten für seine rituelle Aufnahme in die Ottajasko - die Waffen- und Schiffsgemeinschaft seiner Sippe. Unerwartet taucht Thure der Skalde auf und bietet sich als Pate für den Jungen an, doch macht er dies nur unter der Bedingung, dass der junge Mann ihm nach Thures Tor folgen und dort zu einem Skalden ausgebildet wird.
Unsicher ob der großen Ehre und der gleichfalls unsicheren Zukunft stimmt Asbahk zu und wird somit Schüler Thures, seines neuen Laerifadir. Er folgt diesem auf Thures Tor am Bodir, zwischen der Hafenstadt Thorwal und dem Orkland. Der Tor ist nur eine sehr kleine Siedlung, die ihr Ansehen nur durch die Skalden gewonnen hat, die sie hervorgebracht hat. Asbahks Laerifadir Thure erweist sich schon bald als sehr gestrenger und nie zufriedener Lehrmeister und somit beginnt für Asbahk der harte Weg des Lernens. Doch neben den Grundkenntnissen in Geschichtswissen, Musizieren und Rechtskunde erwartet das Skaldentum noch viel mehr von ihm, wie es für den Stand eines weisen Mannes notwendig ist.
Anfangs kann Asbahk dem Verhalten Thures nur wenig Bedeutung abgewinnen, und so zieht er mehr unwissend und hoffend als wissend durch die Lande Thorwals. Thure scheint ungute Zeichen wahrgenommen zu haben und will ihnen nachgehen, während die Swafnir-Kirche ihn um Beistand bei einem Problem mit einem aufwieglerischen Skalden aus dem Norden bittet, der sich "der Letzte Hjaldinger" nennt.
Der Hetmann der Hetleute hat große Pläne mit Thorwal und will die Gebiete vereinigt als Staat sehen, was dem Land viele Vorteile bringen möge, doch das Leben der Menschen hier deutlich verändern würde. Des Weiteren sehen sich einige als Abkömmlinge der Hjaldinger, die gegen die Cataranier, deren Abkommen die Horasier sind, zu kämpfen gedenken und in den heutigen Thorwalern nur verweichlichte Südländer sehen.
Asbahk muss lernen, mit all diesen Verantwortungen umzugehen, wenn er Skalde werde möchte, doch je mehr er erfährt und je mehr ihn seine fortschreitende Lehre offen legt, desto unsicherer wird er, ob er tatsächlich seiner Berufung folgen sollte. Schließlich scheint alles ins Wanken zu geraten, als er sich selbst dem Letzten Hjaldinger ausgesetzt sieht und zudem Menschen, die ihm immer mehr bedeuten, zu verlieren droht.

Matthias A.W. Ott erzählt in "Sieben Winde" die Geschichte eines Skaldenschülers und was das Schicksal für ihn vorgesehen hat. Das Herausragende an diesem Werk sind neben den detailreichen Beschreibungen der Umwelt und Lebensverhältnisse der Thorwaler die bestens recherchierten Hintergründe. Mit diesem Roman erhält der Leser eine sehr genaue und vielseitige Spielhilfe an die Hand, in welcher der Autor Lebensweise, Weltanschauung und Umstände des thorwalschen Lebens darlegt und erläutert.
Der Schreibstil ist hingegen etwas sehr eigen. Zwar versteht sich der Autor auf gelungene Formulierungen und schöne Beschreibungen mit metaphorischen Elementen, jedoch hemmt die überflüssige Anhäufung von Schachtelsätzen und Gedankeneinschüben den Lesefluss. Ähnlich ist dies bei der unüblichen Verwendungsart der wörtlichen Rede der Fall, die nach wenigen Wörtern bereits unterbrochen wird, um teilweise mehrere Nebensätze einzugliedern, bevor sie weitergeführt wird. Hieran muss sich der Leser vorerst gewöhnen, wofür er aber auch genügend Zeit hat. Der Erzählstrang des Romans nämlich weißt bis zur Hälfte keine besonders mitreißende Wendung auf, was sich auch bis zum sehr vorhersehbaren Schluss nicht wirklich ändert. Was der Autor durch Hintergrundwissen und Beschreibungen bravourös erarbeitet hat, leidet in Form des Romans zu stark an Ereignislosigkeit, was nur der Leser durch Interesse am Hintergrund aufwiegen kann.
Auch in diesem Werk findet sich die bekannte Aventurienkarte, sowie ein Personenregister. Was jedoch leider fehlt und bei einem solch detaillierten Werk schon fast Notwendigkeit gewesen wäre, ist das nur noch selten auftretende Sachregister der aventurischen Orte und Begriffe. Dafür trägt das Werk als eines der wenigen ein passendes und inhaltlich halbwegs angepasstes Cover.

Die Skaldengeschichte besticht mit absolut detailliertem und vielseitigem Hintergrundwissen und wird durch schöne Beschreibungen ergänzt, was jedoch den Mangel an Ereignissen und Wendungen innerhalb des Erzählstrangs nicht aufwiegen kann, so dass das Werk eher eine gute Spielhilfe für Thorwaler-Charaktere als ein spannender und unvorhersehbarer Roman sein könnte. Ein Werk wohl nur für Interessenten von Hintergrundwissen und Freunde schöner Beschreibungen.

Markus Bug



Taschenbuch | Erschienen: 01. Februar 2006 | ISBN: 3890644619 | Preis: 9,00 Euro | 376 Seiten | Sprache: deutsch

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