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 Red-Riding Quartett, Band 1: 1974

Serie: Red-Riding Quartett, Band 1
Autoren: David Peace
Übersetzer: Peter Torberg
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Brutalität
Spannung
Weihnachten 1974 verschwindet in Yorkshire, Nordengland, ein Mädchen. Der Gerichtsreporter Edward Dunford glaubt bei seinen Nachforschungen einen Zusammenhang mit zwei Mädchenmorden aus den letzten Jahrzehnten zu erkennen, steht allerdings mit dieser These relativ allein da. An einen Serienmörder will in der Grafschaft niemand glauben. Und so beginnt Dunford auf eigene Faust zu recherchieren - gegen die lauernde Konkurrenz in seiner Zeitungsredaktion und gegen die öffentliche Stimmung.

David Peace legt mit "1974" den ersten Teil des Red Riding Quartetts vor, das einige Kritiker auch als Yorkshire Noir Quartett bezeichnen. Der auf dem realen Fall des Yorkshire Rippers, eines britischen Prostituiertenmörders, basierende Roman erntete begeisterte Lobeshymnen in der Presse, vor allem wegen seines harten, schnörkellosen Stils und der düsteren Stimmung, die wie schwarzes Blut aus den Seiten tropft. In der Tat gleicht "1974" einem bösen Rausch.

Die knappe, verdichtete Sprache schafft eine Atmosphäre der Trostlosigkeit, und die schonungslose Darstellung der Morde, des Tätermilieus und des abgrundtiefen Sumpfs aus Korruption, Lügen und Karrieresucht, der den Urgrund eines ins Böse verzeichneten Yorkshire zu bilden scheint, schockiert auch in der deutschen Übersetzung von Peter Torberg. Verdient wurde Peace mit dem französischen "Grand Prix du Roman Noir" und dem Deutschen Krimipreis 2006 (verliehen vom Bochumer Krimiarchiv) ausgezeichnet, da es eben nicht nur den Serienmörder-Hype bedient, sondern auch soziale und psychologische Aspekte der Tat herausarbeitet.

Allerdings kann das Buch nicht jedem Krimifan empfohlen werden. Der nüchterne, rohe Stil des Briten dürfte nicht jedem gefallen, ebensowenig die Härte des Darstellung und die Abwesenheit jeglichen Hoffnungsschimmers. Die Gutmütigkeit und den milden Humor eines Henning Mankell wird man hier auf jeden Fall vergeblich suchen. Peace steigt nicht nur in die Abgründe der menschlichen Seele hinab, er planscht auch noch mit dreckigen Gummistiefeln in ihr herum. Nicht umsonst hat der Heyne Verlag diese (übrigens sehr modern gestaltete) Taschenbuchausgabe in seine neue Programmreihe "Heyne Hardcore" einsortiert.

Fazit: Ein Krimi ohne Gnade, ohne Hoffnung, ohne Erlösung. Grandios freudlos, aber mit Vorsicht zu genießen.

Hagen Hoffmann



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2006 | ISBN: 3453675088 | Originaltitel: Nineteen Seventy Four | Preis: 8,95 Euro | 383 Seiten | Sprache: deutsch

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